Im Frühling 2010 fuhr Fabian Cancellara an der Flandern-Rundfahrt und bei Paris-Roubaix seinen Gegnern keine Chance liess und zwei Siege in diesen Monumenten des Radsports feierte. Sauber? Das (absurde) Gerücht machte danach die Runde, der Berner habe sich dank eines Motors im Velo Kraft sparen können. Bewiesen wurden die Vorwürfe nie. «Ich habe einen Motor und der ist in meinem Körper», antwortete Cancellara.
Knapp vier Jahre später scheinen E-Bikes im Profiradsport nicht mehr vollkommen unwahrscheinlich zu sein. An den Radquer-Weltmeisterschaften im belgischen Hoogerheide jedenfalls untersuchte der Radweltverband UCI die Velos aller Medaillengewinner haargenau. Laut der belgischen Zeitung «Het Niuewsblad» hätten die Kommissäre mit kleinen Kameras das Innere der Rahmens untersucht. Motoren hätten sie jedoch keine gefunden.
Allerdings wurden offenbar nur die Velos geprüft, mit denen die Fahrer die Ziellinie überfahren hatten. Weil im Radquer oft das verdreckte Gefährt gewechselt wird und ein Fahrer je nach Rennen drei, vier oder gar fünf verschiedene Velos braucht, kann die Frage nach dem «mechanischen Doping» nicht abschliessend beurteilt werden.
Vermutlich ging es der UCI vor allem darum, die Bereitschaft zu signalisieren, auch in diesem Bereich des Sports keinen Betrug zuzulassen. Der wegen Dopings lebenslänglich gesperrte Italiener Danilo Di Luca, Sieger des Giro d'Italia 2007, hatte vor einigen Tagen in einem Interview mit der «Gazzetta dello Sport» gesagt, es gäbe motorisierte Velos im Profifeld. «Es ist ein sehr kleines Gerät, das im Rahmen versteckt wird und 150 Watt leistet.»
Diese Zusatzpower brächte durchaus etwas. Radprofis sind in der Lage, je nach Körpergewicht mit 400 bis 600 Watt zu treten. In Sprints oder kurzen Anstiegen kann dieser Wert kurzzeitig sogar über 1000 Watt klettern.