Washington steht einmal mehr vor turbulenten Tagen. Das Impeachment gegen den Präsidenten, das offiziell noch keines ist, nimmt Fahrt auf: Öffentliche Hearings sollen aufzeigen, wie Donald Trump versucht hat, die Arbeit des Sonderermittlers Robert Mueller zu behindern.
Der ehemalige Sicherheitsberater Michael Flynn soll endlich erfahren, wie hoch seine Strafe dafür ist, dass er das FBI angelogen hat. Und Richter werden demnächst entscheiden, ob Banken und Treuhandfirmen die Unterlagen über Trumps Geschäftsgebaren herausrücken müssen oder nicht.
All diese Verfahren sind gespickt mit juristischen Feinheiten, die für den Laien unverständlich bleiben. Wer mehr über Trumps Charakter erfahren will, schaut sich daher am besten weder in den Hallen des Kongresses noch in Gerichtssälen um, sondern auf dem Golfplatz.
Der Sportjournalist und Golfspezialist Rick Reilly hat ein amüsantes und aufschlussreiches Buch über Trump und Golf geschrieben.
Mehr als jeder andere Sport ist Golf ein Charaktertest. «Was ich an Golf unter anderem liebe, ist die Tatsache, dass jeder sein eigener Schiedsrichter ist», stellt Reilly fest. «Jeder Spieler macht selbst auf seine Fouls aufmerksam. Integrität ist daher ins Spiel eingebaut. Wie Ben Crenshaw (ein berühmter US-Golf-Profi, Anm. d. Verf.) zu sagen pflegt: ‹Golf ist ein Spiel mit einem Gewissen.›»
Golf ist jedoch auch ein Spiel, das für einen Mann wie Trump wie geschaffen ist. Nicht nur als Spieler. «Kein anderer Präsident war je so mit dem Golf verbunden», schreibt Reilly. «Trump spielt nicht nur Golf, er baut Golfplätze, kauft sie, besitzt sie, verwaltet sie, geht vor Gericht wegen ihnen, lügt über sie und prahlt mit ihnen.»
Weil Trump weder Scham kennt noch ein Gewissen hat, kann er das Spiel ohne Schiedsrichter nach Belieben zu seinen Gunsten manipulieren. Und er tut dies auch, systematisch und regelmässig.
Bei den Caddys hat er den Übernamen «Pele» erhalten, weil er Bälle, die nicht auf dem Rasen, sondern im Unterholz gelandet sind, mit dem Fuss dorthin kickt, wo er sie haben möchte. Für wahre Golf-Gentlemen ist das ein absolutes No-Go.
Reilly zählt drei betrügerische Tricks auf, die Trump verwendet. Dazu gehört der «Invisible Dunk». Dabei täuscht Trump einen Chip vor, den er gar nicht ausgeführt hat, und legt den Ball, den er in der Hand versteckt hatte, dorthin, wo er ihn haben will.
Beim «Quick Rake» befördert er beim Putten einen zu kurz geratenen Ball mit einem nicht erlaubten, versteckten Zusatzschlag ins Loch. Trump stellt auch sicher, dass er immer als Erster abschlägt. So kann er vorauseilen und mit einem «Ball Switch» einen missratenen Schlag korrigieren, ohne dass er kontrolliert werden kann.
Dabei hätte Trump das Betrügen gar nicht nötig. Gemäss Einschätzungen der Golf-Profis hätte er ohne Tricks ein Handicap von ungefähr 9, ein beachtlicher Wert für einen über 70-jährigen Mann. Er besteht jedoch auf einem Handicap von 2,8, einem Wert, den in der Regel nur Profis erreichen und der regelmässiges Training erfordert. Trump trainiert nie.
Trump läuft auch nie, sondern bewegt sich ausschliesslich mit dem Golfcart. Er fährt damit sogar auf das Green. Eine Todsünde. «Seinen Golfcart auf das Green zu steuern, ist wie seine dreckige Unterwäsche in der Sixtinischen Kapelle aufzuhängen», schreibt Reilly.
Trump besitzt insgesamt 17 Golfanlagen. Er lässt sie jeweils mit kitschigen und übergrossen Wasserfällen aufmotzen und zählt sie zu den schönsten der Welt. Die Realität sieht anders aus. «Im Golf Digest 2019–2020, der Bibel aller Golf Rankings, ist kein einziger seiner Golfplätze unter den Top 100 zu finden», stellt Reilly fest.
Trump erklärt auch, er habe 18 Club-Meisterschaften gewonnen. Das beinahe so absurd wie die Behauptung von Nordkoreas Kim Jong Il, dem Vater des aktuellen Diktators Kim Jong Un, er habe in einer einzigen Runde elf «Hole-in-one» geschlagen. Wie kam Trump zu seinen mirakulösen Taten? Als Besitzer durfte Trump jeweils die erste Runde alleine spielen. Er hat dies kurzerhand als Meisterschaft deklariert.
Der Präsident ist nicht nur der «oberkommandierende Betrüger», wie ihn Reilly nennt. Wenn er den Golfschläger schwingt, wird es für den Steuerzahler richtig teuer. Die Kosten für sein Golfspielen belaufen sich bis dato auf 106 Millionen Dollar.
Die Kosten läppern sich dabei wie folgt zusammen: Rund 60 Geheimagenten und 6 Sicherheitsspezialisten sind anwesend. Sie bewachen nicht nur den Präsidenten, sondern auch den «nuklearen Football», das Gerät, das einen Atomkrieg auslösen kann. Der stellvertretende Stabschef ist genauso auf dem Platz wie ein Arzt, der regelmässig den Blutdruck des Präsidenten kontrolliert.
Dazu kommen Kommunikationsfachleute, ein tragbarer Zivilschutzkeller und jede Menge Gasmasken, Maschinengewehre und andere Waffen. Das ist noch nicht alles. Der Golfprofi Mark Calcavecchia, der einmal eine Runde mit Trump gespielt hat, erzählt: «Vor dem Clubhaus war ein Feuerwehrauto, eine Ambulanz, zehn schwarze SUVs, Polizeiautos, Hunde, einfach alles.»
Trump wäre nicht Trump, wenn er dabei nicht noch auf Kosten der Steuerzahler profitieren würde. Bei seinem Trip an die Feierlichkeiten des D-Days übernachteten er und sein Tross auf Doonbeg, seinem Golfresort in Irland. Dafür stellte er dem Staat eine Rechnung in der Höhe von 3,6 Millionen Dollar.
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