Sonnenschein und angenehm warme 25 Grad in São Paulo. Die Perfekte Gelegenheit nachmittags in einer freien Minute den Park nahe des Hotels zu erkunden. Ich gehe die Strasse zum Park entlang, als ich plötzlich laute Schreie und tosenden Applaus höre. Sehen kann ich in diesem Moment nichts. Mit geweckter Neugier nähere ich mich der Geräuschquelle.
Als ich in die nächste Strasse abbiege, steht vor mir eine Reihe Motorräder der Marke Harley Davidson, verziert mit USA- und Brasilienflaggen. Unmittelbar daneben positionieren sich dutzende Polizisten und bewaffnete Militärs.
Ohne jegliche Ahnung, was da vor sich geht, frage ich ein TV-Team, das bewaffnet mit Kameras und Mikrofonen neben der Menschenmenge steht, nach dem Grund für den Tumult. Man erklärt mir, dass das US-Fussballteam im Hotelgebäude nebenan eine Pressekonferenz halte.
Mitten im Gespräch mit dem Produzenten japanischer Herkunft, biegt plötzlich der offizielle Mannschaftsbus des US-Teams in eine Seitenstrasse ein. Ich folge dem Bus und finde mich in einem Meer aus noch mehr Polizisten, Armeeangehörigen und Bodyguards wieder. Bewaffnet mit Messern, Pfefferpray, Pistolen und Maschinengewehren sichern die Truppen die Strasse, in die der Hinterausgang des Hotels mündet. In der Luft kreist gar ein Helikopter. Wenn Blicke töten könnten, wäre ich bestimmt zwanzigmal von den vielen Polizisten, Militärs und Bodyguards gekillt worden. Die finden es nämlich gar nicht lustig, wenn Fans, Journalisten und weitere Schaulustige sich ihren Schützlingen nähern.
Mitten im Tumult erkenne ich zwei Elektriker, die etwas an einem Generator herumschrauben. Das finde ich so lustig, dass ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen kann. Der eine Bodyguard (Typ: Wrestler mit Walross-Schnurrbart) tötet mich mit seinem Blick gleich zum 21. Mal.
Auf einmal wird es hektisch unter den Schaulustigen. Die Mannschaft kommt. Wie auf einer Schulreise in Einerkolonne watschelt tatsächlich das US-Team aus dem Hotel. Allen voran ihr Trainer, Jürgen Klinsmann. Ehemaliger Spitzenspieler und später sogar Trainer der deutschen Nationalelf.
Die Spieler nehmen Mann für Mann platz im grossen Bus. Zuvorderst setzt sich Jürgen Klinsmann. Ich zücke mein Handy und drücke ab - Schnappschuss! Denn der Klinsmann scheint entweder gut gelaunt zu sein oder lächelt einfach sonst gerne auf Fotos (siehe Titelbild).
Als alle im Bus verstaut sind, dampft die Hydraulik des Busses, der Chauffeur legt den Gang ein und von Sirenen und Blinklichtern begleitet, rollt der USA-Bus davon.
Geflasht von den Eindrücken dieser unerwarteten Begegnung mit ausserordentlich viel Tamtam kehre ich in mein Hotel zurück. Vielleicht treffe ich das nächste Mal die Schweizer Nati?