Trump lädt sich selbst ans WEF nach Davos ein
Der US-Präsident will nach 2018 und 2020 im kommenden Jahr zum dritten Mal persönlich nach Davos reisen. Das berichtet CH Media exklusiv unter Berufung auf zwei unabhängige Quellen, eine aus dem Umfeld des Bundesrats und eine aus dem inneren WEF-Zirkel. Dem Bericht zufolge hat sich Trump selbst eingeladen. Laut einem Insider sind die WEF-Verantwortlichen selbst noch nicht auf Trump zugegangen.
Für die Schweiz, aber auch für das WEF, sind Trumps Pläne heikel. Auf politischer Ebene hat sich der Bundesrat bisher schwergetan mit dem US-Präsidenten. Vor allem die aktuelle Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter kann im Kontext des Zollstreits ein Liedchen vom schwierigen Umgang mit dem US-Zampano singen.
Ihrem aktuellen Vize und 2026 Nachfolger als Bundespräsident, Guy Parmelin, dürfte mit dem Trump-Besuch in Davos im Januar eine heikle Bewährungsprobe zu Beginn seiner Amtszeit bevorstehen. Traditionell trifft der Bundespräsident am WEF teilnehmende Staatschefs persönlich. Da die Beziehung zu den USA besonders wirtschaftspolitisch belastet ist, würde Parmelin bei einem solchen Treffen viel diplomatisches Gespür an den Tag legen müssen. Für den erfahrenen Romand böte sich damit aber auch eine Chance, die Position der Schweiz zu verbessern.
Auch für die neuen WEF-Bosse ist Trumps Selbst-Einladung nicht ohne Risiko. Sie dürften zwar einerseits erfreut sein, dass der US-Präsident in Davos die Aufwartung macht. Der weltweiten Relevanz des Wirtschaftsforums ist Trumps Präsenz zweifellos zuträglich, insbesondere nachdem es im Frühjahr mit dem skandalträchtigen Abgang von WEF-Gründer Klaus Schwab zu grossen Verwerfungen innerhalb der Organisation kam.
Doch Trumps Besuch sorgt laut dem CH-Media-Bericht auch für Nervosität. Einerseits, weil das WEF für ganz andere Positionen als Trump mit seiner Politik steht, wie weltweiten Freihandel oder eine scharfe Verurteilung des russischen Kriegs gegen die Ukraine.
Andererseits wäre Trumps Auftritt auf persönlicher Ebene delikat. Das WEF wird neu von zwei Co-Präsidenten geführt, Roche-Erbe André Hoffmann und BlackRock-Gründer Larry Fink. Während Fink gute Beziehungen zum US-Präsidenten hat, fiel Hoffmann in der Vergangenheit als dezidierter Kritiker von Trump auf.
Zuletzt äusserte sich der Roche-Vizepräsident kritisch zur Ernennung des Impf- und Wissenschaftsskeptikers Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister in Trumps Kabinett. Auch die Umweltpolitik des US-Präsidenten ist Hoffmann seit langem ein Dorn im Auge.
Doch offene Kritik kann sich Hoffmann mittlerweile kaum mehr leisten. Denn Roche steht, wie die ganze Pharmabranche, in den USA unter besonderem Druck. Trump will tiefere Medikamentenpreise und Produktionsverlagerungen in die USA erzwingen. Und da solche Verhandlungen in den USA mittlerweile kaum mehr faktenbasiert vonstattengehen, sondern vor allem von der persönlichen Beziehung zum US-Präsidenten abhängen, scheint es aus geschäftlicher Sicht ratsamer, den 79-Jährigen nicht mit offener Kritik zu pikieren.
Es ist deshalb davon auszugehen, dass vor allem BlackRock-Gründer Larry Fink sich Trump in Davos annehmen würde und sich Hoffmann im Hintergrund hält. Dazu gibt es bereits konkrete Überlegungen, wie CH Media schreibt: So soll Trump beispielsweise nur von Fink auf der Bühne begrüsst werden und Hoffmann sich bewusst abseits halten.
Bestätigt wurde Trumps Besuch offiziell noch nicht, weder vom WEF noch vom Bund. Der US-Präsident ist bekannt dafür, seine Pläne impulsiv und damit kurzfristig zu ändern, weshalb wohl bis zum Beginn des Forums am 19. Januar 2026 eine gewisse Rest-Unsicherheit bestehen bleibt, ob Trump tatsächlich anreist.
Trotz Trumps Flatterhaftigkeit tun Bundesrat und lokale Behörden gut daran, sich auf dessen Auftritt in der Schweiz vorzubereiten und sich mit gewissen Fragen auseinanderzusetzen. Beispielsweise, wie mit Demonstrationen umzugehen wäre. Traditionell protestierten antikapitalistische Kreise jeweils in Davos – sollte Trump erscheinen, wäre das Bedürfnis, Unmut auszudrücken, vermutlich nicht nur in diesen gross.
Doch der US-Präsident, der narzisstische Verhaltensformen zeigt, reagiert höchstempfindlich auf jegliche Kritik gegen seine Person, wie an den kürzlichen «No Kings»-Protesten in den USA erneut zu sehen war. Solche Demonstrationen nicht zu bewilligen, und damit die in der Schweiz verankerten bürgerlichen Freiheiten zu beschneiden, wäre wiederum demokratiepolitisch heikel. Es handelt sich um Fragen, die sich der Bund bisher nur im Umgang mit Chinas Regime stellen musste. (con)
