Es sind apokalyptische Bilder, welche uns seit Monaten aus Australien erreichen. Seit Oktober steht der Kontinent an allen Ecken und Enden in Flammen. Im Bundesstaat New South Wales sind 15 Menschen gestorben. Eine Fläche grösser als die Belgiens ist abgebrannt. 1298 Häuser wurden Opfer der Flammen. Auch andere Staaten kämpfen mit der Feuerwalze. Besserung ist nicht in Sicht: Am Wochenende soll das Quecksilber auf 46 Grad steigen.
Gleichwohl herrscht gerade in den Städten ein fast schon zynischer Courant normal. Keine Ausnahme ist der Tennis-Zirkus. Rafael Nadal posiert vor dem Saisonauftakt in Badehose und mit einem Quokka in Perth, Novak Djokovic in einem Zoo in Brisbane mit einem Koala. Der Serbe zeigte sich sichtlich betroffen und soll eine Spende entrichtet haben. Der Australier Nick Kyrgios rief vor dem ATP-Cup zu einem Benefiz-Spiel auf. Selber spendet der 23-Jährige pro geschlagenes Ass 200 Dollar.
Mit Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic erlebt das Männer-Tennis ein goldenes Zeitalter. Alleine die 64 ATP-Turniere lockten 2019 4,82 Millionen Zuschauer in die Stadien, 857 Millionen schauten die Spiele am Fernsehen. Doch die Dominatoren der letzten Dekaden befinden sich auf der Zielgeraden ihrer Karrieren. Darüber, wie das Tennis auch nach ihrer Zeit attraktiv bleibt, besteht kein Konsens.
Zwischen der Profi-Organisation ATP und dem internationalen Tennisverband ITF, unter dessen Schirmherrschaft die vier Grand-Slam-Turniere stehen, schwelt seit Monaten ein Machtkampf. Reformen und neue Wettbewerbe schiessen wie Pilze aus dem Boden. Zuletzt fand Mitte November der Davis Cup erstmals nach neuem Format statt: 18 Teams spielten in Madrid um den Sieg und ein Preisgeld von 20 Millionen Dollar.
Die radikale Neuorganisation hat vehemente Kritik provoziert. Nicht zuletzt von Tennis Australia. Die Australier sind Mitorganisator des von Roger Federer initiierten Laver Cups, und des neu geschaffenen ATP-Cups, der vom 3. bis 12. Januar ausgetragen wird. Er verdrängt den Hopman Cup und greift die Tradition des World Team Cups auf, der zwischen 1978 und 2012 in Düsseldorf ausgetragen wurde.
24 Nationen spielen in Brisbane, Sydney und Perth um 15 Millionen Dollar Preisgeld und bis zu 750 Punkten für die Weltrangliste. Der ATP-Cup ist damit praktisch identisch mit dem Davis Cup, der vom internationalen Tennisverband ITF durchgeführt wird. Provokation oder Revolution? Sicher ist: Die ATP hat im Machtkampf mit dem internationalen Tennisverband derzeit die besseren Karten.
Denn der ATP Cup geniesst die uneingeschränkte Fürsprache der Spieler. Zudem findet er unmittelbar vor den Australian Open statt und bietet den Spielern damit die Möglichkeit, sich an die klimatischen Bedingungen zu gewöhnen. Weniger günstig sind die Voraussetzungen für den Davis Cup, der von der Kosmos-Gruppe um Fussball-Weltmeister Gerard Piqué kontrolliert wird.
Dank dem japanischen Online-Händler Rakuten kann der Davis Cup zwar mit hohen Preisgeldern locken, doch Punkte für die Weltrangliste gibt es keine. Zudem ist der Termin nach der langen Saison lamentabel. Den Organisatoren schwebt eine Woche im September vor. Doch dort blockiert ihn Roger Federer mit dem von ihm initiierten Laver Cup. Der Kontinentalwettbewerb ist zudem im ATP-Kalender verankert.
Nutzniesser des Verdrängungskampfes sind die Spieler. Sie sind einfach immer da, wo gerade Millionen über ihnen ausgeschüttet werden – ob am Davis-Cup-Finalturnier (20 Millionen Dollar Preisgeld), am ATP-Cup (15 Millionen), oder einem Schaukampf in Saudi-Arabien im Dezember, an dem Stan Wawrinka teilnahm.
Allerdings ist auch der ATP-Cup nicht über alles erhaben, der Modus leidet an Kinderkrankheiten. Das Punktesystem und der Verteilschlüssel der Preisgelder ist nicht nur kompliziert, sondern benachteiligt auch schlechter klassierte Spieler. Sowohl Startgage als auch Siegprämie sind tiefer angesetzt. Wer nicht teilnehmen kann, erfährt zudem Nachteile in der Weltrangliste. Die Punktzahl errechnet sich aus den besten 18 Turnieren eines Spielers. Der ATP-Cup wird als Bonus-Event geführt.
Heisst: Jene, die teilnehmen, erhalten eine Chance mehr auf wertvolle Ranglistenpunkte. Und auf ein stattliches Preisgeld.
tomtom1
jjjj
Ich habe viele Freunde die in Australien leben. Dort wird die Situation etwas geerdeter eingeschätzt. Schlimm aber nicht so apokalyptisch wie die Medien hier tun.
Sollen jetzt alle dort ihr Leben auf Standby stellen? Nur weil es brennt?
Roman h
Darf jetzt niemand mehr in Australien Spass haben?
Müssen jetzt alle traurig zuhause bleiben?
Hat jemand hier auf Weihnachten verzichtet?
Letztes Jahr wurde in der Schweiz (Rüti) jemand erschossen an Weihnachten ich hoffe mal alle haben dann Weihnachten und Silvester gestrichen.