Wirtschaftlich und militärisch mögen die USA einsame Spitze sein – doch ihren ranghöchsten Diplomaten bugsiert das Land mit einem Schrottflieger in der Welt herum. Zum vierten Mal dieses Jahr blieb der Regierungsjet von John Kerry am Donnerstag wegen einer Panne am Boden.
Laut einem Reporter der Nachrichtenagentur AP, der die Boeing 757 am Flughafen Wien inspizierte, war ein Reservetank undicht und die Kabine voller Rauch. Einem der Techniker, der das Problem zu beheben versuchte, sei davon schlecht geworden.
Kerry und seine Entourage mussten in der Folge auf einen Linienflug ausweichen. Der Top-Diplomat nahm es offenbar gelassen: «Wenn dir nichts Schlimmeres passiert, als einen Linienflug nehmen zu müssen, führst du ein ziemlich gutes Leben», soll er gegenüber Mitarbeitern gesagt haben.
Der iranische Aussenminister Javad Zarif, mit dem sich Kerry im Rahmen der Atomgespräche in Wien getroffen hatte, konnte sich einen Scherz nicht verkneifen, als er von dem Vorfall erfuhr: «Es sind also nicht unsere Flugzeuge», sagte er gegenüber einem Reporter von «Al-Monitor». Iran bekundet aufgrund der US-Sanktionen grosse Mühe, seine Flugzeuge in Schuss zu halten.
Jen Psaki, Sprecherin des US-Aussenministeriums, machte allerdings klar, dass der Vorfall durchaus ernste Konsequenzen hatte: Auf einem Linienflug ist Kerry mehr oder weniger zur Untätigkeit verdammt. Vertrauliche Telefongespräche kann er in Anwesenheit anderer Passagiere nicht führen. Faktisch war Kerry während neun Stunden offline.
Bereits im August hatte Kerry aufgrund einer Panne per Linienflug von Hawaii nach Washington fliegen müssen. Zwei kleinere Probleme in Genf und London Anfang Jahr konnten offenbar gelöst werden, sodass nur eine kleine Verspätung entstand.
Kerry hat bereits angedeutet, dass er ein neues Flugzeug gebrauchen könnte. Seine alternde Boeing 757 hat ihn seit Amtsantritt im Februar 2013 in 55 Länder und über 900'000 Kilometer weit geflogen. (kri)