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Zugbauer Bombardier steht vor Zerschlagung

Zugbauer Bombardier steht vor Zerschlagung

13.02.2020, 13:4213.02.2020, 13:55
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Un ouvrier de Bombardier marche a cote du nouveau train lors de la premiere presentation du nouveau train a deux etages de Bombardier pour les CFF ce lundi 8 juin 2015 a Villeneuve. (KEYSTONE/Jean-Chr ...
So kennen wir Schweizer Bombardier.Bild: KEYSTONE

Der hoch verschuldete kanadische Zug- und Flugzeugbauer Bombardier steht offenbar vor der Zerschlagung. Das Unternehmen aus Montreal kappte am Donnerstag die letzten Verbindungen zum kleinsten Airbus-Passagierflugzeug-Modell A220, das von Bombardier entwickelt worden war.

Der Schritt helfe «bei den Bemühungen um unsere Kapitalstruktur» und schliesse den Ausstieg aus dem Bau von Verkehrsflugzeugen ab, sagte Bombardier-Vorstandschef Alain Bellemare. Die Anteile am A220 gehen an den Mehrheitseigentümer Airbus und die Provinz Quebec. Auch die in Deutschland ansässige Zugsparte steht vor dem Verkauf: Am Mittwochabend hatte sich Insidern zufolge der Verwaltungsrat des französischen Rivalen Alstom getroffen, um über ein Gebot für die grösste Sparte von Bombardier zu beschliessen, das laut Medienberichten knapp sieben Milliarden Euro schwer ist.

Es wurde erwartet, dass sich Alstom und Bombardier noch am Donnerstag dazu äussern. Damit bliebe dem Traditionskonzern, der einst mit dem Bau von Schneemobilen begonnen hatte, nur der Bau von Geschäftsflugzeugen, die vor allem unter der Marke «Learjet» bekannt sind.

Bombardier ächzt unter einem Schuldenberg von 9.7 Milliarden Dollar. Die Flugzeugteile-Sparte (Aerostructures) hatte der Konzern schon im Herbst für mehr als eine Milliarde Dollar an den Zulieferer Spirit Aerosystems abgegeben.

Der grösste Einschnitt aber wäre der Verkauf der Zugsparte an Alstom. Nach der gescheiterten Fusion mit Siemens Mobility nähmen die Franzosen damit einen neuen Anlauf zu einer Konsolidierung der Branche. Das Bündnis mit Siemens, das dem chinesischen Branchenriesen CRRC Paroli bieten sollte, war am Widerstand der EU-Kartellbehörden gescheitert.

Vor Alstom hatte auch Bombardier mit Siemens verhandelt. Ein Zusammenschluss der beiden könnte eher die Zustimmung der Wettbewerbshüter finden, weil Bombardier und Alstom bei Hochgeschwindigkeitszügen (TGV, ICE) nicht so dominierend und die Kanadier in der Signaltechnik kaum vertreten sind.

Die Zug-Sparte gilt als werthaltigster Teil des Konzerns - wenngleich auch sie mit operativen Schwierigkeiten kämpft, die Bombardier vor kurzem zu einer Gewinnwarnung gezwungen hatten. Der Auftragsbestand sei mit 35 Milliarden Dollar zwar gross, viele Aufträge seien aber wenig profitabel, berichtete BFM.

Quebec muss nichts zahlen

Für die restlichen Anteile am Airbus-A220-Programm bekommt Bombardier bis zu 591 Millionen Dollar von seinem bisherigen Partner Airbus. Künftig gehören 75 Prozent den Europäern, 25 Prozent liegen bei der Regierung der Provinz Quebec. Bombardier hatte die Mehrheit schon vor eineinhalb Jahren für einen Kanada-Dollar abgegeben.

Der Komplettausstieg erspart den Kanadiern nach eigenen Angaben 700 Millionen Dollar, die sie für den Hochlauf der Produktion hätten mitzahlen müssen. Allerdings muss Bombardier 1.6 Milliarden Dollar auf das A220-Projekt abschreiben. Das führte 2019 zu einem Nettoverlust von ebenfalls 1.6 Milliarden Dollar, bei einem Umsatz von 15.8 Milliarden Dollar.

Dank des Airbus-Engagements seien gut 3300 Arbeitsplätze in Quebec gesichert - daran ist der Provinzregierung gelegen. Seit dem Einstieg von Airbus sind die Bestellungen für den A220 um fast zwei Drittel auf 658 Flugzeuge nach oben geschossen. (aeg/sda/awp/reu)

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quelle: keystone / anthony anex
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20 Kommentare
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Ökonometriker
13.02.2020 16:48registriert Januar 2017
Die SBB sollte gut schauen, dass sie noch zu den wahrscheinlichen Strafzahlungen für den Fail-Zug Dosto kommt und Bombardier nicht zuerst einen Schuldenschnitt macht...
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HPOfficejet3650
13.02.2020 16:47registriert November 2015
Fällt dann auch die Garantie füt unsere Pannenzüge weg? 😅 ich befürchte schlimmes
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Siciliano
13.02.2020 14:52registriert Juni 2017
Was für eine unglaubliche Management-Fehlleistung. Schade, dass es wohl wieder einmal die falschen trifft, nämlich die Mitarbeiter. Die Manager werden sicherlich gleich die nächste Firma infiltrieren und runterwirtschaften.
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