Es ist das Duell dieser WM: Usain Bolt vs. Justin Gatlin. Das erste Kräftemessen ging am Sonntag hauchdünn an Bolt. Der Jamaikaner siegte über 100 Meter in 9,79 Sekunden und distanzierte seinen amerikanischen Herausforderer um eine Hundertstel. Auch weil Saisondominator Gatlin auf den letzten Metern den Oberkörper etwas gar früh nach vorne warf und dadurch leicht ins Stolpern geriet.
Zwar hatte eine grosse Mehrheit auf einen Sieg von Bolt gehofft, dennoch ist er als Überraschung zu werten. Zu dominant hatte sich der 2001 und 2006 überführte Dopingsünder Gatlin vor dem Final präsentiert. Doch als es zählte, war Bolt im Gegensatz zu Gatlin bereit, obwohl er auch im Final nicht verbergen konnte, dass er nicht in Bestform ist.
Heute kommt es im Final über 200 Meter zum nächsten Duell der beiden Supersprinter. Gatlin will Revanche, Bolt das dritte WM-Doppelgold in Serie. Der Jamaikaner gilt heute als leichter Favorit, obwohl er in dieser Saison erst einmal unter 20 Sekunden geblieben ist. Im Halbfinal lief er bei einem Rückenwind von 0,9 m/s 19,95 Sekunden und deutete an, dass er sich noch steigern kann.
Im Gegensatz zu Gatlin sind die 200 Meter Bolts Paradedisziplin. Mit dieser Distanz ist er gross geworden, erst später lief er auch die 100 Meter. Unmissverständlich macht er klar: «Die 200 m sind meine Disziplin, dafür lebe ich. Ich freue mich. Ich weiss, dass ich gut sein werde.»
Doch auch Gatlin ist in Form. Er überzeugte im Halbfinal trotz eines Gegenwindes von 0,2 m/s mit 19,87 Sekunden, der viertbesten Zeit in diesem Jahr. Der Amerikaner forcierte etwas mehr als Bolt, ging aber auch nicht an seine Grenzen. Zu was er fähig ist, zeigte Gatlin bereits Ende Juni in Eugene, als er mit 19,57 Sekunden die Jahresweltbestleistung aufstellte.
Die Frage ist allerdings, ob er den «Bolt-Komplex» ablegen kann. Über 100 m schien ihn dessen Präsenz jedenfalls etwas zu lähmen. Dies kann er sich über die halbe Bahnrunde erst recht nicht leisten. (pre/si)