Europas Taubensport muss einen herben Verlust verkraften. Die beste Langstreckentaube des letzten Jahres, Armando, wechselt vom belgischen Schlag von Joël Verschoot nach – wie könnte es anders sein – China.
Während des zweiwöchigen Transferfensters lieferten sich zwei chinesische Teams einen regelrechten Bietkrieg. Die Angebote von XDDPO und Champ Team erreichten schwindelerregende Höhen. Am Ende machte «XDDPO» das Rennen.
Der chinesische Schlag lässt sich Armandos Dienste 1'421'000 Franken kosten – das ist eine neue Rekordablösesumme für Renntauben. Armando gilt als GOAT der Langdistanztauben: Greatest of all time.
Wer sich hinter dem geheimnisvollen Bieterpseudonym XDDPO verbirgt, ist unbekannt.
Wie viele Spitzentauben folgt Armando dem Ruf der chinesischen Kaufkraft. 2017 wechselte bereits Nadine für 454'000 Franken in den Schlag des Immobilientycoons Xing Wei. Als 2013 Bolt für 350'000 Franken nach China wechselte, bekundete der Star zusammen mit 1600 anderen Landstauben Einreiseprobleme. Erst das Eingreifen des belgischen Botschafters entspannte die Situation.
Man kann davon ausgehen, dass chinesische Taubenrenn-Fans leider nie live in den Genuss von Armandos Flugkünsten kommen werden. Der Gegenwindspezialist mit erstaunlicher Spannweite wird in China nur noch für die Zucht eingesetzt. Und das, obwohl sich Armando in hervorragender Form befindet. Er gewann seine letzten drei Rennen, die 2018 Ace Pigeon Championship, das 2018er Angoulême und die 2019er Langdistanz-Olympiade gegen mehrere tausend Vögel. «Worte können diesen fantastischen Vogel nicht beschreiben», erklärte Ex-Besitzer Verschoot. «Es tut weh, ihn ziehen zu lassen. Aber vielleicht gelingt es uns, in den nächsten Jahren wieder einen Armando hier aufzuziehen.»
Der chinesische Taubensport lockt immer wieder mit viel Geld, steht aber wegen Doping und Betrügereien auch in Verruf.
2018 wurden die zwei chinesischen Schlagbesitzer Gong und Zhangh zu drei Jahren auf Bewährung verurteilt. Sie hatten beim 16. Shanghai Homing Pigeon Race über 750 Kilometer ihre Tauben mit einem Hochgeschwindigkeitszug ins Ziel gebracht und damit prompt das Siegerpreisgeld von 160'000 Franken gewonnen.