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Interview

Viktor Giacobbo und Beni Thurnheer im Interview vor dem Cup-Halbfinal

Switzerland, Winterthur, July 5th 2023: Fans in the stands during the International Friendly, Länderspiel, Nationalmannschaft football match between Switzerland and Morocco at Stadion Schützenwiese in ...
Auf der Schützenwiese kämpft der FC Winterthur gegen Servette um den Einzug in den Cupfinal.Bild: www.imago-images.de
Interview

Viktor Giacobbo: «Schreiben Sie es genau so: Beni ist auch eine Nutte»

Viktor Giacobbo und Bernard Thurnheer sind die beiden vielleicht berühmtesten Winterthurer. Nun steht ihr Heimverein im Cup-Halbfinal gegen Servette. Sie sprechen über die Liebe zum FCW, die unterschätzte Stadt und ihr neues Leben.
28.04.2024, 15:0229.04.2024, 07:42
Etienne Wuillemin / ch media
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Sie beide sind die grössten Berühmtheiten von Winterthur. Haben Sie Angst vor Konkurrenz, jetzt, wo die Fussballer des FC Winterthur eine so tolle Saison spielen?

Viktor Giacobbo: Meine Berühmtheit geht mir am Arsch vorbei. Ich bin Fan des FCW, gehe hin und wieder an einen Match und bin stolz auf den Klub. Aber ich bin kein Fussballexperte im Unterschied zu dem, der da neben mir sitzt und glaub Beni heisst.

Bernard Thurnheer: Durch mein Leben zieht sich der FC Winterthur wie ein roter Faden. Ich bin da zur Welt gekommen, 1949, ich bin da aufgewachsen. In der Arbeiterstadt Winterthur, wo um 23.30 Uhr Polizeistunde war, damit man anderntags fit ist für die Arbeit. Es war kulturell absolut nichts los, das einzige Ereignis: ein Fussballspiel alle 14 Tage. Darum ging ich halt, quasi notgedrungen, ins Stadion.

Giacobbo: Halt, halt, vielleicht war in der Kultur, in der du lebtest, nichts los. Anderes hast du einfach nicht so wahrgenommen.

Thurnheer: Vielleicht war das Marketing zu wenig gut.

Giacobbo: Den Begriff «Arbeiterstadt» verwenden sonst ja gerne die Stadtzürcher, um sich ein bisschen abzuheben, weil sie ja schon immer eine «Weltstadt» waren und darum auch heute noch in helle Aufregung geraten, wenn einmal ein internationaler Star nach Zürich kommt (lacht). Winterthur hat sich aber ziemlich entwickelt - und da gehört der FCW dazu. Es ist zwar die sechstgrösste Stadt - und trotzdem immer ein bisschen Underdog, was eigentlich noch gut ist.

Warum?

Giacobbo: Weil da Zurückhaltung mitschwingt. Zürich war für uns immer Naherholungsgebiet. Mal eine grössere Stadt für zwischendurch. Aber gewohnt hat man immer gerne hier.

Thurnheer: Genau so ist es.

Macht der FC Winterthur gerade jene Entwicklung durch, welche die Stadt schon hinter sich hat. Chic und hip statt Working Class?

Thurnheer: Ich glaub nicht, dafür gibt es andere Fussballvereine. Der FC Winterthur ist wirklich der Klub vom Volk. Es gibt zum Beispiel Pfadi Winterthur, das im Handball erfolgreicher ist, aber das erinnert mich dann eher an eine Blase.

Giacobbo: Die «bürgerliche Sport-Elite»! Mit zahlungskräftigen freisinnigen Supportern und Politikern.

ARCHIVBILD ZUM COMEBACK VON GIACOBBO/MUELLER BEIM ZIRKUS KNIE, AM DIENSTAG, 21. AUGUST 2018 - Portrait of Viktor Giacobbo, author, comedian, moderator and actor, taken in Zuerich, Switzerland, on Dece ...
Die FCW-Fans sind anders, findet Viktor Giacobbo. Bild: KEYSTONE

Thurnheer: Das ist ja das eigentliche Drama des FC Winterthur. Jede Stadt hat einen Multimillionär, der den Fussballklub finanziert und hochbringt. Winterthur hatte diesen auch, Peter Spälti, den CEO von der Winterthur Versicherungen. Dummerweise war er aber ein Handballer. Anstatt dass er aus dem FC Winterthur einen Grossklub gemacht hätte, tat er das mit Pfadi Winterthur. Aber mehr als 3000 Zuschauer auf einmal haben Pfadi Winterthur noch nie spielen sehen …

Giacobbo: Wer FC Winterthur denkt, muss zwingend Andreas Mösli sagen. Er hat den Klub geprägt. Er kommt aus der linksalternativen Kulturszene, das gibt's sonst kaum in der Schweiz, darum auch die Vergleiche mit dem FC St.Pauli. Und das zeigt sich auch heute noch mit den Grundsätzen, wie heissen sie? Toleranz …

Thurnheer: Jawohl, Friede, Freiheit, Fussball!

Giacobbo: Toll! Es zeigt sich auch darin, wie sich die FCW-Fans von den gewalttätigen Fans anderer Klubs unterscheiden.

Ist es denn möglich, dass der FCW diese Gepflogenheiten weiter in sich tragen wird und nicht vom mit Millionen durchtränkten Fussballbusiness verschlungen wird?

Giacobbo: Es wäre schön, wenn er so bleiben würde!

Thurnheer: Es geht gar nicht anders. Um jetzt allen Winti-Fans einen Stich ins Herz zu geben: Winterthur ist die Super-League-Mannschaft mit dem kleinsten Budget - und wird es auch bleiben. Das heisst, am Ende dieser Saison, mit Cupsieg und drittem Rang in der Meisterschaft, werden uns die YBs und Basels und FCZs alle guten Spieler wegkaufen - und nächstes Jahr werden wir wieder gegen den Abstieg kämpfen.

Giacobbo: Deshalb kann man das Engagement der Sponsor-Familie Keller nicht hoch genug einschätzen. Sie haben den Klub schon unterstützt, als es noch nicht im Mindesten nach möglichem Cupsieg aussah.

Wie sind die Berührungspunkte zwischen Kultur und Sport in Winterthur?

Giacobbo: Die schönste Berührung zwischen FCW und Casinotheater fand am Abend statt, als der FCW aufgestiegen ist. Am gleichen Abend feierten wir an der Casinotheater-Gala …

Thurnheer: … stimmt, die habe ich ja geschwänzt …

Giacobbo: … Während des Essens hingen viele gestandene Leute ständig am Handy, um zu sehen, ob jetzt Winterthur oder Aarau aufsteigt. Später marschierten die Fans bei uns am Theater vorbei in Richtung Stadthaus, um zu feiern. Einige bogen kurzerhand ab und genehmigten sich im Casinotheater ein paar Gratisdrinks …

Wenn Sie geschwänzt haben, könnten Sie als Gegenleistung, wenn Winterthur im Cupfinal steht, das Spiel live im Casinotheater kommentieren für alle jene, die nicht im Wankdorf Platz finden.

Thurnheer: Ich möchte eben selbst an den Cupfinal! Das Verrückte ist ja, 1975 war ich am Cupfinal, Winterthur gegen Basel, und zwar wurde ich von den SBB angestellt, um die Leute im Zug via Lautsprecher auf das Spiel vorzubereiten. Dann haben sie verloren. Auf dem Rückweg musste ich die Fans trösten - und ich weiss es noch, als wäre es gestern gewesen, die Basler waren zum vierten Mal innert kürzester Zeit im Final, dreimal verloren sie und dann siegten sie, eigentlich logisch. Ich dachte: «Das nächste Mal gewinnen wir dann den Cupfinal!» 1975 war das. Es ist mir geblieben. Jedes Jahr sage ich seither: «Wäre cool, wenn Winti mal in den Cupfinal käme.» Und jetzt ist es bald so weit.

Im dritten Anlauf müsste es dann klappen mit dem Cupsieg …

Thurnheer: So ist es. Wobei - auch zur Winterthurer DNA gehört: Es ist immer Fun, egal, ob man gewinnt oder verliert. Es gibt die mittlerweile legendäre dritte Halbzeit nach den Spielen. Tausende Leute bleiben stundenlang, trinken eins. Und die Stimmung ist absolut resultatunabhängig. Da ist man nicht zerknirscht nach einer Niederlage.

Giacobbo: Die wenigen Male, die ich live im Stadion bin, begleite ich Lara Stoll, die dort Profi-Zuschauerin ist und mir jeweils das Spiel erklärt. Dort, wo das gemeine Volk steht, mit der blendenden Sonne im Gesicht.

Thurnheer: In der Bierkurve!

Giacobbo: Tolle Atmosphäre! Wie jeder mal ein Tablett Bier holt und einfach verteilt. Das ist schon sehr bemerkenswert. Gut, ich habe nicht den Vergleich zu den grossen Stadien dieser Welt, auch wenn ich letzthin einmal bei Union Berlin Champions League gegen Real Madrid erlebt habe in der Loge, in die mich Peter Spuhler eingeladen hat. Diese Diskrepanz ist schon riesig, aber die Stimmung in der Schützi in Winterthur ist einfach besser.

Swiss Bernard Thurnheer, commentator of Swiss Television, right, is assisted by Swiss Luzia Ebnoether, Curler and Silver medalist of the 2002 Salt Lake City Olympics Curling tournament as they cover t ...
Bernard Thurnheer, eine Stimme, die viele Schweizer kennen.Bild: KEYSTONE

Sie sind ja in der Kultur ein bisschen der Trainer für die jungen Talente.

Giacobbo: Es ist vielleicht so: Ich habe das Privileg, dass ich jenen jungen Künstlerinnen und Künstlern, die Talent haben, ein Forum zur Verfügung stellen kann, um aufzutreten. Bei allen meinen TV-Sendungen habe ich das gemacht und auch von Anfang an im Casinotheater.

Dann sind Sie vielleicht mehr der Scout, nicht der Trainer?

Giacobbo: Höchstens Coach. Wobei mir eines noch wichtig ist: Ich habe mit niemandem irgendwelche Verträge, nie! Ich netzwerke gerne und mache noch unbekannte Künstlerinnen und Künstler miteinander bekannt. Darum nennt mich ja Gabriel Vetter auch «Puffmutter des Schweizer Humors». Das hätte ich gerne als Berufseintrag in meinem Pass.

Nun würde ich mich natürlich nie getrauen, Bernard Thurnheer zu fragen, ob er ein bisschen die Puffmutter der TV-Reporter war …

Thurnheer: Es ruft mich ja heute noch jede Woche jemand an und fragt: «Was muss ich machen, um Fussballreporter zu werden?» Es gibt so viele Junge, die gerne Fussballkommentator sein wollen. Die melden sich dann beim Fernsehen und die sagen: «Wir haben schon zu viele …»

Was antworten Sie?

Thurnheer: Es gibt die 3G, die eintreffen müssen. Du musst das «gern» machen, unglaublich gern.

Giacobbo: Gilt auch für meine Branche! Was ist das zweite G?

Thurnheer: Geduld.

Giacobbo: Gilt auch bei mir.

Thurnheer: Auch wenn du ein Talent bist, wirst du nicht gleich in den Olymp kommen. Und das dritte, das ist am schwersten zu verdauen, du brauchst auch Glück. Auch wenn du fleissig und talentiert bist, kommst du nicht ohne Glück aus.

Giacobbo: Kann ich alles bestätigen!

Haben das die Jungen heute noch?

Thurnheer: Ich glaube schon.

Giacobbo: Es gibt solche, die es haben. Und solche, die es nicht haben. Genauso wie es Boomer gibt, die aufgeschlossen sind und nicht nur in der Vergangenheit leben.

Thurnheer: Wobei es auch die anderen Fälle gibt. Mütter, die mich anrufen und sagen: «Mein Sohn weiss nicht so genau, was machen, wir haben gedacht, vielleicht wäre Fernsehen noch etwas …»

Giacobbo: Echt? Also wenn sich die nächste Mutter bei mir meldet, dann sage ich: «Beni ist zuständig.»

Thurnheer: Ich wollte noch etwas unglaublich Philosophisches übers Alter erzählen.

Giacobbo: Gut, dann mache ich mal Pause!

Thurnheer: Ich finde immer noch die beste Definition dafür, wann jemand alt ist - der Vergleich mit dem FC Winterthur kommt gleich, aber ich muss es von hinten heran ansteuern … - alt bist du, wenn du nur noch dann an ein Open Air gehst, wenn du sitzen kannst. Beim Fussball ist es ähnlich. Ich hatte ein Jahr lang einen reservierten Sitzplatz, das wurde dröge, immer dieselben Leute um dich herum. Nun habe ich auf die Estrade gewechselt, zwar sitzend, aber der Platz ist frei wählbar, man muss ihn sich erkämpfen, und wenn es regnet, dann wird man eben nass. Ein bisschen Action muss sein.

Giacobbo: Meine Altersdefinition ist nicht ganz so umfassend wie jene von Beni (beide lachen). Alt wirst du dann, wenn du nur noch mit der eigenen Generation und aufwärts verkehrst. That's it.

Dann werden Sie ganz sicher nie alt!

Giacobbo: Ja, in meiner Branche arbeite ich viel mit jungen Leuten. Gerade habe ich Regie für Cedric Schild und seine tolle Truppe gemacht. Und im Freundeskreis drücke nur ich den Altersdurchschnitt nach oben.

Und pensionieren lassen Sie sich auch nie!

Giacobbo: Ich bin da locker drauf. Ich habe das Privileg, dass ich nur noch das mache, worauf ich wirklich Lust habe. Und nur, wann ich Lust habe. Denn ich bin auch ganz gut im «Faul sein». War ich schon immer. Das Einzige, was mir dagegen half, war eine Late-Night-Show, wo ich jede Woche abdrücken und ein neues Programm raushauen musste.

Wie sieht denn Ihr Leben als Pensionär aus?

Thurnheer: Ich erhalte zum Glück weiter viele Moderationsanfragen, und ich mache tatsächlich auch nur noch das, was ich gerne tue. Dabei steht das Geld wirklich nicht im Zentrum. Wobei ich wiederum aufpassen muss, dass ich nicht den Markt für jüngere SRF-Moderatoren kaputtmache.

Giacobbo: Schreiben Sie genau so: «Beni ist auch eine Nutte.»

Thurnheer: Ich habe natürlich immer noch Freude, wenn ich Geld verdiene. Aber es ist kein Kriterium. Ich mache alles gerne, was mit Sport zu tun hat. Und dann gibt es absolute «No-Gos»: Mode und Kochen - das kann ich nicht, das will ich nicht. Und ich will auch nicht etwas vorspielen. «Ja, ja, das musst du nicht, das machen wir für dich» - nein!

Giacobbo: Furchtbar! Sich möglichst vom Promi-Durchlauferhitzer der Medien fernhalten.

Viktor Giacobbo, links, und Mike Mueller unterhalten die Zuschauer waehrend der Vorstellung des Circus Knie, am Freitag, 9. August 2019 in Bern. Die diesjaehrige Tournee steht unter dem Zeichen des 10 ...
Viktor Giacobbo mit seinem langjährigen Comedy-Partner Mike Müller.Bild: KEYSTONE

Haben Sie das Kommentieren vermisst, nachdem Sie aufgehört haben?

Thurnheer: Vermisst nicht, das ist ein zu grosses Wort. Aber ich trage schon noch Mannschaftsaufstellungen im Kopf rum. Ich wollte das lange auch gar nicht zugeben. Es kam mir ein bisschen vor wie beim Comedy-Duo Laurel und Hardy. Als der eine starb, hat der andere in den ersten Jahren weiterhin aus allem, was ihm in den Sinn kam, einen Sketch geschrieben - im vollsten Wissen, dass sie ja gar nicht mehr gemeinsam auftreten können. Da fühlte ich mich erkannt darin.

Kann man sagen, der Cup-Halb­final am Sonntag ist das wichtigste Spiel der neueren Vereinsge­schichte des FC Winterthur?

Thurnheer: Das wichtigste Spiel ist dann der Cupfinal!

Giacobbo: Ich muss es einfach nochmals wiederholen, so als Vertreter, der ein bisschen mehr Distanz zum Fussball hat als du, es fühlt sich so an, als haben wir in Winterthur erst kürzlich noch darum gebangt, überhaupt in der Super League bleiben zu können, und jetzt diese Geschichte - es ist sensationell!

Die Geschichte des Jahres im Schweizer Fussball.

Thurnheer: Ich war natürlich zu lange in diesem Geschäft, da hat es immer zum guten Ton gehört, zu sagen: Geld schiesst keine Tore. Als das alles angefangen hat mit Manchester City und Paris Saint-Germain. Und alle haben das aus Überzeugung gesagt, aber es war eben nicht die Realität, sondern die Hoffnung. Ich habe dann relativ früh gesagt: Geld schiesst keine Tore, aber es bereitet unglaublich viele Tore vor. Und darum ist es, so wie der FC Winterthur funktioniert, natürlich kein Geschäftsmodell, um Schweizer Meister zu werden. Jetzt ist eine super Saison, und vielleicht geht das noch ein bisschen weiter, aber früher oder später …

Giacobbo: Sehen Sie, so können Sie uns zwei unterscheiden. Beni ist der Fachmann, der das alles ganz genau beurteilen kann. Für mich ist die jüngere Geschichte des FCW einfach unglaublich tolles Storytelling.

Footballer Manuel Neuer of Germany, center, poses with Swiss TV reporters Rainer Maria Salzgeber, left, and Bernard Thurnheer on the red carpet prior to the FIFA Ballon d'Or 2014 gala held at the ...
Rainer Maria Salzgeber mit Manuel Neuer und Bernard Thurnheer.Bild: KEYSTONE

Mussten oder durften Sie früher eigentlich auch Winterthur-Spiele kommentieren?

Thurnheer: Also ich ging mein Leben lang immer an die Spiele. Dann wurde ich Sport-Journalist und Winterthur stieg ab. Also habe ich jedes Wochenende einen Match kommentiert, aber nie Winterthur.

Giacobbo: Dann wolltest du den Beruf wechseln, gib's zu. Eine Bäcker-Lehre stand zur Debatte.

Thurnheer: Ich habe natürlich immer noch die Resultate verfolgt, mehr lag nicht drin. Ganz am Anfang meiner Karriere, als ich noch beim Radio war, 1973, 1974, da kam es vor, dass ich auch Winterthur berichtete, wobei man meine Stimme im Radio kaum hörte, weil sie übertönt wurde vom Glockengebimmel der Peter und Paul Kirche unweit der Schützenwiese.

Was ist Ihre erste Erinnerung an den Fussball?

Giacobbo: Tatsächlich auch ein Match, aber des FC Oberwinterthur, am Sonntag früh mit meinem Vater. Aber ich war nicht wahnsinnig sportinteressiert in der Jugend. Und ich war auch eine Pfeife im Turnen. Beweglich war ich schon, und gut im Langlauf auch. Aber am Reck oder bei den Spielen, da lief gar nichts bei mir. Beim Völkerball hatte ich sogar Angst vor den scharfen Schüssen! Meine Zeit ist dann angelaufen, als das Reden wichtig wurde. Als es darum ging, die Lehrer zu imitieren. Der einzige Sport, der mich als Jugendlicher so richtig interessierte, war die Formel 1. Dank Jo Siffert und Clay Regazzoni. Ich habe sogar ein Autogramm von Siffert ergattert.

Dann wechsle ich wieder zu einer kulturellen Frage: Wie macht sich Stefan Büsser als Gastgeber der jüngsten Late-Night-Show im Schweizer Fernsehen?

Giacobbo: Das gehört auch in dieses Interview?

Natürlich!

Giacobbo: Büssi macht das ganz gut. Gut, dass es wieder einmal eine Sendung gibt, in der man das Publikum sieht und spürt - anstelle von eingespielten Lachern. Und vor allem ist es eine Show, die live von Anfang bis Ende dauert, kein Zusammenschnitt. Und bei solchen Shows gibt es natürlich, vor allem am Anfang, immer Luft nach oben.

Thurnheer: Völlig einverstanden. Ich mag die Sendung, ich mag Büssi. Und ich finde, genau wegen solcher Live-Elemente wird das Fernsehen überleben. Die Spannung für den Zuschauer, dass jederzeit etwas Unvorhergesehenes passieren könnte … Es passiert zwar nie, aber trotzdem.

Giacobbo: Late Night, so höre ich, sei die Königsdisziplin. Alle wissen, wie es geht. Und vor allem: Wie es nicht geht.

Thurnheer: Wie beim Fussball-Kommentieren!

Giacobbo: Genau. Büssi muss die Kritiken, die ihn jetzt zu Beginn begleiten, aushalten. Wie das alle vor ihm auch aushalten mussten.

Dann bleibt zum Schluss noch diese Frage: Wer von Ihnen ist denn nun der berühmteste Winterthurer?

Giacobbo: Sagen wir es doch so. Ich bin es in Oberwinterthur und Beni auf der Schützenwiese.

So viel Diplomatie ist eigentlich nicht erlaubt in diesem Interview.

Giacobbo: Doch, doch. Aber halt, etwas habe ich noch vergessen. Beni, weisst du noch, dass auch ich einmal einen Nationaltrainer interviewt habe?

Thurnheer: Stimmt, Schweiz - Aserbaidschan, da bist du live als Harry Hasler im Zürcher Hardturm aufgetaucht!

Giacobbo: Nati-Trainer Rolf Fringer hat wunderbar mitgemacht. Und Murat Yakin hat mit seinen Schuhen, die so weiss waren wie jene von Harry Hasler, das Tor besser getroffen als einige Nati-Stürmer heute. (bzbasel.ch)

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Nummy33
28.04.2024 16:34registriert April 2022
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    Liverpool mit nächstem Heimsieg – Werder enttäuscht gegen Hoffenheim

    Werder Bremen – Hoffenheim 1:3 (1:2)
    Tore: 7. Nsoki (Eigentor) 1:0. 28. Stach 1:1. 44. Bischof 1:2. 63. Orban 1:3.

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