Die französische Staatsanwaltschaft für Finanzdelikte hat am Donnerstag die Überweisung des Falls der Schweizer HSBC-Filiale an ein Strafgericht beantragt. Dort soll sich das Institut namentlich für Geldwäsche und Steuerbetrug verantworten müssen.
Eine dem Dossier nahestehende Quelle aus Justizkreisen bestätigte am Freitag gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP eine Information der Pariser Tageszeitung «Le Monde».
Gemäss dieser Quelle sollen Verhandlungen der beiden Parteien über ein Schuldeingeständnis und eine Geldstrafe gescheitert sein. Über die Höhe der Busse schwieg sich die Quelle aus. Gemäss «Le Monde» soll es um 1.4 Mrd. Euro gegangen sein. Die Staatsanwaltschaft lehnte jeden Kommentar ab.
Über den Antrag der Strafverfolger muss nach der rechtlichen Anhörung der Bank eine richterliche Untersuchungsinstanz entscheiden. Für die Stellungnahme hat das Institut einen Monat Zeit. Neben den beiden Anklagepunkten wollen die Strafverfolger die Bank auch wegen unzulässiger Kundenanwerbung von 2006 bis 2007 vor Gericht bringen.
HSBC Schweiz teilte am Freitag mit, bei dem Vorgang handle es sich um eine normale Etappe im französischen Justizverfahren. Der Ausgang der Angelegenheit sei zum aktuellen Zeitpunkt offen.
Die Schweizer Tochter der britischen Grossbank HSBC sieht sich mit weltweiten Vorwürfen des Steuerbetrugs konfrontiert. Der Konzern räumte Fehler ein, versicherte aber, die entsprechenden Praktiken seien ausgemerzt worden. Gegen einzelne Kunden der Schweizer HSBC-Tochter laufen in Frankreich bereits Strafverfahren.
Ein internationales Recherche-Netzwerk hatte am 9. Februar Schwarzgeld-Konten und Geschäfte mit Waffenhändlern und Schmugglern bei der Schweizer HSBC öffentlich gemacht.
Den Recherchen zufolge half die Bank in der Vergangenheit weltweit zehntausenden Kunden rund 180 Mrd. Euro vor den Steuerbehörden zu verstecken. Die vor dem französischen Fiskus verborgenen Beträge sollen sich auf 5.7 Mrd. Euro belaufen und von fast 9000 Kunden stammen. (sda/afp/Reuters)