Peter Müller hatte einen schweren Stand. Als Flachländer oder Städter verschrien, versuchte sich der Adliswiler im Skiweltcup. Weniger das Talent, sondern vielmehr der unersättliche Ehrgeiz brachte ihn bis ganz nach oben. Wobei: Ganz oben war er lange nicht.
Trotz diversen Siegen im Weltcup und der Abfahrtsweltcupwertung musste Müller bei Grossanlässen meist andere auf das oberste Treppchen steigen lassen. An der WM 1978 und 1982 wurde er Fünfter, bei den Olympischen Spielen 1980 Vierter. Dazu kam eine WM-Silbermedaille in der Königsdisziplin 1985. Bei Olympia verpasste er 1980 das Podest als Vierter knapp und vier Jahre später den Titel ebenso um einen Rang. Kurz: Bei den letzten sechs Grossanlässen fuhr Müller in der Abfahrt immer unter die ersten fünf.
Dann kommt die WM 1987 in der Schweiz – und die Eidgenossen fahren allen Gegnern um die Ohren. Acht der zehn Weltmeister hören auf dem Podest den Schweizer Psalm, 14 der insgesamt 30 Medaillen gehen an den gastgebenden Skiverband.
Es sind wahre Jubelspiele im Wallis. Goldrausch herrscht, egal ob Männer oder Frauen, Slalom oder Abfahrt – am Ende jubeln die Schweizer. Im Medaillenspiegel liegt Österreich mit erbärmlichen drei Silbermedaillen und einer Bronze-Auszeichnung weit abgeschlagen auf Rang 4.
14 Medaillen, davon acht aus Gold – erfolgreicher waren und werden die Schweizer nie mehr sein. Den Höhepunkt liefern am 31. Januar die Männer in der Abfahrt:
1. Peter Müller (SUI)
2. Pirmin Zurbriggen (SUI) + 0,33
3. Karl Alpiger (SUI) + 0,40
4. Franz Heinzer (SUI) + 0,54
5. Rob Boyd (CAN) + 0,70
6. Daniel Mahrer (SUI) + 1,26
Ein Vierfachsieg! Dazu fünf Schweizer unter den ersten 6! Und: Der beste Österreicher auf dem enttäuschenden Rang 8! In der Neuzeit räumte noch nie eine Nation den gesamten Medaillensatz in einer Disziplin ab. 1931 gelang dieses Kunststück der Schweiz ebenfalls in der Abfahrt, 1956 und 1962 schafften es die Österreicher im Riesenslalom. Peter Müller sagt: «Wenn man zehn Jahre auf etwas trainiert und dann erreicht man es, ist das etwas Wunderschönes.»
Der WM-Titel sollte nach vielen Rückschlägen der bedeutendste Triumph von «Pitsch» bleiben. Je eine Silbermedaille bei Olympia 1988 und an der WM 1989 kamen noch dazu. Doch der wichtigste Sieg seiner Karriere brachte Müller, der trotz seiner Erfolge oft schikaniert wurde, weitgehend unbeliebt war und aufgrund seines Ehrgeizes meist hart kritisiert wurde, für einmal die grössten Schlagzeilen ein.
Der Zürcher meinte damals auf die Frage, ob es doppelt schön sei, dass er auch noch seinen Albtraum Pirmin Zurbriggen auf Rang 2 verwiesen hatte, im «Sonntagsblick»: «Es war manchmal ‹scho huere komisch›, ich konnte fahren, wie ich wollte, immer war Pirmin auf der Titelseite.» Das Verhältnis der beiden sei aber okay gewesen. So hätten sie sich auch schon «das Zimmer geteilt» und «dabei interessante Diskussionen» geführt.