Sport
Fussball

Da lacht sich Brasilien kaputt – Fans mit Tickets bleiben zuhause, statt die Schweizer Nati in Weggis zu unterstützen

Regenschirme und viele leere Plätze. Der Zuschaueraufmarsch in Weggis hält sich in Grenzen.Bild: freshfocus
Lahmer Aufmarsch

Da lacht sich Brasilien kaputt – Fans mit Tickets bleiben zuhause, statt die Schweizer Nati in Weggis zu unterstützen

Nach 25 Minuten waren alle Tickets für das Trainingscamp der Schweizer Nati in Weggis vergriffen. Vor Ort fällt der Fanaufmarsch aber bescheiden aus. Die Verantwortlichen sind trotzdem zufrieden damit.
27.05.2014, 17:4224.06.2014, 13:19
Alex Dutler
Folge mir
Mehr «Sport»

Der Hype um die Gratistickets für das Trainingscamp der Schweizer Nati kannte Anfang Mai keine Grenzen. Der Internetserver musste nach wenigen Minuten abgeschaltet werden, weil aus dem In- und Ausland bereits 3000 Bestellungen eingetroffen waren. 

Bei Weggis Tourismus standen hunderte Anhänger Schlange, um sich die begehrten Eintrittskarten zu sichern. Nach nur 25 Minuten war das frei verfügbare Kontingent von knapp 5000 Tickets restlos vergriffen.

Wer leer ausging, brauchte Glück, Beziehungen oder ein dickes Portemonnaie. Die restlichen Karten wurde via Sponsoren und Wettbewerbe von Medienpartnern unters Volk gebracht. Und im Internet versilberten einige Anbieter die Gratisplätze für harte Schweizer Franken.

Dieser Anbieter hat auf ricardo.ch 65 Franken für vier Gratistickets kassiert.
Dieser Anbieter hat auf ricardo.ch 65 Franken für vier Gratistickets kassiert.Bild: ricardo.ch

Die Zuschauer bleiben zuhause

Nach der Hälfte der öffentlichen Trainingseinheiten in Weggis hat sich die Euphorie kräftig relativiert. Die Thermoplan-Arena bietet Platz für 1700 Zuschauer. Beim Auftakt am Montagmorgen ist sie nur zu knapp einem Drittel gefüllt. 

Auf die tierischen Besucher ist Verlass.Bild: KEYSTONE

Belebter wird die Szenerie am Nachmittag. Vor allem dank zahlreicher Schulklassen, die ihren Lieblingen Shaqiri, Benaglio und Drmic zujubeln, sind mehr als die Hälfte der Ränge im schmucken Kleinstadion am Vierwaldstättersee belegt. Am Dienstag ist das öffentliche Morgentraining stimmungsmässig wieder eine triste Angelegenheit. Im Regen verlieren sich noch weniger Fans auf den Tribünen als am Tag zuvor.

Ronaldinho zaubert auch am Vierwaldstättersee.Video: Youtube/xklimanex

Kein Vergleich mit Brasilien 2006

Das Team von Ottmar Hitzfeld kann deutlich weniger Fans mobilisieren als die brasilianische Equipe bei ihrem Gastauftritt vor der WM 2006. Damals verwandelten täglich bis zu 6000 Fans der «Seleção» das 3900-Seelen-Dorf in eine Samba-Meile. Ronaldinho, Kaka oder Adriano verzauberten die Fans täglich mit Kabinettstückchen und Showeinlagen. Noch heute erinnert eine Inschrift beim Brunnen im Dorfkreisel an den südamerikanischen Besuch. Für die Gäste endete die anschliessende WM aber mit einem Desaster – sie schieden nach einem 0:1 gegen Frankreich bereits im Viertelfinal aus.

Der brasilianische Wanderzirkus begeistert 2006 zahlreiche Fans in Weggis.Video: Youtube/SWISSelBURRO

Die Spieler freuen sich über die anwesenden Fans

Wohl auch in Erinnerung an das brasilianische Event haben sich die Nati-Verantwortlichen rund um Ottmar Hitzfeld dieses Jahr dafür entschieden, in Weggis sechs öffentliche Einheiten abzuhalten. Stephan Lichtsteiner ist darüber erfreut: «Es ist schön, an einem solch wunderbaren Ort wieder einmal vor Fans zu trainieren. Das hebt die Stimmung im Team und das tut gut. In Italien wäre das nicht möglich, da stünden 20'000 Fans auf der Matte.» Andere Nationalmannschaften, wie etwa Deutschland, schotten ihre Trainingscamps in diesem Jahr hermetisch von der breiten Öffentlichkeit ab. 

Wer gekommen ist, hat gute Chancen auf ein Autogramm. Ottmar Hitzfeld nimmt sich Zeit für die Fans.Bild: freshfocus

«Wenn das Partyvolk zuhause bleibt, dann sind nur Leute hier, die sich wirklich für das Training interessieren.»

Warum also bleiben so viele Schweizer Fans zuhause? Mediensprecher Marco von Ah: «Die Tickets sind alle weg, wir können den Leuten nicht hinterhertelefonieren. Offenbar ist die Disziplin bei den Zuschauern nicht so gross. Wenn es schön ist, geht man lieber in die Badi, wenn es regnet bleibt man zuhause.»

Unglücklich ist man bei der Nationalmannschaft über den ausbleibenden Grossaufmarsch der Zuschauer aber nicht: «Für uns ist es so optimal. Wenn Ottmar Hitzfeld mit dem Megafon herumlaufen müsste, dann wäre alles viel komplizierter. Wenn das Partyvolk zuhause bleibt, dann sind nur Leute hier, die sich wirklich für das Training interessieren, und wir können konzentrierter arbeiten.»

Anders ist die Stimmung bei den Betreibern der zahlreichen Verpflegungsständen auf der Fanmeile. Offiziell möchte sich niemand beschweren, aber der Umsatz bleibt bisher unter den Erwartungen. Man hofft auf besseres Wetter und einen Grossaufmarsch am nächsten Wochenende.

Die restlichen Trainings der Schweizer Nati in Weggis
- Mittwoch, 28. Mai 2014, um 10 Uhr 
- Samstag, 31. Mai 2014, um 11 Uhr

- Sonntag, 1. Juni 2014, um 10 Uhr
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Fiala trifft und verhilft den Kings zum Ausgleich in der Serie gegen Edmonton
Die Los Angeles Kings mit Torschütze Kevin Fiala gleichen in der NHL im Playoff-Achtelfinal gegen die Edmonton Oilers aus. Das Team aus Kalifornien gewinnt das zweite Auswärtsspiel 5:4 nach Verlängerung.

Diesen Sieg verdienten sich die Kings redlich – in einem Spiel, in der sie nie in Rückstand gerieten. Adrian Kempe, vor sechs Jahren Teil von Schwedens Team, das im WM-Final die Schweiz 3:2 nach Penaltyschiessen bezwungen hatte, brachte Los Angeles im ersten Drittel 2:0 in Führung. Nach den ersten 20 Minuten lagen die Gäste 3:1 vorne.

Zur Story