Die US-Regierung will herausbekommen, ob die Ärzte von Lance Armstrong schon 1996 wussten, dass der Radprofi gedopt hatte. Deshalb haben die Anwälte der Regierung mehrere Mediziner der Universitätsklinik von Indiana aufgefordert, die Krankenakte und spätere Spenden Armstrongs offenzulegen.
Washington versucht in einem Gerichtsverfahren Sponsorengelder zurückzubekommen, die das Staatsunternehmen U.S. Postal Service Armstrongs Radstall zwischen 1998 und 2004 überwiesen hatte. Es geht um einen Gesamtbetrag von fast hundert Millionen Dollar.
Armstrongs Anwälte haben das Gericht in Washington aufgefordert, den Antrag zurückzuweisen. Eine Freigabe der Unterlagen stelle einen unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre ihres Mandentan klar, argumentieren sie. Ausserdem verweisen Armstrongs Juristen darauf, dass der ehemalige Radstar schon vor zwei Jahren gestanden hatte, vor 1996 gedopt zu haben.
«Diese Aufforderung ist nichts anderes als ein Versuch, Armstrong zu belästigen», schrieben die Anwälte. Dadurch werde das Verfahren nur in die Länge gezogen und die Kosten würde unnötig erhöht. Bereits in der vergangenen Woche hatte die US-Regierung Armstrongs frühere Sponsoren wie Nike, Trek und Discovery aufgefordert offenzulegen, ob und wann sie vom Doping des Mannes erfuhren, der sieben Mal im Gelben Trikot nach Paris fuhr.
Derzeit läuft die letzte Phase der Beweissammlung in dem Verfahren, der Prozessbeginn wird für das kommende Jahr erwartet. Die US-Regierung argumentiert, Armstrong habe – möglicherweise gemeinsam mit seinen Ärzten und anderen Beteiligten – die Öffentlichkeit gezielt getäuscht, um staatliche Sponsoren zu gewinnen.
Bei Armstrong war 1996 Hodenkrebs diagnostiziert worden, der auch in sein Gehirn ausgestrahlt hatte. Betsy Andreu, Ehefrau von Armstrongs früherem Teammitglied und Vertrauten Frankie Andreu, hatte 2005 bezeugt, dass sie 1996 im Raum gewesen sei, als Armstrong gegenüber Ärzten Doping zugab. 2012 bekräftigte sie diese Aussage unter Eid.
Armstrong hatte stets bestritten, dass dieses Gespräch jemals stattfand. Nun behaupten seine Anwälte, er könne sich nicht mehr erinnern, ob es das Gespräch je gegeben habe, weil er sich damals noch von seiner Hirn-OP erholte. (kad/syd/AP)