Grossbritannien ist bekannt für schlechtes Wetter und guten Humor. Doch den besitzt nicht ausnahmslos jeder Brite.
Dougie Smith scheint so einer zu sein. Er ist Schiedsrichter in der Scottish Premier Division und leitet kurz vor Silvester 1995 das Spitzenspiel zwischen dem Titelverteidiger Rangers und dem drittplatzierten Hibernian aus Edinburgh. 44'692 Fans strömen ins Ibrox Stadium in Glasgow und wohl jeder, der im entscheidenden Moment nicht gerade mit dem Einkauf oder der Abgabe von Flüssigkeiten beschäftigt ist, lacht während der Partie laut auf.
Bloss einer lacht nicht: Dougie Smith. Denn ihm ist ein kleines Missgeschick unterlaufen, das Paul Gascoigne nun ausnutzt.
Die Ulknudel, wenige Monate vorher von Lazio Rom nach Glasgow gewechselt, entdeckt im Strafraum die Gelbe Karte, die der Unparteiische dort verloren hat. Artig hebt «Gazza» sie auf, joggt zum Schiedsrichter – und nutzt die Gunst der Stunde für einen seiner berühmt-berüchtigten Scherze. Schwungvoll hält Gascoigne dem Referee den Karton vors Gesicht und verwarnt ihn.
Womit der englische Nationalspieler nicht gerechnet hat, ist Smiths Reaktion. Während Gascoigne weiterlaufen will, zitiert dieser ihn zu sich und verwarnt ihn für seine Aktion. Selbst Hibs-Spieler Joe Tortolano versteht das nicht. Als er den Schiri fragt, ob das wirklich Gelb sei, antwortet dieser ihm angeblich: «Er hat euch schon das ganze Spiel über verarscht, aber mit mir macht er das nicht!»
«Wenn Herr Smith einen Funken Humor hätte, dann hätte er gelächelt und das Spiel fortgesetzt», kritisiert der angesehene Reporter Graham Spiers in der «Times».
Nach der Pause sorgt Paul Gascoigne dafür, dass Schiedsrichter Dougie Smith seinen Namen auch aus einem erfreulicheren Grund notiert. Mit einem wunderbaren Solo erzielt er das 4:0 beim 7:0-Kantersieg.