Wie nah Freud und Leid beisammen sind, beweist der tragische Unfall von Pascal Grosjean (nicht verwandt mit dem früheren Formel-1-Fahrer Romain Grosjean). Nach zwölf Runden überquert der Westschweizer beim Superbike-Rennen in Dubai als Erster die Ziellinie. Auf der Auslaufrunde drosselt der 39-Jährige das Tempo, um den Sieg standesgemäss zu feiern. Zum grossen Unglück bemerkt der Drittplatzierte Tony Jordan die Tempo-Reduzierung offenbar nicht und kollidiert 300 Meter nach der Ziellinie mit geschätzten 200 Stundenkilometern mit Grosjean.
Der zweitplatzierte Jason Burnside beschreibt die dramatischen Szenen folgendermassen: «Wir passierten gerade die Ziellinie und nickten uns Gratulationen zu, waren Seite an Seite. Als wir uns mit den Händen abklatschten, wurde er plötzlich abgeschossen.»
Die Strecken-Ärzte sind sofort zur Stelle und kümmern sich um die beiden Fahrer. Der aus Saint-Oyens im Kanton Waadt stammende Motorradpilot wird mit einem Helikopter in ein Krankenhaus gebracht. Dort kann man nur noch Grosjeans Tod feststellen, der erst am nächsten Tag bekanntgegeben wird. Der talentierte Yamaha-Pilot hatte in den Jahren zuvor mehrere Meisterschaften der Superbike-Serie in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gewonnen.
Von einem «Riesenverlust» spricht Carissa Crowley, Marketing-Managerin des Rennteams «Gros Gros», für das Grosjean fuhr. Crowley weiter: «Er hatte grosse Träume.»
So wollte er im Winter populäre Fahrer aus Europa mitfahren lassen, um dem lokalen Motorsport Schub zu geben. Grosjean hatte in der Stadt eine Rennfahrschule eröffnet und trainierte andere Töffpiloten aus der Region. Schon seine Eltern hatten Benzin im Blut. Sein Vater war Direktor des Schweizer Motorradverbands, seine Mutter fuhr selbst Töffrennen.
Hamish Brown, der Chef der Dubai Rennbahn kondoliert im Namen der Rennleitung: «Wir sind tief getroffen vom Verlust und Hinscheiden von Pascal Grosjean und möchten unsere Trauer für die Familie und seine Freunde zum Ausdruck bringen.»
Unfallverursacher Tony Jordan wird ebenfalls schwer verletzt und schwebt in Lebensgefahr. Der Brite wird später auf der gleichen Intensivstation behandelt, wo Grosjean hinverlegt wurde. Rennchef Brown spricht auch über das zweite Unfallopfer: «Unsere Gedanken und Gebete sind mit Tony und seiner Familie. Wir wünschen ihm alles Gute und hoffen auf rasche Besserung seines kritischen Zustands.»
Die Gebete wurden nicht erhört. Tony Jordan stirbt nach langer Leidenszeit im Oktober 2012 im Koma an den Folgen der Unfallverletzung.