So etwas hat mein Holzauge noch nicht gesehen! Da will tatsächlich ein deutscher Fussballprofi das Land des vierfachen Weltmeisters verlassen und zu uns in die Schweiz in die Super League wechseln:
Zu behaupten, dass wir überrascht sind von der Schlagzeile, wäre die Untertreibung des Jahres. Sie scheint beim ersten Blick etwa so realistisch zu sein wie die Aussage eines 17-Jährigen aus Malaysia, der zum FC Wil wechselt und behauptet, es sei schon immer sein Traum gewesen, einmal im Leben für diesen Klub zu spielen.
Was also ist die Geschichte hinter der «Bild»-Schlagzeile? Ist da ein deutscher Fussballer derart gefrustet über das Abschneiden in der Nations League, wo Deutschland soeben abgestiegen ist? Will er deshalb in die Schweiz, in das Land der neuen Nummer 1 Europas?
Bei der Suche nach der Antwort dachte ich beim Namen des Spielers kurz: «Hm, Kreuzer. So einer spielte ja mal in Basel. Vielleicht …» Und zwei Klicks später ist klar: Ja, Niklas Kreuzer, das ist tatsächlich der Sohn des einstigen FCB-Verteidigers Oliver Kreuzer.
Der 25-Jährige spielt bei Dynamo Dresden in der 2. Bundesliga, zuletzt war er aber meist Ersatz und ist deshalb einem Wechsel nicht abgeneigt. Und weshalb ausgerechnet in die Schweiz?
Weil Kreuzer lange hier war. Klein-Niklas kickte beim FC Ettingen vor den Toren der Stadt, ehe er im Alter von 13 Jahren zum FC Basel wechselte. Den letzten Schritt zum Profi schaffte er nicht, weshalb er 2013 zu Rot-Weiss Erfurt ging und nach einer Saison weiter zu Dynamo. «Ich fühle mich extrem wohl in Dresden», sagt Kreuzer zwar.
Doch der 16-fache deutsche Junioren-Nationalspieler gibt zu, dass er auch einen Wechsel ins Ausland im Kopf habe. Und da sei die bevorzugte Destination klar: «In die Schweiz zurückzukehren, wäre auf jeden Fall ein Wunsch. Da bin ich aufgewachsen, alle Jugendfreunde wohnen dort.»
Rätsel gelöst. Wäre ja zu schön gewesen, wenn sich da einer dermassen über Deutschlands Abstieg aufgeregt hätte, dass er lieber in der Schweiz spielen würde …