Nicht von ungefähr hat Carlo Janka den Spitznamen «Iceman». Als er am 12. März 2010 im Starthaus des Riesenslaloms von Garmisch-Partenkirchen darauf wartet, zum zweiten Lauf loszubrettern, hört der Bündner den Speaker.
«Ich hatte zehn Sekunden vor dem Start mitbekommen, dass ich gewinnen musste, um als Gesamtsieger festzustehen», verrät Janka im Ziel. Er bleibt cool, gewinnt das Rennen und so den Gesamtweltcup vor seinem österreichischen Kontrahenten Benjamin Raich.
Der Sieg ist nötig, weil Raich ansonsten im Slalom den Spiess noch hätte umdrehen können. So bleibt dem «Blitz aus Pitz» nichts anderes übrig, als Janka zu gratulieren. «Carlo hatte eine sensationelle Saison, er war der Bessere und er hat es verdient», lobt Raich.
Auch Oldie Didier Cuche gerät ins Schwärmen: «Er ist einfach ‹Jänks›, der coole Iceman. Er hat eine innerliche Freude, die einfach nicht raus kommt. Diese Ausgewogenheit ist eine grosse Stärke von ihm. Niederlagen gehen ihm einfach am Arsch vorbei.»
Nach dem WM-Titel in der Vorsaison und dem Olympiasieg wenige Wochen zuvor gelingt Janka ein Hattrick, den in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt erst Pirmin Zurbriggen errungen hat. Zudem ist er nebst der Walliser Ski-Ikone, Peter Lüscher und Paul Accola erst der vierte Schweizer Sieger des Gesamtweltcups.
Janka, der «Iceman», zeigt ausnahmsweise sogar einmal Emotionen. Er ballt die Fäuste, blickt nach oben und lässt sich dann in den Schnee fallen. «Mir fiel ein grosser Stein vom Herzen. Der Kampf um den Gesamtweltcup war nervenaufreibend. Jetzt bin ich froh, dass die Saison zu Ende ist.»
«Jetzt werde ich versuchen, dieses Niveau noch viele Jahre zu halten», hofft Janka nach seinem Triumph im Gesamtweltcup. Es bleibt bei der Hoffnung. In der Folgesaison kann er zwar noch einmal ein Weltcuprennen gewinnen, doch danach folgen Seuchenjahre. Hartnäckige Rückenprobleme und Fehler bei der Materialwahl machen aus dem Sieg- einen Hinterherfahrer.
Erst im Januar 2015 steht Carlo Janka wieder zuoberst auf einem Weltcup-Podest. Er gewinnt die Super-Kombination am Lauberhorn. Tags darauf wird Janka auch Dritter der Abfahrt. 2016 triumphiert er trotzt anhaltender Rückenprobleme völlig überraschend den Super-G auf der Olympia-Strecke von 2018.
Im Olympia-Winter reist Janka denn auch nach Pyeongchang, kommt aber zu keinem Renneinsatz. Nach einer Ruptur des Kreuzbands kurz vor Saisonbeginn bestreitet der Obersaxer nur die Trainings und muss danach wieder abreisen und die Saison beenden.
In der Saison 2019/20 läuft es Janka wieder besser. Der Obersaxer fährt in den Abfahrten von Lake Louise und Kvitfjell aufs Podest und wird achtbester Abfahrer der Saison. Es sind die Podestplätze 28 und 29 in einer Karriere, in der Carlo Janka alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Im Januar 2022 beendet er nach der Lauberhorn-Abfahrt seine Karriere.