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Wie frisch! Wie grossartig! Wie absurd charmant! Die Pisse-Mädchen kommen jetzt also in die Schweiz! Bern: Ausverkauft, so gehört sich das. Zürich und Schaffhausen: Noch ein paar Karten, Leute, geht hin, kauft und dann geht hin und sauft und singt mit und seid genau so gross wie Daniela Reis und Fritzi Ernst. So ehrlich, so echt, so euch. So Strassenschnauze und Streetsmartness. Und so Spass.
Schnipo Schranke sind zwei in ihren Zwanzigern. Zwei aus Hamburg. Die brandneue Generation der Hamburger Schule also. Jenem Hogwarts der deutschen Indie-Musik also, das sowas wie Tocotronic, Blumfeld, Die goldenen Zitronen, Die Sterne, Die Braut haut ins Auge, Kante oder Kettcar hervorgebracht hat. Und jetzt also Schnipo Schranke.
Obwohl Daniela und Fritzi eigentlich aus Frankfurt kommen. Wo sie klassische Musik studierten, Daniela Cello, Fritzi Blockflöte. Braver als brav. Bis sie das mal analysierten und merkten, dass sie weder Musiklehrerinnen werden wollen noch Wiederkäuer der immergleichen Musikstücke vor den immergleichen Rentnern. Sie wollten lieber zusammen über Liebe, Sex und Körpersäfte singen. Über gebrauchte Tampons, missbrauchte Liebessüchtige, Körper, Kacke, Pisse.
Das klingt? Wie Charlotte Roche. Auf einer inhaltlichen Ebene. Auf einer lautmalerischen dagegen werden krude Kombinationen wie «Kopf», «Füsse», «Genitalbereich» und «Pisse» plötzlich lustig, weich und angenehm. Geradezu anschmiegsam. Weil: sehr, sehr gut geschrieben. Und: sehr, sehr musikalisch.
Überhaupt sind Schnipo Schranke als Musikerinnen eine ungemein geniale Attacke auf den inneren Replay-Reflex. Man muss sich das vorstellen wie eine Mischung aus Wir sind Helden und Peaches, also aus überaus munteren, melodiösen Tracks mit ein bisschen Hip-Hop-Gekratze zwischendurch. Mit dem Hardcore-Feminismus von Peaches haben Schnipo Schranke allerdings nichts zu tun. Ihre Selbstbehauptung wird von nirgendwo hergeleitet und ist selbstverständlich, ihr Selbstverlust ebenso.
Denn unter der volltrunkenen Genitalparty lauert das Elend. Halt so elend und beschissen, wie Liebe im Pop sein muss, um zu zünden. In einer Nummer wie «Schrank» wird gar die Geschichte zwischen einer Natascha Kampusch ähnlichen Figur und ihrem Peiniger erzählt.
Einen Skandal haben Schnipo Schranke auch schon hinter sich: Youtube sperrte vor einem Jahr ihr Video zu «Pisse». Weil man darin in Nahaufnahme sieht, wie der Freund der einen in zwei Teetassen pisst und diese auf den Frühstückstisch der beiden Frauen stellt. Seither läuft das Video eben auf Vimeo.
Und was ist eigentlich eine Schnipo Schranke? Der Mayonnaise-Ketchup-Wall zwischen einem Schnitzel und seinen Pommes. Sieht irre eklig aus und schmeckt köstlich. Bon appetit!