Schweiz erfüllt die Pflicht – mehr nicht: «Haben uns das Leben selbst schwer gemacht»
Kurz vor Schluss durften die gut 8000 Zuschauer noch einmal jubeln, als der eingewechselte Mario Gavranovic mit seinem 7. Treffer im 22. Länderspiel mit dem 4:0 für den Schlusspunkt in einer zumindest phasenweise unterhaltsamen Partie und für ein versöhnliches Ende einer turbulenten Woche sorgte. Eine frohe Kunde traf zudem aus Tiflis ein, wo Georgien Dänemark ein torloses Remis abrang.
Nationaltrainer Vladimir Petkovic hatte sich ein frühes Tor gewünscht, Captain Granit Xhaka einen Kantersieg, um Selbstvertrauen zu tanken. Die Wünsche der beiden SFV-Exponenten erfüllten sich im nicht ganz ausverkauften Tourbillon zwar nicht, dennoch konnten beide am Ende mit dem Gebotenen einigermassen zufrieden sein, auch wenn sich Xhaka rund eine Viertelstunde vor Schluss ohne Einwirkung des Gegners an der Achillessehne weh tat und sich auswechseln liess.
📷🇨🇭 4:0 🇬🇮#SUIGIB#HoppSchwiiz #HopSuisse #ForzaSvizzera #HopSvizra pic.twitter.com/6viXfb86DX
— nationalteams_SFVASF (@SFV_ASF) September 8, 2019
Die Schweizer erfüllten ihre Pflicht gegen die Nummer 198 der FIFA-Weltrangliste mit Seriosität und dem nötigen Engagement. Sie traten von Beginn an dominant auf und zogen gegen die Amateure des am südwestlichen Zipfel Europas gelegenen Kleinstaat ein Powerplay auf. Ihre Überlegenheit konnten sie lange aber nicht in Tore ummünzen.
Edimilson Fernandes traf vor dem leeren Tor den Ball nicht richtig (6.), scheiterte am gegnerischen Keeper (15.) oder schoss kläglich über die Latte (35.), Loris Benito traf die Latte (16.). Und auch nach der Pause, als die Partie längst entschieden war und die SFV-Auswahl nicht mehr so inspiriert auftrat, vergab sie ein halbes Dutzend weitere gute Möglichkeiten.
Dass die Schweizer trotz schwacher Chancenauswertung nicht ins Zittern gerieten, hatten sie den Toren von Denis Zakaria (37.), Admir Mehmedi (43.) und Ricardo Rodriguez (45.) zu verdanken. Während Zakaria und Mehmedi mit dem Kopf trafen und dabei auch von den Schwächen des eingewechselten Gibraltar-Keepers Kyle Goldwin profitieren, traf Rodriguez mit einem herrlichen Flachschuss aus gut 25 Metern.
Die vier Schweizer Tore:
Petkovic nutzte die Gelegenheit, um Spielern aus der zweiten Reihe Einsätze zu gewähren. Im Vergleich zum 1:1 in Dublin gegen Irland hatte er vier Änderungen vorgenommen. Neben Fernandes, Benito und Mehmedi stand auch Albian Ajeti in der Startformation, während Remo Freuler und Kevin Mbabu auf der Bank Platz nahmen. Der verletzte Manuel Akanji und Haris Seferovic waren gar nicht ins Wallis gereist. Der Augsburger Ruben Vargas kam zu seinem Debüt in der A-Nationalmannschaft, neben Gavranovic erhielt auch Renato Steffen noch ein paar Minuten Einsatzzeit.
Die Stimmen zum Spiel:
Trainer Vladimir Petkovic:
Captain Granit Xhaka:
Die Atmosphäre um uns herum können wir nicht beeinflussen. Aber wir haben in diesen zwei Spielen bewiesen, dass wir uns dadurch auch nicht beeinflussen lassen. Wir machen viel richtig, und die Ergebnisse stimmen. Vielleicht müssten wir einmal ein Spiel verlieren, dann würde über anderes geschrieben. Wir werden die Probleme in den nächsten Wochen regeln, dann geht es im Oktober nur noch um das Sportliche.
Ich hoffe, dass meine Verletzung an der Achillessehne nicht so schlimm ist. Ich habe schon seit Wochen Schmerzen und blieb bei einer Aktion im Rasen hängen.»
Torschütze Admir Mehmedi:
Debütant Ruben Vargas:
Der letztlich klare Sieg und die anschliessende Ehrenrunde waren das versöhnliche Ende einer turbulenten Woche, in der viele Diskussionen aufflackerten, was dazu führte, dass Torhüter Yann Sommer an der Medienkonferenz vor der Partie einen Appell an die Medien richtete und diese aufforderte, dass «alle zusammen wieder auf den gemeinsamen Weg kommen».
Der freiwillige Verzicht von Xherdan Shaqiri hatte ebenso für Gesprächsstoff gesorgt wie die erneute Nicht-Nominierung von Captain Stephan Lichtsteiner. Hinzu kam die spielerisch mehr als dürftige Leistung in Dublin, als zum wiederholten Mal in der Schlussphase ein positives Ergebnis aus der Hand gegeben wurde. Gut ein Jahr nach den Turbulenzen im Nachgang der WM in Russland sind die Nationalmannschaft und der Verband noch nicht zur Ruhe gekommen.
Sportlich befindet sich die SFV-Auswahl nach der Hälfte der EM-Qualifikation aber weiterhin auf Kurs. Noch ist nichts Entscheidendes passiert, da die drei Direktbegegnungen zwischen der Schweiz, Dänemark und Irland alle Remis endeten. Die Länderspiele im Oktober werden im Kampf um die beiden EM-Tickets in der Gruppe entscheidend sein, wenn die SFV-Auswahl innerhalb von drei Tagen in Kopenhagen auf Dänemark und in Genf auf Irland trifft.
Der nächste Zusammenzug wird aber nicht nur aus sportlicher Sicht Klarheit bringen. Kehrt Shaqiri zurück, und wie erklärt er seinen Verzicht? Und was passiert mit Stephan Lichtsteiner? Erklärungen sind gefragt, ansonsten werden die Diskussionen wieder aufbrechen – Appelle hin oder her.
Es war heute aber auch ein guter Abend für die SFV-Auswahl, weil Konkurrent Dänemark auswärts gegen Georgien nicht über ein 0:0 hinauskam. Damit ist die Schweiz nach Verlustpunkten Leader der Gruppe D. Die vorentscheidenden Spiele um die direkte Qualifikation für die EM-Endrunde stehen im Oktober an. Dannzumal trifft die Schweiz zunächst auswärts auf Dänemark und danach in Genf auf Irland.
Die Telegramme:
Schweiz - Gibraltar 4:0 (3:0)
Tourbillon, Sitten. - 8318 Zuschauer. - SR Orel (CZE).
Tore: 37. Zakaria (Corner Xhaka) 1:0. 43. Mehmedi (Schär) 2:0. 45. Rodriguez 3:0. 87. Gavranovic (Mehmedi) 4:0.
Schweiz: Sommer; Elvedi, Schär, Rodriguez; Xhaka (74. Vargas); Mehmedi, Zakaria, Fernandes, Benito (65. Steffen); Embolo (55. Gavranovic), Ajeti.
Gibraltar: Coleing (25. Goldwin); Sergeant, Roy Chipolina, Joseph Chipolina, Olivero; Annesley; Anthony Hernandez, Walker, Andrew Hernandez (58. Coombes), Britto (68. Pons); De Barr.
Bemerkungen: Schweiz ohne Seferovic (wird Vater), Akanji, Klose, Sow, Zuber (verletzt), Drmic, Lichtsteiner und Shaqiri (nicht im Aufgebot). Länderspiel-Debüt von Vargas. 16. Lattenschuss von Benito. Verwarnung: 71. Joseph Chipolina (Foul).
Georgien - Dänemark 0:0
Tiflis. - SR Letexier (FRA).
Georgien: Loria; Kakabadse, Kaschia, Grigalawa, Tabidse; Aburjania (86. Gwilja), Kiteischwili; Okriaschwili, Ananidse, Vako; Kwilitaia (90. Dauschwili).
Dänemark: Schmeichel; Dalsgaard, Kjaer, Christensen, Larsen; Braithwaite, Höjbjerg (73. Schöne), Delaney; Eriksen; Poulsen, Dolberg (67. Gytkjaer). (pre/sda)
Die Tabelle:
Showdown im Oktober
Vladimir Petkovic im Interview
«Ja wir hätten noch viel souveräner sein müssen, mit so vielen Chancen. Aber ich muss sagen, ich bin zufrieden mit dem Sieg, da ist viel Positivität. »
Zu den neuen Spielern äussert sich der Coach wie folgt: «Die Spieler haben nicht immer die Möglichkeit sich durchzusetzen. Für sie ist jede Minute wichtig, die sie spielen. So können sie sich positiv oder negativ unter Druck setzen, können sich zeigen, ich schaue immer zu, und wir werden sehen, ob sie besser als die anderen 23 Spieler sind. »
Zum Ausrutscher von Dänemark hat Petkovic folgendes zu sagen:
«Das spielt keine Rolle. Es ist sicher positiv, dass sie die Punkte verloren haben, wir müssen im Positiven und Negativen auf uns schauen. Es gibt keine einfachen Gegner und keine einfachen Spiele. Das haben wir heute und auch gegen Georgien gesehen. Da kommen noch einige sehr schwierige Spiele. Vielleicht werden die Gegner noch mehr unter Druck stehen gegen uns. Wir müssen unsere Strasse weiterfahren. Mit noch mehr Positivität und Durchsetzungsvermögen. »
Zu den aufwühlenden letzten Tagen insbesondere Shaqiri und Lichtsteiner sagt Petkovic:
«Ich liebe alle. Ich werde sicher Kontakt mit allen haben. Wann und wie das passiert, ist schwierig zu sagen, wir müssen jetzt einmal abschalten und dann voll angreifen. »
Auch Debütant Vargas darf sich noch im Interview äussern
Es ging schon etwas schnell, ich brauche sicher noch zwei Tage um alles zu realisieren, aber ich geniesse es. »
Mehmedi im Interview
«Es war zuletzt wirklich keine Liebesbeziehung wegen der vielen Verletzungen. Es tut gut, wieder einmal von Anfang an dabei zu sein, gerade auch mit einem Tor. So spiele kann man eigentlich nur verlieren, es ist ein Pflichtsieg, ein Spiel, das man einfach gewinnen muss. Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht, nach zwei Minuten haben wir eine Hundertprozentige nicht gemacht, aber eben am Ende haben wir das 4:0 locker runtergespielt. »
Xhaka im Interview
Zu den aufwühlenden letzten Tagen meint Xhaka:
«Die letzte Woche war sehr intensiv, wir hatten eine sehr kurze Vorbereitung, konnten kaum richtig trainieren. Wir waren aber professionell, auch gegen so einen Gegner wie heute, der aber schwierig sein kann. Sechs Punkte wollten wir, das haben wir nicht geschafft, jetzt haben wir im Oktober zwei ganz, ganz wichtige Spiele.»
Zu den Medienberichten äussert sich der Arsenal-Spieler wie folgt:
«Leute schreiben und reden. Aber wir haben uns nichts anmerken lassen. Diese Mannschaft lässt sich nicht runterziehen.
Viel können wir nicht machen. Wir machen viel richtig, die Ergebnisse stimmen. Vielleicht müssen wir einmal ein Spiel verlieren, damit man etwas anderes schreibt. Es sind unnötige Dinge passiert in den letzten Wochen, wir können hoffen, dass es ab jetzt nur noch um Fussball geht. »
90' - Spielende
89'
88' - Tor - 4:0 - Schweiz - Mario Gavranovic
86'
85'
84'
Georgien - Dänemark 0:0*
Der Schweiz bleiben noch zehn Minuten um das Einreihen in eine illustre Gruppe zu verhindern
Gibraltar have only kept a clean sheet in the second half of matches against Armenia, Latvia, Liechtenstein and Macedonia in the last couple of years.
— 𝗙𝗼𝗼𝘁𝗯𝗮𝗹𝗹𝗦𝘄𝗶𝘀𝘀🇨🇭 (@FootballSwissEN) 8. September 2019
Over to you, Switzerland...#SUIGIB #EURO2020
Der hat den Kopf auch nur, damit es nicht in den Hals regnet.
80'
76'
77'
73' - Auswechslung - Schweiz
Ruben Vargas debütiert im A-Team
— nationalteams_SFVASF (@SFV_ASF) September 8, 2019
Vargas fait ses débuts avec l'équipe A
Vargas debutta in Nazionale A
*3:0#SUIGIB#HoppSchwiiz #HopSuisse #ForzaSvizzera #HopSvizra 🇨🇭⚽️💪 pic.twitter.com/WJXO0SCtvr
72'
70'
68' - Gelbe Karte - Gibraltar - Joseph Chipolina
68' - Auswechslung - Gibraltar
Ist wahrlich kein Genuss
Ungenaue Pässe, Bälle aus fünf Meter übers Tor hämmern.
65' - Auswechslung - Schweiz
65' 🔄
— nationalteams_SFVASF (@SFV_ASF) September 8, 2019
*3:0#SUIGIB#HoppSchwiiz #HopSuisse #ForzaSvizzera #HopSvizra 🇨🇭⚽️💪 pic.twitter.com/jml3OqPQzU
65'
62'
60'
60'
58' - Auswechslung - Gibraltar
56'
55' - Auswechslung - Schweiz
55' 🔄
— nationalteams_SFVASF (@SFV_ASF) September 8, 2019
*3:0#SUIGIB#HoppSchwiiz #HopSuisse #ForzaSvizzera #HopSvizra 🇨🇭⚽️💪 pic.twitter.com/RYMPkzZHS0
53'
51'
50'
48'
46'
Weitere Impressionen aus Sion
45' - Ende erste Halbzeit
45 + 3' - Tor - 3:0 - Schweiz - Ricardo Rodriguez
45 +1'
43' - Tor - 2:0 - Schweiz - Admir Mehmedi
42'
39'
37' - Tor - 1:0 - Schweiz - Denis Zakaria
35'
34'
Langsam aber sicher müsste ein Tor fallen ...
32'
30'
Die Aufstellung übrigens tatsächlich eher dieser Visualisierung ...
Bon vu la compo, Petko n'en a vraiment plus rien à foutre#SUIGIB pic.twitter.com/qgOgSQAovX
— CartonRouge.ch (@CartonRouge_ch) 8. September 2019
28'
27'
Nun lassen wird die Shaq-Affäre doch einmal ruhen ... aber ja, Recht hast du wahrscheinlich
24' - Auswechslung - Gibraltar
23'
21'
20'
15'
14'
11'
10'
9'
7'
6'
3'
2'
1' - Spielbeginn
Auch der Schweizer Psalm wird eher unkonventionell gespielt
#SUIGIB #Gibraltar #EuroQualifiers pic.twitter.com/S9Z2UWyffQ
— FootballGib SC ⚽️ (@FGScoreCentre) 8. September 2019
Die Teams sind auf dem Platz
C'est parti pour la première rencontre internationale officielle de l'histoire de Tourbillon 🇨🇭⚪🔴#SUIGIB #HopSuisse pic.twitter.com/Mp5vwE6Oyw
— FC Sion (@FCSion) September 8, 2019
Neben dem Spiel wohl die alles entscheidende Frage:
Wie heissen eigentlich die Einwohner von Gibraltar? 🤔#SUIGIB
— Roman Michel (@roeme_michel) 8. September 2019
Nach Verlustpunkten gleichauf
Zweifel an der Formation
Ajeti kommt also zum Handkuss
So sieht das auf dem Papier aus
ℹ️ How Switzerland & Gibraltar line-up for their first meeting...#EURO2020 pic.twitter.com/WCezgf4q1A
— UEFA EURO 2020 (@UEFAEURO) September 8, 2019
Die Aufstellung ist da!
Aufstellung | Composition | Formazione:
— nationalteams_SFVASF (@SFV_ASF) September 8, 2019
1 Sommer, 4 Elvedi, 7 Embolo, 10 Xhaka, 13 Rodriguez, 15 Ajeti, 17 Zakaria, 18 Mehmedi, 20 Fernandes, 22 Schär, 23 Benito
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Ein Kantersieg ist Pflicht
Unter Petkovic blieb die Schweiz tatsächlich unfehlbar, wenn sie als klarer Favorit in die Partie ging. In der EM-Qualifikation 2016 gab es gegen San Marino (4:0, 7:0), Litauen (4:0, 2:1) und Estland (3:0, 1:0) ebenso sechs Siege in sechs Spielen, wie in der WM-Qualifikation 2018 gegen Andorra (2:1, 3:0), Färöer (2:0, 2:0) und Lettland (1:0, 3:0). Und zum Start der laufenden EM-Kampagne siegte die Schweiz in Georgien 2:0.
Gegen Gibraltar fehlen nicht nur Lichtsteiner und Shaqiri, sondern auch Verteidiger Manuel Akanji (verletzte sich in Irland am Sprunggelenk) und Stürmer Haris Seferovic (wird Vater). Für sie könnten Mittelstürmer Albian Ajeti und Flügel Admir Mehmedi ins Team rücken. Es ist denkbar, dass Petkovic sein Team gegen Gibraltar in einem offensiveren 4-3-3 gruppiert. «In Irland waren wir schon sehr offensiv. In Sitten wollen wir noch mehr Druck ausüben – und am besten ein frühes Tor erzielen.»
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