Ich weiss noch, wir hatten sie im Keller, bisschen verstaubt, hinten in der Ecke. Besser gesagt waren die Weinkisten von Papa eher kellerfüllend. Er hat mit Hingabe Wein gesammelt, vor allem als Wertanlage. Wie sich dann nach seinem Tod herausstellte, hatten sich die alten Burgunder und Bordeaux tatsächlich entwickelt.
Während ich die absolute Wunschleserin von Edvin Uncorkeds Blog bin («Du willst Wein kaufen hast aber null Ahnung? So schnappst du dir eine gute Flasche»), hat meine Mom dank Wirtpatent, selbst aber strikte «Hahnenburger-Trinkerin», sehr viel Ahnung von Wein.
Sie liess die kleine Sammlung von einem Experten schätzen. Dieser befand die Weine für gut, eine Rarität war nicht darunter, kaufen wollte er die Sammlung nicht. Reich geworden sind wir also nicht und getrunken haben wir den Wein zum Genuss auch nicht.
Wein als Wertanlage, das war damals vor 30 Jahren schon ziemlich beliebt und spätestens seit die Zinsen tief sind und die Aktienmärkte sich munter auf und ab bewegen, nimmt das Interesse an Anlagen in Sachwerte wie z.B. Oldtimer, Uhren, Kunst usw. zu. Immer wieder liest man Berichte über sagenhafte Preisexplosionen und Verkäufe zu Höchstpreisen von Weinen bis über $500'000. Die Preise sind das Ergebnis von gesteigerter Nachfrage bei knappem oder gleichbleibendem Angebot, da z.B. Top-Weinregionen nur schon aufgrund ihrer Fläche begrenzt sind.
Einen guten und seltenen Wein kaufen und dann warten, bis er im Wert steigt und du ihn verkaufen kannst. Die «Bluechips» der Weine sind weltweit vor allem Weine aus Bordeaux und dem Burgund. Deren Preisentwicklung kann man in einem weltweiten Index, dem Liv-Ex Index (London International Vintage Exchange), in der Liste der 100 Topweine und der Liv-ex Fine Wine 50 Liste verfolgen.
Wenn du den Wein als Wertanlage und nicht nur zum Genuss willst, dann lohnt es sich, folgende Punkte zu beachten:
Eine moderne Art von Wein Investment bietet die Plattform vinovest.co (USA), die das Investieren in Weine, Lagerung, Versicherung etc. alles in eine digitale Lösung verpackt.
Wenn du nicht selbst den Wein kaufen und wieder verkaufen möchtest, dann bietet sich das Kaufen von Aktien von Weingütern oder von in der Weinbranche tätigen Unternehmen an, die an der Börse gehandelt werden, z.B. Constellation Brands, Brown-Forman Corporation, Pernod Ricard oder auch grosse Player in der Getränkeindustrie wie Diageo oder der Luxusgüterkonzern LVMH. Eine Liste und Details hier.
Wer nicht in Einzelaktien investieren möchte, für den könnte auch ein Zertifikat interessant sein, ein Beispiel ist das RCB Wein-Basket open end.
Obwohl es bereits den Liv-Ex Index gibt, existiert im Moment noch kein Exchange Trade Fund (ETF), der sich rein nur auf Wein spezialisiert. Willst du über einen ETF investieren, müsstest du auf einen «Alkohol ETF» ausweichen. Dieser investiert dann teilweise in Weinfirmen, aber nicht ausschliesslich. Beispiele sind Vanguard Consumer Staples ETF, iShares Global Consumer Staples ETF, Fidelity MSCI Consumer Staples Index ETF.
Ein spezialisierter Wein-Fonds wird von Experten aufgebaut und verwaltet und investiert je nach Ausgestaltung in Weinhersteller, spezialisiert sich auf Weinsorten oder investiert in eine Auswahl an Spitzenweinen. Beispiele sind u.a. Vini Sileo Vineyard Fund (Weingüter in Italien, Frankreich, Portugal), Wine Source Fund (internationale Spitzenweine und Weingüter) oder Sommelier Capital Advisors Hedge Fund. Für die Anlage in einen Weinfonds gibt es verschiedene Kriterien wie Mindestanlagen, die je nach Fonds unterschiedlich ausgestaltet sind.
Wein muss also nicht nur zum Genuss da sein, aber ähnlich wie Kunst und andere alternativen Anlagen ist er eine Ergänzung und kein Finanzplan, der zuverlässig und langfristig deine Rente sichern wird.
Dann lieber trinken und geniessen. Ganz in dem Sinn, wie es Edvin Uncorked auf ihrer Hompege schreibt: «Wine, because no great story started with someone eating a salad.» 😉