Dabei gehörten die ersten zwanzig Minuten eher den Schweizern. Danach kamen die Kroaten langsam aber sicher besser ins Spiel. Das erste Tor gelang aber schliesslich den Schweizern. Josip Drmic lässt Corluka mit einem Übersteiger aussteigen und schiesst mit seinem «schwächeren» linken Fuss satt in die linke Ecke.
Nur fünf Minuten später kommt der Ball zum Wolfsburger Ivica Olic, der völlig freistehend den 1:1-Ausgleich erzielen kann. Dass der Eckball keiner war und der Ball Olic an die Hand springt, kann über die mangelnde Zuordnung nicht hinwegtäuschen. Die Schweizer hatten das ganze Spiel über oft Probleme bei Standartsituationen.
Nach einem Befreiungsschlag von Steve von Bergen schaltet erneut der Nürnberg-Legionär Drmic am schnellsten und schliesst den Angriff mit einem platzierten Schuss ab.
Nach einem Pass in die Tiefe sieht Stephan Lichtsteiner für einmal gar nicht gut aus. Zuerst wird er auf dem falschen Fuss erwischt, danach hält sich Olic den Juve-Söldner clever vom Leib und trifft mit seinem starken linken Fuss mit Hilfe des Innenpfostens zum 2:2 Endstand.
Der 21-Jährige Schwyzer war die positivste Erscheinung für Nationalcoach Ottmar Hitzfeld. Hat die Schweiz mit dem Nürnberg-Topskorer endlich den Stürmer gefunden, der regelmässig trifft? Noch ist es zu früh für ein Urteil. Aber die Zwischenbilanz von Drmic lässt sich nun sehen: fünf Länderspiele, 184 Minuten, zwei Tore.
Die Schweizer Überlegenheit dauerte knapp 60 Minuten, zumindest so lange, bis das in Testspielen gewohnte eifrige Wechseln begann. Es ist daher aussagekräftig, dass der Schweiz vieles gelang in einem Spiel, das «die Phase des Feinschliffs im Hinblick auf die WM» einläutete, wie sich Ottmar Hitzfeld vor dem Spiel ausgedrückt hatte.
Es ist aber auch ärgerlich, dass sich die Schweizer in der ersten Stunde resultatmässig keinen Vorteil verschafften.
Dass die Schweizer am Ende arg um das Unentschieden zittern mussten, hatte mit den Wechseln zu tun. Kroatiens Coach Nico Kovac brachte von Bank frische Kräfte, die zur Top-Klasse des Weltfussballs gehören. Mario Mandzukic zum Beispiel, den Topskorer von Bayern München. Oder Luka Modric, den Spielgestalter von Real Madrid.
Wir haben Mühe, wenn Behrami nicht mehr da ist und viele Zweikämpfe gewinnt. Oder wenn Shaqiri nicht mehr zwei Spieler binden kann.
Sie sorgten für bessere Qualität im Spiel der Gäste, während bei den Schweizern ohne Ausnahme Spieler zweiter Wahl zum Einsatz kamen. Das Spiel bestätigte, was bereits der letzte Test im November in Südkorea (1:2) zu Tage gefördert hatte. Die Schweizer Mannschaft ist in Bestbesetzung fähig, einen Gegner vom Kaliber Kroatiens zu beherrschen, sie erleidet aber einen Leistungsabfall, wenn zu viele Stammkräfte nicht (mehr) im Einsatz sind. (syl/si)