Zwei Selbstmordattentäter hatten sich am Vortag im vor allem von Schiiten bewohnten Süden Beiruts in die Luft gesprengt. Das Gesundheitsministerium sprach von 43 Toten und 239 Verletzten. Zu dem Anschlag bekannte sich die vor allem in Syrien aktive sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Der libanesische Ministerpräsident Tammam Salam rief für Freitag einen Tag der Trauer aus. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilten das Attentat, die US-Regierung sprach von einem «entsetzlichen» Terrorakt. «Solche Terrorakte stärken nur unsere Verpflichtung zur Unterstützung der staatlichen Institutionen des Libanon, einschliesslich der Sicherheitskräfte, um einen stabilen, souveränen und sichern Libanon zu gewährleisten», erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Ned Price.
Ersten Medienberichten zufolge sprengten sich zwei Selbstmordattentäter nahe eines Einkaufszentrums im dicht besiedelten Burdsch al-Baradschneh in die Luft. Die Agentur NNA berichtete, die Explosionen hätten sich im Abstand von fünf Minuten und 150 Meter voneinander entfernt ereignet.
Nach Informationen des Fernsehsenders LBC waren insgesamt vier Selbstmordattentäter unterwegs. Einer sei jedoch geflüchtet, ein weiterer sei getötet worden, bevor er seinen Sprengsatz zur Detonation bringen konnte. In der mutmasslichen IS-Mitteilung war die Rede von einem Sprengsatz, der an einem Motorrad nahe einer Moschee angebracht war, und einem Selbstmordattentäter.
Anwohner berichteten, sie hätten eine Explosion gehört. Als sie auf die Strasse eilten, habe es eine weitere Explosion gegeben. «Für uns fühlte es sich wie ein Erdbeben an», sagte einer von ihnen der Nachrichtenagentur dpa.
Soldaten und Hisbollah-Kämpfer riegelten den Tatort ab. Spitäler riefen zu Blutspenden auf und baten die Anwohner, in ihren Häusern zu bleiben, um die Rettungskräfte nicht zu behindern. Die Hisbollah rief die Menschen auf, alle Cafés in der Nähe zu verlassen und verdächtige Vorgänge zu melden.
Die südlichen Vororte Beiruts waren in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Attentaten. Seit Juni 2014 war es dort allerdings ruhig geblieben. Stunden vor dem Doppelanschlag hatte die Hisbollah gemeinsam mit Truppen des Machthabers Baschar al-Assad eine strategisch wichtige Stadt in Syrien von islamistischen Rebellen zurückerobert.
Der Bürgerkrieg im Nachbarland stürzt auch Libanon in Turbulenzen. Hisbollah-Milizionäre stehen an der Seite des Assad-Regimes, libanesische Sunniten unterstützen wiederum die Rebellen. Erschwert wird die Situation durch die mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien, die grossteils unter schlimmen Bedingungen im Libanon leben. (sda/dpa)