Es ist das kurioseste Tor, das je ein Schweizer bei einer WM erzielt hat. WM-Viertelfinal 2008 in Quebec: Die Schweiz spielt gegen Russland. Nach sechs Minuten und 23 Sekunden steht es bereits 0:2. Das 0:1 erzielt Philippe Furrer mit einem Eigentor und dann schlägt der damalige SCB-Verteidiger wieder zu.
Mit einem Slapshot aus spitzem Winkel bezwingt er seinen eigenen Torhüter Martin Gerber und Russland führt 3:0. Als Torschütze wird Danis Saripow in der Statistik geführt. Er ist der letzte russische Spieler, der die Scheibe berührt hatte.
Was war da nur los? Philippe Furrer wollte die Scheibe aus dem eigenen Drittel dreschen und wählte, wie das oft der Fall ist, die Variante, den Puck via Bande hinter dem Tor durch zu spielen. Wichtig ist in diesem Fall, dass die Scheibe hart geschossen wird. Damit sie auch wirklich auf der anderen Seite aus dem Drittel saust und nicht vom Gegner abgefangen wird.
Eishockey ist ein unberechenbares Spiel auf rutschiger Unterlage und dazu kommt noch die Schwierigkeit der Koordination von Augen, Hand und Fuss. Es ist also durchaus logisch, dass so ein Missgeschick mal passieren kann.
Das Schicksal hat Philippe Furrer jedenfalls für dieses Missgeschick später mit den Meistertiteln 2010 und 2013 mit dem SC Bern und mit der WM-Silbermedaille 2013 ordentlich entschädigt. In einem Interview mit der Basler Zeitung hat er sich später so an diesen kuriosen Karriere-Höhepunkt erinnert.
Werden Sie noch oft auf Ihr
WM-Eigentor angesprochen?
Philippe Furrer: Das kommt schon noch
vor, ja. Aber für mich ist das Eigentor längst
kein Thema mehr. Es war auch gar nie ein
Problem, dass man darüber gesprochen hat.
Haben Sie sich das YouTube-Video über Sie
selbst einmal angeschaut?
Ja, anfangs schon. Da kamen
viele Leute zu mir und sagten, ich soll da mal
reinschauen. Das tat ich dann auch.
Ihr Eigentor machte sie
weltberühmt.
Das macht mich allerdings
nicht besonders stolz. Ich finde es eher
faszinierend, was ein Eigentor auslösen kann.
Mehr nicht.
Der Verteidiger gehörte bei der WM 2008 in Quebec zu den besten Schweizer Verteidigern (7 Spiele/1 Tor/1 Assist) und dieses Turnier trug schon den Keim der Silber-Medaille in sich.
Ralph Krueger liess nämlich damals bei seiner zweitletzten WM zum ersten Mal offensiver spielen. Die Schweizer waren jetzt so gut geworden, dass sie nicht mehr nur «mauern» mussten. Sie begannen, vorwärts zu spielen.
Die Niederlage gegen Russland fiel im Viertelfinal auch deshalb so hoch aus, weil die Schweizer versucht hatten, den Favoriten mit einer Offensivtaktik zu überraschen und zu überrumpeln. Das funktionierte halt noch nicht. Die Russen gewannen an dieser WM unter Cheftrainer Slawa Bykow danach den Titel durch einen 5:4-Finalsieg nach Verlängerung gegen Gastgeber Kanada.