Es war im Spätherbst, als Xherdan Shaqiri seinen Platz in der Offensive des FC Liverpool fand. Regelmässig durfte der Schweizer Nationalspieler stürmen, manchmal auch über 90 Minuten. «Shaq» stürmte mit Liverpool an die Spitze, er machte den Fans der «Reds» Freude und Trainer Jürgen Klopp natürlich auch. Es schien, als ob sich da zwei gefunden hätten.
Tempi passati. Nachdem er in der Premier League zuletzt sechs Mal ohne Einsatz hatte zuschauen müssen und erst am Wochenende für eine einzige Minute wieder mal auf den Rasen gedurft hatte, musste Xherdan Shaqiri auch gestern in der Champions League wieder 90 Minuten draussen bleiben. Dabei war in Porto einigermassen früh klar, dass Liverpool nach dem 2:0-Heimsieg weiterkommt. Am Ende siegten die Engländer mit dem Gesamtskore von 6:1.
Doch Shaqiri blieb einmal mehr die Rolle des Teamkollegen, der den anderen zu ihren guten Leistungen gratuliert. Vorne ist der Dreizack mit Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino gesetzt. Shaqiri balgt sich mit James Milner, Divock Origi, Daniel Sturridge, Jordan Henderson und Georginio Wijnaldum um Einsatzminuten – und hat zuletzt fast immer das Nachsehen.
Was ist los in Liverpool, dass der 80-fache Schweizer Nationalspieler plötzlich nicht mehr eingesetzt wird? «Es ist gar nichts los, alles ist gut, es ist überhaupt nichts vorgefallen», betonte Trainer Klopp im SRF-Interview nach dem Halbfinal-Einzug.
Der Coach hat die Qual der Wahl, die Konkurrenz in der Offensive ist gross. «Wir haben einfach Qualität da. Er hat ein bisschen Probleme gehabt mit der Leiste, aber er ist wieder top drauf. Alles wird gut. Er hat uns so viel schon geholfen und wird uns wieder helfen», ist Klopp überzeugt.
Liverpool tanzt immer noch auf zwei Hochzeiten. Nebst dem Champions-League-Halbfinal gegen den FC Barcelona träumt der rote Teil der Stadt gemeinsam mit vielen Fans rund um die Welt vom ersten Meistertitel seit 1990. Vier Partien sind noch zu spielen und es wird eng: Manchester City, das noch ein Spiel mehr austrägt, liegt nach Verlustpunkten um einen Zähler vorne.
Das Restprogramm scheint eher für Liverpool zu sprechen, deren höchstklassierter Gegner ist am letzten Spieltag Wolverhampton. Derweil spielen die «Citizens» am Samstag erneut gegen Tottenham und am nächsten Mittwoch im Derby gegen Manchester United.
Ob Shaqiri wieder ran darf, wenn es für Liverpool gegen Cardiff City oder Absteiger Huddersfield geht? Seine Fans in der Heimat drücken ihm die Daumen. Dass sie Klopps Entscheide nicht immer verstehen, kümmert den Trainer verständlicherweise wenig. «Kloppo» beendet seinen Monolog mit dem Satz: «Ihr dürft gerne ein bisschen sauer auf mich sein in der Schweiz, ich bin total froh, dass ich ihn hab'.»