Greg Holst erblickt 1954 in Montreal, der wohl eishockey-verrücktesten Stadt überhaupt, das Licht der Welt. Wie bei so vielen Kanadiern fliesst auch bei ihm fremdes Blut: Österreichisches in seinem Fall. Holst tingelt zu Beginn seiner Karriere in unteren Ligen umher. 1975 kriegt der nur 1,77 Meter grosse und 78 Kilogramm schwere Stürmer dann doch die Chance, sich in der NHL zu beweisen. Doch in seinen drei Jahren bei den New York Rangers kommt er nur auf 11 Spiele und kann sich dabei keinen einzigen Skorerpunkt gutschreiben lassen.
So folgt er 1978 einem lukrativen Angebot des EV Innsbruck, dessen Verantwortliche er bei einem Testspiel trotz gebrochenem Handgelenk völlig von sich überzeugen kann. Seine erste Begegnung mit Holst beschreibt ein Mitspieler später folgendermassen: «Kurz gesagt, er war anders. Als ich ihn zum ersten Mal sah, stand er vor mir mit einem Rock-T-Shirt und einer bunten Hose. Es war ein einmaliges Bild.»
Holst macht sich in Österreich sofort einen Namen und dominiert die Liga als Spieler für stolze 15 Jahre. In 533 Spielen bringt er es auf 921 Skorerpunkte (462 Tore und 459 Assists). Auch nimmt Holst die österreichische Staatsbürgerschaft an und verstärkt das Nationalteam.
Die Österreicher merken schnell, dass Greg Holst kein normaler Zeitgenosse ist. Ein Teamkollege konstatiert: «Er war und ist ein hyperaktiver Mensch. Ich glaube er hat keine vier Stunden pro Nacht geschlafen. Er war einfach ein bisschen verrückt.» Über Holsts Aberglauben erzählt er: «Er kam zum Beispiel immer mit den gleichen Cowboystiefeln zu den Spielen. Hatte er sie mal nicht an, war mit ihm nicht mehr zu spassen.»
Holst nimmt überallhin einen Salzstreuer mit. Der Grund ist laut dem ehemaligen Mitspieler Herbert Hohenberger simpel, aber umso lustiger: Kanadisches Bier schäumt kaum. Deswegen schüttet Holst immer ein bisschen Salz in den Gerstensaft, um den Schaum künstlich zu erzeugen. Obwohl man den Schaum in Österreich bereits mit dem Bier geliefert bekommt, würzt er das Getränk immer wieder mit Salz nach. Hohenberger lachend: «Und jedes Mal lief es am Ende über.»
Als Holst nach seinem Karriereende 2002 dann Chef-Trainer wird, wandelt sich der heissblütige Wolf nicht zum braven Lämmchen. Der impulsive Austro-Kanadier steht 2006 beim Villacher SV an der Bande, als sein Team gegen die Vienna Capitals im Penaltyschiessen verliert. Seine Mannschaft hatte zu Beginn noch mit zwei Toren geführt. Als sie für über fünf Minuten in doppelter Unterzahl auskommen muss, kippt die Partie.
So gelingt den Capitals noch der Ausgleich und sie retten sich ins Penaltyschiessen. Zuviel für Greg Holst. Der Austro-Kanadier rastet im Interview komplett aus, weil anscheinend nicht sein nominierter Spieler den entscheidenden Penalty ausgeführt hat. Ganze neun (!) Mal bringt es Holst in knapp einer Minute fertig, das berühmt-berüchtigte F-Wort in seinem deutsch-englischen Kauderwelsch unterzubringen.
Nach dem Interview kehrt Holst in die Katakomben zurück. Auf dem Weg dahin lässt er noch die Kabinentüre spüren, wie es ist, sich mit ihm anzulegen. Zum Glück hat sich der «Temperamentsbolzen» auch Jahre nach der Episode weiterhin den «kritischen» Fragen der Reporter gestellt. 2009 rauscht er nach einer aus seiner Sicht dummen Reporterfrage mitten im Interview wutentbrannt davon.
Die Wutattacken von Holst animiert auch kreative Köpfe zu Höchstleistungen. Ein lustiger Zeitgenosse hat die Wutrede von Greg Holst im Stile des «300»-Films animiert.
Die zwei Söhne Taylor und Michael sorgen nach seinem Rücktritt dafür, dass der Name Holst auch weiterhin im Eishockey zu hören ist. Sie waren beide selbst als Profis tätig. Taylor war stets stolz auf den berühmten Papa: «Er ist mein Vorbild, auch wegen seiner Ehrlichkeit wie bei dem berühmten Interview.»