In Kasan kommt es zum ersten direkten Vergleich zweier früherer Champions: Frankreich, der Weltmeister von 1998, gegen Argentinien, den Gewinner der Turniere von 1978 und 1986. Einer wird auf der Strecke bleiben, im gleichen Stadion, in dem sich am Mittwoch Titelverteidiger Deutschland so unerwartet früh verabschiedet hat.
Frankreich wie Argentinien wissen viele Weltstars in ihren Reihen, beide können spektakulären Fussball bieten, doch beide haben in der Vorrunde sehr wenig geglänzt. Die Südamerikaner schienen nach dem 0:3 gegen Kroatien bereits auf dem Heimweg, derweil die Franzosen in ihrer Gruppe zwar ungefährdet blieben, aber in allen drei Partien vor allem in der offensiven Zone einen schläfrigen Eindruck hinterliessen. Ganze zwei Tore gelangen ihnen aus dem Spiel heraus. Trainer Didier Deschamps, der vor seinem 80. Spiel als Nationalcoach steht und damit den bisherigen Rekordhalter Raymond Domenech übertrifft, konnte das nicht gefallen.
Dass der französische Motor so stotterte, wurde vor allem Antoine Griezmann angelastet. Der Stürmer von Atlético Madrid kam bisher kaum in die Gänge, dreimal wurde er jeweils in der zweiten Halbzeit ausgewechselt. «Ich bin sicher, mein gewohntes Level noch zu erreichen», sagt Griezmann, «schon an der EM vor zwei Jahren lief es mir erst ab der K.o-Phase gut.» Dort hatte er sich noch die Torschützenkrone geholt.
Viel wird für die Franzosen davon abhängen, wie sie dem Wirken von Lionel Messi standhalten. Auch der Weltstar aus Argentinien erfüllte die Erwartungen bisher kaum, sein einziges Tor beim 2:1-Sieg gegen Nigeria offenbarte aber seine ganze Brillanz. Wie er einen weiten Pass mit dem Oberschenkel annahm, sich danach den Ball vorlegte und in die Maschen drosch – das war Fussballkunst pur.
«Einer allein kann ihn nicht stoppen», sagt Frankreichs Verteidiger Presnel Kimpembe, «man muss es im Kollektiv machen.» Auch Samuel Umtiti, Messis Klubkollege in Barcelona, weiss natürlich um die Gefährlichkeit des argentinischen Stars im Eins-zu Eins. Er sagt aber auch: «Lionel hat im Nationalteam nicht dieselben Mitspieler, die Spielweise von Barcelona ist anders.» Erstaunlich: Noch an keiner WM hat Messi in einer K.o.-Runde ein Tor geschossen.
In der Vergangenheit stand Messi immer Deutschland vor dem grossen Triumph. 2006 und 2010 scheiterten die Argentinier im Viertelfinal, vor vier Jahren in Brasilien verloren sie das Endspiel.