Bescheiden, bodenständig, frei von Allüren – es sind Attribute, die Liverpool-Stürmer Mohamed Salah zugeschrieben werden. In Ägypten lässt er Schulen, Krankenhäuser und Fussballplätze bauen. In seiner Heimat ist der 26-Jährige so populär, dass er bei den Präsidentschaftswahlen 2018 mehr als eine Million Stimmen auf sich vereinigte, obschon er gar nicht zur Wahl stand.
Seine Tore, und von denen gibt es viele, zelebriert Salah regelmässig mit dem Sudschūd (arabisch für Niederwerfung). Dabei berühren sieben Punkte des Körpers gleichzeitig den Boden: der Kopf, beide Hände, beide Knie, beide Füsse. Als Gläubiger ist Mohamed Salah auch ein Hoffnungsträger. Er soll dem Islam ein freundlicheres und progressiveres Gesicht geben.
Zuletzt wurde Salah bei einem Gastspiel Liverpools gegen Chelsea das Opfer rassistischer Schmähgesänge, die ihn als «Bombenleger» bezeichneten. Liverpool reagierte geschockt auf das Video. Es zeige «abscheuliche, diskriminierende Gesänge» und sei «gefährlich und verstörend». Anfang Jahr war Salah Opfer islamophobischer Äusserungen geworden.
Dieser Tage wurde er vom «Time Magazine» in die Top 100 der einflussreichsten Menschen der Welt gewählt. Dort fordert Salah, der von 2012 bis 2014 beim FC Basel spielte, ehe er für 20 Millionen Franken zu Chelsea wechselte, ein verändertes Frauenbild im Islam. Er sagt: «Wir müssen den Umgang mit Frauen in unserer Kultur ändern. Daran führt kein Weg vorbei.»
.@MoSalah has been named one of @TIME Magazine's 100 Most Inflential People of 2019.
— MUNDIAL (@MundialMag) 17. April 2019
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Welche Veränderungen er sich wünscht, führte Salah hingegen nicht konkreter aus. Er sagte nur: «Ich unterstütze Frauen mehr, als ich es zuvor getan habe. Und ich bin der Ansicht, dass Frauen mehr verdient haben, als wir ihnen derzeit geben.»
Bei seinem Verein Liverpool und den Anhängern hat Salah hingegen bereits viel für ein besseres Bild des Islam geleistet. Sie schrieben die Zeilen des Hits «Good Enough» von Dodgy aus dem Jahr 1996 um und singen: «If he's good enough for you he's good enough for me, if he scores another few then I'll be Muslim too. If he's good enough for you he's good enough for me, he's sitting in the mosque that's where I wanna be.» Sinngemäss: «Sollte Salah noch mehr Tore erzielen, würden sie zum Islam übertreten und mit ihm zusammen in der Moschee beten.»
Die Stadt Liverpool steht im Ruf einer weltoffenen Stadt. Es ist auch die Heimat von William Quilliam, der 1887 als erster Brite zum Islam konvertierte. Zwei Jahre später gründete er dort die erste islamische Gemeinde und eröffnete die erste Moschee Englands. So gesehen ist es eine schicksalhafte Fügung, landete Salah vor zwei Jahren via Basel, Chelsea, Florenz und Rom beim FC Liverpool, der dank seiner Tore vom ersten Titel seit 1990 träumt.
Diese Woche lancierte die spanische Zeitung «As» das Gerücht, Salah habe nach einem Streit mit Trainer Jürgen Klopp um die Freigabe gebeten und wolle Liverpool in Richtung Spanien verlassen. Doch so bald wird Salah seine Zelte wohl nicht abbrechen. Sein Berater Ramy Abbas Issa reagierte mit folgendem Satz: «Ich sehe, die ‹AS› spricht wieder aus dem Hintern.»
Talking out of their AS again I see.
— Ramy Abbas Issa (@RamyCol) 17. April 2019
Ich hoffe jedoch stark, dass dies nicht nur rein auf Frauen bezogen ist sondern generell das Thema Toleranz im Islam anspricht.
Vielleicht follgt ja eine Entschuldigung für damals als er sich weigerte jüdischen Spielern die Hand zu geben?