Ein bestimmter Match zwischen YB und Cluj wird in Erinnerung bleiben. Am 10. Dezember 2020 ging es im Wankdorf um den Einzug in die K.o.-Phase der Europa League. Die Berner überzeugten nicht, mühten sich ab und gerieten nach 84 Minuten in Rückstand. Nach 91 Minuten faustete Clujs Goalie den Ball weg und traf dabei – offenbar ohne Absicht – Cedric Zesigers Kopf. Der Schiedsrichter zeigte auf den Penaltypunkt und dem Torhüter Rot.
Es war ein sehr fragwürdiger, wenn nicht falscher Entscheid. Die Rumänen tobten. Jean-Pierre Nsame traf vom Punkt, und später in der zehnminütigen Nachspielzeit erzielte Gianluca Gaudino gegen die entblösste Abwehr noch das 2:1. Die Young Boys verdienten sich das Glück zwei Monate später, als sie mit zwei bravourösen Leistungen in den Sechzehntelfinals Bayer Leverkusen ausschalteten.
Gerade jetzt scheint Cluj nicht mehr ganz so gut im Strumpf zu sein wie letzten Herbst. Die Mannschaft aus den Karpaten wurde im Frühling (wie YB in der Schweiz) zum vierten Mal in Serie Meister und grüssen auch in der neuen Saison von der Tabellenspitze der rumänischen Liga. Aber mit dem Einstieg in die europäischen Wettbewerbe harzt es. Nun steht für die Rumänen das «Spiel des Jahres» an, wie Stürmer Denis Alibec erzählt.
In der 1. Qualifikationsrunde der Champions League gegen den bosnischen Meister Borac Banja Luka kam man nur dank eines Tors in der 118. Minute des Rückspiels weiter. Danach setzte man sich gegen Lincoln Red Imps Gibraltar mit 2:1 und 2:0 durch, den Amateuren ein Tor und zahlreiche Torchancen gewährend. So warnt auch Cluj-Trainer Marius Sumudica: «Wenn unsere Abwehr gleich spielt wie gegen das Team aus Gibraltar, wird unser Schicksal gegen YB ein anderes sein.»
Im Rückspiel gegen die Lincoln Red Imps spielte für Cluj eine Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von mehr als 30 Jahren. YBs Cheftrainer David Wagner könnte von den ihm zur Verfügung stehenden Spielern nur zwei einsetzen, die dieses Alter erreichen oder übertreffen: Miralem Sulejmani (32) und Ersatztorhüter Guillaume Faivre (34). Alle anderen sind deutlich jünger.
Bei den vielen englischen Wochen in der Europacup-Qualifikation ist es für einen Cheftrainer nicht einfach, die Balance unter den Wettbewerben zu finden. Er kann nicht alle drei Tage aus der Mannschaft mit der bestmöglichen Aufstellung das Maximum herauszuholen. Wagner steht wie seinem Vorgänger Gerardo Seoane ein sowohl breites als auch ausgeglichenes Kader zur Verfügung, sodass er den Kräfteverschleiss verteilen kann. Für den Match gegen GC vom letzten Samstag (0:0) nominierte Wagner Christian Fassnacht und Ali Camara nicht. Beide werden jedoch möglicherweise in Rumänien wichtige Rollen innehaben. (nih/sda)