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Eine rauschende Party für den «Single-Präsidenten» 

Austausch von Artigkeiten: US-Präsident Obama empfängt seinen französischen Amtskollegen Hollande.
Austausch von Artigkeiten: US-Präsident Obama empfängt seinen französischen Amtskollegen Hollande.Bild: AP
Hollande in Washington

Eine rauschende Party für den «Single-Präsidenten» 

Der französische Präsident François Hollande hatte der Protokollabteilung im Weissen Haus Kopfzerbrechen bereitet. Wie amüsiert man einen Mann, dessen Beziehung kürzlich in die Brüche ging? Am Ende lief alles ganz glatt – und es gab viele grosse Worte. 
12.02.2014, 07:0412.02.2014, 11:37
Peer Meinert, dpa
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US-Präsident Barack Obama und Ehefrau Michelle haben ihrem französischen Staatsgast eine rauschende Party bereitet. In einem feierlichen Staatsbankett beschworen beide Präsidenten die Freundschaft ihrer Länder. «Vive la France, Gott segne Amerika und lang lebe die Allianz zwischen unseren grossen Nationen», schwärmte Obama überschwänglich in einem kurzen Toast. 

Der französische Präsident revanchierte sich am Dienstagabend (Ortszeit) mit ähnlichen Artigkeiten. «Wir lieben die Vereinigten Staaten und Sie lieben die Franzosen, obwohl Sie manchmal zu schüchtern sind, das zuzugegeben», sagte Hollande in einer nur wenige Minuten dauernden Rede. Ob er das ironisch meinte, blieb unklar. 

Michelle in «liberty blue»

Der 59-jährige Hollande erschien ohne Begleitung zu der grossen Party, weil er sich erst vor wenigen Wochen von seiner langjährigen Partnerin Valérie Trierweiler getrennt hatte – was die Protokolldamen im Weissen Haus zeitweise ziemlich durcheinanderbrachte. Ein Staatsbankett gilt in Washington als gesellschaftliches Grossereignis und als besondere Ehre – das Fest für Hollande war das erste dieser Art seit zwei Jahren. 

Beide Präsidenten erschienen im schwarzen Smoking. Die First Lady trug ein Kleid mit einem Oberteil aus schwarzer Spitze und einem weit ausgestellten Rock, dessen helle Farbe Kenner als «liberty blue» bezeichneten. Zu essen gab es Kaviar aus Illinois, Steak aus Colorado sowie Salat und Gemüse, womit dem Gemüsegarten der First Lady «Tribut gezollt» werde, wie das Weisse Haus eigens anmerkte. 

Zum Nachtisch bekamen die über 300 Gäste Schokoladenkuchen aus Hawaii. Damit die Gäste alle Platz fanden, wurde eigens ein Weisses Zelt auf dem präsidialen Rasen aufgeschlagen. Stargast des Abends war die Sängerin Mary J. Blige. 

Niemand zum Teetrinken

Das Kopfzerbrechen wegen des Einzelgastes am Präsidententisch war offenbar erheblich, selbst die hochseriöse «New York Times» widmete sich den Fallstricken des Protokolls. Hunderte hochwertige «Goldrand-Einladungen» hätten wegen der Eskapaden Hollandes vernichtet werden müssen, berichtete das Blatt. Die First Lady habe sich zeitweise gefragt, mit wem sie Tee trinken sollte, während die Männer über Politik diskutieren. Alles nur, weil Monsieur Le Président und Madame Trierweiler Schluss gemacht hatten. 

Schon zuvor war der Besuch des Franzosen von allerlei Artigkeiten geprägt. Seit zehn oder 20 Jahren seien die Beziehungen zwischen Paris und Washington nicht mehr so gut gewesen wie heute, lobte Obama. Vergessen die Zeiten, als Hollandes Vor-Vorgänger Jacques Chirac den Amerikanern wegen des Irakkrieges Knüppel zwischen die Beine geworfen hatte. Selbst der Abhörskandal des US-Geheimdienstes NSA wurde demonstrativ beiseitegeschoben. «Das gemeinsame Vertrauen ist wiederhergestellt», meinte Hollande.

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