Die brasilianische Kartellbehörde hat gegen sechs Zementhersteller, darunter die Schweizer Holcim, wegen Preisabsprachen eine Milliardenstrafe verhängt. Die Firmen müssen zusammen umgerechnet 1,2 Milliarden Franken (3,1 Milliarden Real) zahlen, wie die Kartellwächter am Mittwoch mitteilten. Demnach sprachen sich die Unternehmen zwei Jahrzehnte lang ab, um Konkurrenten vom Markt zu drängen.
Sie müssen der Entscheidung zufolge auch ihr Geschäft auf grossen Märkten verkleinern und gegenseitige Beteiligungen abstossen. Die Hersteller hatten argumentiert, dass es für Preisabsprachen keine Beweise gebe. Neben Holcim sind auch Cimpor Cimentos de Portugal sowie Votorantim Cimentos, Intercement Brasil, Itabira Agro Industrial und Cia de Cimentos Itambe betroffen. Auf sie entfallen drei Viertel des Zement- und Betonmarktes in Brasilien.
Der Entscheidung waren achtjährige Ermittlungen vorausgegangen. Der brasilianische Marktführer Votorantim kündigte umgehend an, gegen die Entscheidung juristisch vorzugehen. Sie sei ungerechtfertigt und habe keine rechtliche Grundlage. Ein mit dem Fall betrauter Anwalt sagte der Nachrichtenagentur Reuters, derart hohe Strafen und ein erzwungener Verkauf von Firmenteilen habe es in vergleichbaren Fällen weltweit noch nie gegeben.
Die Branche vertritt zudem den Standpunkt, dass die Kartellbehörde nicht befugt ist, den Unternehmen eine Schrumpfung ihres Geschäfts aufzuerlegen. Der Entscheidung zufolge muss allein Votorantim umgerechnet rund 600 Millionen Franken zahlen. Bei Holcim sind es rund 203 Millionen Franken. Der Konkurrent von HeidelbergCement will mit der französischen Lafarge fusionieren. (dwi/sda/reu)