Joachim Löw nimmt erstmals Stellung zum Rauswurf von Hummels, Müller und Boateng.Bild: EPA/EPA
Joachim Löw hat heute sein Kader für die ersten beiden Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2019 bekanntgegeben. Für die Duelle gegen Serbien (Testspiel) und die Niederlande (EM-Qualifikation) hat der Bundestrainer mit Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klostermann drei Neulinge nominiert, an der Pressekonferenz musste sich der Bundestrainer aber vor allem für seine Ausbootung der Weltmeister Mats Hummels, Thomas Müller und Jérôme Boateng rechtfertigen.
Joachim Löw über ...
... den Rauswurf der Weltmeister:
«Ich möchte noch ein paar Dinge klarstellen. Wir haben uns viele Gedanken gemacht und überlegt, wie soll die Mannschaft 2020 aussehen. Wir haben Entscheidungen getroffen, die sind bekannt. Das war ein Prozess, solche Entscheidungen trifft man nicht von heute auf morgen. Dass es Veränderungen geben wird und muss, war für uns klar. Wir haben unvergessliche Momente miteinander erlebt. Sie haben meine allergrösste Wertschätzung und es ist mir emotional sehr schwer gefallen. Aber wir müssen Entscheidungen für die Zukunft treffen.»
... über den Grund für den Kaderschnitt:
«Natürlich haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie sieht unser Spiel der Zukunft aus. Grundsätzlich: Ballbesitz und Dominanz werden weiter Bestandteil bleiben. Aber ich will mehr Dynamik und mehr Zielstrebigkeit. Spieler, die handlungsschneller sind. Wir wollen uns den Gegner wieder so zurechtlegen, wie wir das brauchen. Unser Spiel ist zuletzt immer berechenbarer geworden und war von einer gewissen Langsamkeit geprägt.»
... über die Endgültigkeit seiner Entscheidung:
«Ich wollte keinen Eiertanz, sondern Ehrlichkeit. Ich habe sie nicht aus der Nationalmannschaft verbannt. Ich plane nur Quali und EM ohne sie, weil ich möchte, dass sich unsere jungen Spieler weiterentwickeln können.»
Sané, Kehrer, Gnabry, Werner und Co. – sie sollen bei Deutschland das Ruder übernehmen.Bild: AP/AP
... die Art und Weise des Kaderschnitts:
«Ich wollte auf keinen Fall zu viele Leute vorab über unsere Pläne informieren. Die Gefahr ist zu gross, dass etwas durchsickert. Wir sind nach München geflogen, haben die Bayern-Bosse informiert. Die Spieler sollten es von mir persönlich erfahren, das war mir das Aller-, Allerwichtigste. Ich hätte mich geschämt, wenn etwas durchgedrungen wäre. Grundsätzlich kann ich nachvollziehen, wie gross die Enttäuschung der drei Spieler ist. Das haben sie mir auch zum Ausdruck gebracht, denn sie haben immer gern für Deutschland gespielt.»
... den Zeitpunkt des Kaderschnitts:
«Vor der EM-Qualikation ist der richtige Zeitpunkt für Veränderungen. Andere müssen jetzt in die Verantwortung reinwachsen. Wenn ich schaue: Wer soll bei der EM welche Rolle erfüllen? Ich rede mit den betroffenen Spielern.»
... über Müllers Video-Botschaft:
«Das hat mir nichts gemacht. Klar, dass die erste Reaktion enttäuschend war. Aber es steht nichts zwischen uns und belastet unser Verhältnis.»
... die Kritik an seiner Person:
«Mich persönlich belastet die ständige Berichterstattung über mich nicht. Ich treffe die Entscheidungen aus Überzeugung, nicht wie die Leute das gerne hätten. Da lasse ich mich nicht beeinflussen.»
... mögliche neue Führungsspieler:
«Wenn ein Spieler Anfang 20 ist, ist er viel mit seiner Leistung beschäftigt. Als Führungsspieler musst du erst in diese Rolle wachsen. Ich sehe da Potential bei Leon Goretzka und Joshua Kimmich beispielsweise. Manche Spieler müssen den nächsten Schritt noch machen.»
... die Nummer-1-Frage im Tor:
«Manuel Neuer ist unsere Nummer 1. Das ist immer noch so. Er ist unser Kapitän. Neuer muss seine Leistung aber bringen. Es gibt auf jeder Position einen Leistungskampf. Marc-André Ter Stegen, der auf Weltklasse-Niveau spielt, wird seine Chancen bekommen. Die werde ich ihm in diesem Jahr einräumen.»
Ter Stegen schielt schon länger auf die Nummer-1-Position von Neuer.Bild: Bongarts
... die Nicht-Nomination von Götze:
«In der Offensive bin ich mit der Auswahl sehr zufrieden. Deshalb war Mario für mich für die beiden Partien keine Option. Aber ich habe registriert, dass er in letzter Zeit gut gespielt hat. Auch Jonas Hector habe ich im Blick. Der macht seine Aufgabe auf links bei uns in der Viererkette hervorragend. Im Moment sehe ich andere etwas weiter. Hector ist aber weiter im weiteren Kreis dabei.»
... die Lage des deutschen Fussballs:
«Andere Nationen haben uns in gewissen Bereichen überholt. Wir haben viele Gespräche mit der Liga geführt, zum Beispiel über die Ausbildung. Die Gespräche dazu laufen schon länger. Wir werden keine Spieler haben, die noch schneller und noch ausdauernder sind. Die Grenze ist erreicht. Wir müssen im kognitiven Bereich mehr ausbilden.»
(pre)
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quelle: keystone / manu fernandez
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