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Der Plague-Chef über die «Schweizer Invasion» und was watson damit zu tun hat

Interview mit Ilja Zudin

Der Plague-Chef über die «Schweizer Invasion» und was watson damit zu tun hat

Vergesst Twitter und Facebook. Das neue soziale Netzwerk «Plague» geht viral ab und wächst von Tag zu Tag. watson hat den CEO Ilya Zudin gefragt, ob er mit der App die weltweite Kommunikation verändern will.
28.01.2015, 21:3129.01.2015, 15:14
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Seit einigen Wochen macht eine neue App die Runde. «Plague» heisst sie – zu Deutsch «Seuche». Das soziale Netzwerk funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Inhalte, die man gut findet, wischt man auf dem Handy-Bildschirm nach oben; jene, die man nicht weiterverbreiten möchte, nach unten. 

Speziell an diesem neuartigen sozialen Netzwerk ist, dass man die Inhalte nicht wie bei Facebook oder Twitter an Freunde oder Follower teilt – sondern an Menschen, die sich in der unmittelbaren Umgebung befinden.

Gute Inhalte verbreiten sich auf diesem Weg entsprechend schnell. «Plague» nennt das Teilen von Inhalten deshalb auch nicht «teilen» sondern «infizieren». Die Infektion wird auch in der App visualisiert – so gab es bereits Inhalte, die es bis ins Weisse Haus oder in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang geschafft haben. Ob Kim Jong-Un und Barack Obama auch «Plague»-User sind?

Seit watson vergangene Woche über «Plague» berichtet hat, sprechen verschiedene User von einer «Schweizer Invasion» im neuen Sozialen Netzwerk. Ist da was dran? Wir haben den «Plague»-CEO Ilya Zudin dazu interviewt.

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Herr Zudin, wenn man sich verschiedene Beiträge auf «Plague» anschaut, könnte man meinen, dass die App definitiv in der Schweiz angekommen ist. Was sagen Ihre Zahlen zur «Schweizer Invasion»?
Ilya Zudin: Der watson-Artikel brachte die Schweiz auf Platz 3 der Herkunftsländer unserer User. Wir verzeichnen derzeit 6,9 Prozent unserer Besucherzahlen aus der Schweiz. Vor euch sind immer noch die USA und Deutschland. 40 Prozent unserer App-Downloads der letzten Woche waren aus der Schweiz.

Ilya Zudin mit seiner App.
Ilya Zudin mit seiner App.bild: zvg

Unter Redaktionskollegen bezeichnen wir «Plague» als Mischung aus Twitter und Tinder. Wie würden Sie die App beschreiben?
Ich glaube nicht, dass alle User Twitter und Tinder kennen. Meine Eltern würden die watson-Erklärung nicht verstehen. Wenn die mich nach meiner Arbeit fragen, sage ich: «Ich mache ein einfaches Ding, das uns allen erlaubt, mit der ganzen Welt gleichzeitig zu kommunizieren.»

Wollen Sie mit Ihrer App das Interaktionsverhalten der User im Internet verändern? 
Nein, das ist nicht unsere Absicht. Wir wollen «Plague» einfach halten – das ist Teil seines Charmes.

Man kann es als «globales Think-Tank» nutzen, als Psychologe, als Zeitverschwender, Benachrichtigungsservice und als eine Kraft, die uns alle eint. 

Twitter wurde richtig gross, als Leute vermehrt den Kurznachrichtendienst bei grossen Ereignissen nutzten. Denken Sie, dass «Plague» auch ein neuer Newsfeed werden könnte – oder soll es mehr ein «Gag» bleiben?
«Plague» wird sicher auch für sowas genutzt werden. Wir sehen aber in unserer App einen wichtigeren Nutzen: Man kann es als «globales Think-Tank» nutzen, als Psychologe, als Zeitverschwender, Benachrichtigungsservice und als eine Kraft, die uns alle eint. Die Möglichkeiten sind unzählig. Die Ideen erinnern mich an die Science-Fiction-Romane der 60er- und 70er-Jahre, in denen Konzepte für weltweite Kommunikationskanäle geschaffen wurden, die uns Menschen vereinigen sollten.

Wieso haben Sie «Plague» erfunden? Aus künstlerischem Spass oder um grossen Gewinn zu machen?
«Plague» wurde als eine Art «soziales Experiment» entwickelt. Alle Angestellten und Mitdenker von «Plague» sind Idealisten – in einem guten Sinne. Wir wissen aber auch, wie Business funktioniert und dass man Geld verdienen muss. Ich bin mir sicher, dass Plague gross werden kann. Vergesst aber nicht: Wir sind erst zwei Monate alt.

Mehr zu «Plague»

Zudin entwickelt die App von Tag zu Tag weiter.
Zudin entwickelt die App von Tag zu Tag weiter.bild: zvg

Wie finanziert ihr die Technik hinter «Plague»?
Wir haben das Geld von unseren Familien und Freunden erhalten, und für's Erste sollte das reichen. Wir denken aber auch darüber nach, Investoren zu treffen, seit das Interesse aus Europa und den USA gestiegen ist.

Zu guter Letzt: Worauf dürfen sich die «Plague»-User freuen? Kommen bald #Hashtags?
Wir haben ein anderes Konzept, wie Menschen Mitteilungen und Gedanken verbreiten sollten. Nicht du bist derjenige, der Informationen erreicht – die Information ist es, die dich erreicht. Anstatt Dinge von anderen zu kopieren, wollen wir unsere eigenen, einzigartigen Erneuerungen testen, mit denen sich unsere User besser ausdrücken können als in anderen Social Networks.

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