Stan Wawrinka versank nach der mehr als unnötigen Niederlage im Final von Antwerpen gegen Andy Murray nicht in ein Jammertal. «Natürlich hatte ich den Sieg eigentlich schon in der Hand», gab er am Dienstag in Basel zu. «Es haben ein, zwei Punkte gefehlt, vielleicht auch ein wenig Glück. Am Ende tut mir diese Niederlage aber nicht so weh.»
Um diese Aussage zu verstehen, muss man auch ein wenig Wawrinkas Hintergrund der letzten Monate verstehen. Bereits das US Open, wo er im Viertelfinal am Aufsteiger Daniil Medwedew scheiterte, spielte er unter beträchtlichen Schmerzen. «Ich leide an einer Entzündung an den Fersen und Sehnen beider Füsse», erklärte der 34-jährige Waadtländer. «Damit schlug ich mich bereits in New York herum, danach wurden die Schmerzen dann zu gross.»
Wawrinka musste eine Pause einlegen und auf die Turniere in St. Petersburg und in Asien verzichten. Auch die Teilnahme in Antwerpen stand bis kurz vor Turnierbeginn auf der Kippe. «Zwei, drei Tage vorher war ich noch nicht sicher, ob ich spielen kann.»
Er ging das Risiko ein – und wurde dafür belohnt. «Dass ich mit einer so kurzen Vorbereitung so gut spielte, zeigt doch, dass mein Jahr nicht so schrecklich war», fügte er mit einem Schmunzeln an. Da hat er durchaus recht. «Ich bin immerhin 15. im Jahresranking. Es ist ein gutes Jahr», betonte der dreifache Grand-Slam-Champion. Auch wenn noch einiges mehr drin gelegen wäre.
Schmerzfrei ist Wawrinka auch jetzt noch nicht, für die Swiss Indoors hat er sich dennoch einiges vorgenommen. Er bestreitet seine Auftaktpartie am Mittwoch gegen den Uruguayer Pablo Cuevas (ATP 45). «Er ist ein Spieler mit einem guten Händchen und viel Talent», warnt der Romand. «Aber er fühlt sich auf Sand sicher wohler, weil er da mehr Zeit hat.» Wawrinka rechnet auch mit einem «Kampf gegen mich selber, wie immer in den ersten Runden. Ich habe hier ja noch nie unglaublich gut gespielt. Ich zögere, ich verkrampfe mich ...».
Zögern tut Wawrinka auch noch, wenn es um die Olympischen Spiele im kommenden Sommer geht. «Ich würde gerne in Tokio spielen, die Lust ist da. Aber ich muss den Turnierkalender noch mit meinem Team im Detail festlegen.»
Wie Roger Federer wäre allerdings auch der Romand auf eine von zwei Wildcards vom internationalen Tennisverband angewiesen, da er zuletzt im Davis Cup nicht gespielt hat und auch die Reise nach Peru im März nicht mitmachen wird.
Wawrinka hat gute Erinnerungen an Olympische Spiele. 2008 gewann er an der Seite von Roger Federer Gold im Doppel, 2012 war bei der Eröffnungsfeier in London Fahnenträger der Schweizer Delegation. (sda)