Die Young Boys kehren eine Woche nach der zweiten Saisonniederlage in die Erfolgsspur zurück. Cédric Zesiger stoppt den Lauf der Grasshoppers mit einem strammen Schuss aus fast 25 Metern.
73 Minuten lang war YB über weite Strecken überlegen, aber vor dem gegnerischen Tor nicht erfolgreich. Unter anderem parierte André Moreira in der ersten Halbzeit einen Penalty von Cedric Itten, der nach einem Foul von Tomas Ribeiro selbst antrat und seinen 15. Ligatreffer in dieser Saison verpasste. Schliesslich fasste sich Zesiger ein Herz und versenkte den Ball bei freier Schussbahn mit einem Strich aus grosser Distanz im Tor. «Das war nicht das wichtigste Tor meiner Karriere, aber mit Sicherheit mein schönstes», freute sich Torschütze Zesiger bei «Blue».
In den Schlussminuten sah Itten von der Auswechselbank aus, wie Jean-Pierre Nsame im ausgeglichenen internen Duell um die Auszeichnung zum Torschützenkönig wieder mit einem Treffer vorlegte. In der Funktion des Edeljokers machte der beste Torschütze der Saisons 2019/20 und 2020/21 nach leicht abgelenkter Flanke von Meschack Elia freistehend vor Moreira den Deckel drauf.
Nach drei Siegen gingen die gegen YB seit sechs Jahren sieglosen Grasshoppers damit wieder einmal als Verlierer vom Platz. Der Rückstand der siebtplatzierten Zürcher zum FC St.Gallen auf Platz 3 beträgt dennoch nur zwei Punkte, während die entrückten Young Boys ihren Vorsprung auf 17 Punkte ausbauten. Die Meisterfeier der Berner könnte theoretisch noch im April steigen.
Young Boys - Grasshoppers 2:0 (0:0)
31'500 Zuschauer. - SR Piccolo.
Tore: 73. Zesiger (Lauper) 1:0. 88. Nsame 2:0.
Young Boys: Racioppi; Blum (46. Chaiwa), Lustenberger, Zesiger, Garcia; Lauper; Fassnacht (71. Rrudhani), Imeri; Rieder (58. Ugrinic); Elia (90. Monteiro), Itten (58. Nsame).
Grasshoppers: Moreira; Nadjack (46. Hara), Loosli, Ribeiro (81. Kacuri), Bolla; Seko; Morandi, Kawabe; Shabani (59. Pusic); Schettine (59. Herc), Dadaschow (86. De Carvalho).
Bemerkungen: Young Boys ohne Von Ballmoos, Benito, Camara und Maceiras (alle verletzt). Grasshoppers ohne Schmid (gesperrt), Abrashi und Momoh (verletzt). 38. Moreira hält Foulpenalty von Itten. 87. Lattenschuss Elia. Verwarnungen: 35. Ribeiro. 43. Shabani. 46. Rieder. 54. Seko (im nächsten Spiel gesperrt). 72. Zesiger (im nächsten Spiel gesperrt). 81. Bolla.
Winterthur bleibt ein gutes Pflaster für den FC Luzern. Die Zentralschweizer gewannen mit 2:1 auch das zweite Duell auf der Schützenwiese und kletterten auf den 4. Platz. Ein Traumtor von Sofyan Chader leitete den Sieg ein.
Chader war nach 26 Minuten mit einem Kunstschuss aus rund 18 Metern erfolgreich. Der 22-jährige Franzose, der den gesperrten Max Meyer auf der Zehnerposition ersetzte, zog nach einem Zuspiel von Lars Villiger aus der Drehung heraus ab und beförderte den Ball mit viel Vorwärtsdrall über Markus Kuster hinweg ins entfernte hohe Eck.
Nach einer Stunde erhöhte der eingewechselte Dejan Sorgic nach einem flüssigen Angriff über Ardon Jashari und Martin Frydek. Für Winterthur konnte Sayfallah Ltaief nur noch verkürzen und in der Nachspielzeit nach einem missglückten Rückpass von Jashari am Ausgleichstreffer schnuppern.
Dass mit Chader ein Spieler am Ursprung des Luzerner Erfolgs stand, der in den letzten Monaten nicht zum Stammpersonal gehörte, war bezeichnend. Aufgrund der Sperren von Meyer, Denis Simani und Pius Dorn musste Trainer Mario Frick improvisieren; insgesamt stellte er seine Stammformation im Vergleich zum 1:2 bei Sion auf sieben Positionen um.
Der zweite Auswärtssieg in Winterthur trotz personellem Engpass dürfte die Luzerner mit Blick auf die nächste Partie bestärken. Mit Martin Frydek, Ismajl Beka und Mohamed Dräger werden am Samstag gegen den FC Zürich erneut drei Akteure Gelbsperren verbüssen. Winterthur seinerseits verpasste es, Sion im Fernduell gegen den Abstieg vor eigenem Anhang wieder auf den letzten Platz zu verdrängen und bis auf einen Punkt zum FC Zürich aufzuschliessen.
Winterthur - Luzern 1:2 (0:1)
8400 Zuschauer. - SR Von Mandach.
Tore: 26. Chader (Villiger) 0:1. 60. Sorgic (Frydek) 0:2. 78. Ltaief (Gonçalves) 1:2.
Winterthur: Kuster; Gonçalves, Schmid, Lekaj, Schättin (63. Diaby); Arnold (63. Abedini), Holenstein (75. Kryeziu); Di Giusto (75. Burkart), Buess, Rodriguez (46. Ltaief); Ardaiz.
Luzern: Müller; Ottiger, Beka, Burch, Frydek; Jashari; Diambou (46. Dräger), Beloko; Chader (57. Sorgic); Schürpf (78. Leny Meyer), Villiger (57. Abubakar).
Bemerkungen: Winterthur ohne Ballet, Gantenbein, Pukaj und Ramizi (alle verletzt). Luzern ohne Dorn, Max Meyer, Simani (alle gesperrt), Campo, Emini, Kadak und Toggenburger (alle verletzt). Verwarnungen: 6. Villiger. 49. Dräger (im nächsten Spiel gesperrt). 51. Beka (im nächsten Spiel gesperrt). 77. Frydek (im nächsten Spiel gesperrt). 80. Lekaj. 80. Abedini (im nächsten Spiel gesperrt). 84. Ottiger. 91. Ltajef. 91. Beloko.
Der FC St.Gallen erringt im Duell um den 3. Platz in Lugano in der Nachspielzeit einen Punkt. Chadrac Akolo verwandelt in der 95. Minute einen Handspenalty zum 1:1. «Ich bin zufrieden, dass wir nicht als Verlierer vom Platz gehen», sagte FCSG-Captain Lukas Görtler bei «Blue». «Wir haben einen so grossen Aufwand betrieben, dass wir mindestens den einen Punkt verdienen.»
Lugano hatte den 1:0-Heimsieg nach ereignisreichen ersten 25 Minuten und kontrollierter zweiter Halbzeit schon fast in trockenen Tüchern und gerade das vermeintliche 2:0 erzielt, da wurde Schiedsrichter Stefan Horisberger an die Seitenlinie gebeten. Nach Konsultation der Videobilder taxierte der Ref einen Schuss an den Arm von Mikaël Facchinetti als penaltywürdig. Akolo glich mit seinem sechsten Saisontor aus.
«Wo soll er mit den Händen hin? Es ist eine endlose Diskussion», ärgerte sich Lugano-Routinier Renato Steffen. Wohingegen Görtler befand: «Wenn man sieht, was bei Spielen von uns schon alles für Handselfmeter gegeben wurden, dann ist das hier schon eine aktive Bewegung zum Ball.»
Den Bärenanteil zum Tessiner Treffer in der munteren Anfangsphase mit Chancen im Zweiminutentakt steuerte Ignacio Aliseda bei. Der Anfang 2022 vom Partnerklub Chicago Fire gekommene Argentinier, Doppeltorschütze am Mittwoch bei Servette, dribbelte sich auf der linken Seite an drei St.Gallern vorbei und bediente in der Mitte Steffen. Dieser musste aus kurzer Distanz nur noch das Bein hinhalten.
Trotz des späten Glückmoments hält St.Gallens Durstrecke an: Die Ostschweizer, mit nur drei Siegen aus 14 Spielen die drittschwächste Auswärtsmannschaft der Liga und ab der 36. Minute ohne den verletzt ausgewechselten Matej Maglica, blieben zum fünften Mal in Folge in der Meisterschaft ohne Sieg.
«In Lugano ist es unglaublich schwierig, wenn du in Rückstand gerätst», schilderte Görtler, «die mauern dann alles zu. Trotzdem haben wir es insofern gut gemacht, dass wir es stets versucht haben.» Auf der Gegenseite nervte sich Lugano-Torschütze Steffen über die eigene Passivität. «Wir können nicht immer ab der 60. Minute nur noch hinten hinein stehen, so betteln wir regelrecht um Gegentore. Da müssen wir uns selber an der Nase nehmen. Und wenn wir schon so spielen, dann müssen wir wenigstens Killerinstinkt beweisen bei den wenigen Chancen, die wir haben.»
Lugano - St.Gallen 1:1 (1:0)
4882 Zuschauer. - SR Horisberger.
Tore: 22. Steffen (Aliseda) 1:0. 95. Akolo (Handspenalty) 1:1.
Lugano: Saipi; Doumbia, Hajrizi, Hajdari; Espinoza (59. Bottani), Sabbatini, Macek, Valenzuela (59. Facchinetti); Aliseda (79. Amoura); Steffen, Babic (55. Bislimi).
St.Gallen: Ati Zigi; Sutter (74. Kräuchi), Stergiou, Maglica (36. Vallci), Schmidt; Quintillà; Görtler, Witzig (82. Ndombasi); Karlen (46. Geubbels); Guillemenot (74. Akolo), Latte Lath.
Bemerkungen: Lugano ohne Arigoni (gesperrt), Celar, Kempter, Mahmoud, Mahou, Mai, Morosoli und Nkama (alle verletzt). St.Gallen ohne Dajaku, Stillhart, Von Moos (alle gesperrt), Nuhu und Schubert (beide verletzt). Verwarnungen: 13. Hajdari. 35. Zeidler (Trainer St.Gallen/im nächsten Spiel gesperrt). 61. Görtler. 63. Steffen. 85. Vallci. 93. Quintillà. 94. Facchinetti.
(ram/sda)