Prägend für das Spiel ist ein tiefes Mittelfeldpressing der Basler, was sich als passende Antwort auf Reals 4-4-2 entpuppt. Die Madrilenen interpretieren ihr System sehr unorthodox: Alle Mittelfeld- und Angriffsspieler bewegen sich sehr frei und weiträumig durch die Offensive. Dementsprechend anpassungsfähig muss die gegnerische Defensive bleiben und das gelingt.
Besonders die drei zentralen Mittelfeldspieler sind permanent flexibel und aufmerksam, um gemeinsam den Weg in den Raum vor die Abwehr zu versperren. Mal agieren Elneny und Frei als Doppelsechs, mal formieren sich Zuffi und Elneny als Doppelacht, häufig entstehen freie Zwischenstaffelungen. Der Fokus liegt dabei stets darauf, die Madrilener Kreativspieler voneinander zu trennen.
Mit dieser Strategie fahren die Basler relativ gut, obwohl sie es nicht schaffen, gezielt Druck aufzubauen. Dafür sind die Abstände zwischen den Ketten zu hoch und die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen zu unsauber. Die Anpassungsfähigkeit geht zu Lasten der kollektiven Präzision. So lässt Real den Ball zwischen den tieferen Mittelfeldräumen gut zirkulieren und hat auch immer wieder Räume in der Offensive zur Verfügung, die Ronaldo und Benzema weiträumig ansteuern.
Die Anbindung gelingt jedoch selten und vor allem zu selten in aussichtsreichen Situationen. Die Bewegungen vor Kroos sind zu chaotisch. Isco und James verlieren immer wieder den Kontakt zueinander und zur Offensive. Die eher passive Basler Isolierungsstrategie verstärkt diese Probleme. So lässt sich Real trotz der gebündelten Spielstärke im Zentrum und guter Kombinationsansätze oft auf den Flügel drängen und dort von Basels Verschieben isolieren.
Infolge der Inkonstanz und Unsauberkeit von Reals Bewegungsspiel gibt es dann auch immer wieder Basler Ballgewinne durch leichte Fehlpässe oder unnötige Fehlpässe. Wegen der sehr weiträumigen Offensivordnung und der geringen Absicherung – im Grunde sichert Kroos allein das ganze Mittelfeld – hat Real dann häufig auch keinen Gegenpressing-Zugriff im ersten Moment nach dem Ballverlust.
Die Hausherren bekommen dadurch etwas Zeit, ihre Konter zu initiieren. Diese spielten sehr entschlossen und geschlossen. Die vier Mittelfeldspieler vor Frei schalten sehr schnell um. Embolo lässt sich etwas in die Räume neben Kroos fallen, wird dann häufig mit dem ersten eröffnenden Pass bedient und kann auf einen der dynamisch nachrückenden Mitspieler ablegen. Auch aus dem eigenen Ballbesitz gibt es häufig dieses Angriffsmuster, welches Real schlecht in den Griff bekommt.
Dass es trotz zahlreicher Räume und guter Angriffsansätze nicht zu einem Basler Tor reicht, ist eine Folge der fehlenden Konsequenz beim Ausspielen der Attacken und auch der unterlegenen Athletik. Ramos und Varane haben im Zweikampf selten Probleme und können viele Angriffe mit ihrer herausragenden Dynamik ablaufen. Im Mittelfeld lassen sich die Basler zu leicht unter Druck setzen. Sie nutzen die grossen Räume nicht konzentriert genug und spielen verfrühte Risikopässe oder schiessen unnötig aus der Distanz.
Auch beim Siegtor spielt Real seine individuelle Überlegenheit aus. Nach einem hohen Abstoss können sich Benzema und James gegen mehrere Gegenspieler durchsetzen, auch weil die Abwehr nicht kompakt genug nachschiebt. Anschliessend laufen Benzema, Ronaldo und Bale auf drei Gegenspieler zu. Sowas endet naturgemäss meist in einem Tor.