Rauchen war lange out, die Zahl zumindest der männlichen Raucher in der Schweiz sank von 1997 bis 2007 und stagnierte seither. Doch nun entdeckt die junge Generation das Rauchen neu: Die Geräte, die aussehen wie dünne Leuchtstifte und in jeder erdenklichen Farbe zu kaufen sind, sind in den Händen vieler Jugendlichen zu sehen. Es sind sogenannte Vapes oder E-Zigaretten. Ob Erdbeer-Glace, Zuckerwatte oder Cola - die Dampfer haben ausgefallene Geschmacksrichtungen.
Der Hype kommt aus den USA und hat vor zwei Jahren den Schweizer Markt erreicht. Richtig beliebt sind die Geräte bei den Jugendlichen seit Anfang 2022. Bis Juni 2022 nahm die Nachfrage nach Einweg-Vapes laut Mario Puppo, Präsident der Swiss Vape Trade Association, um 30 Prozent zu - pro Monat.
Claudia Künzli von der Lungenliga sagt: «Das ist nicht gut, weil unsere Erhebungen zeigen, dass manche Jugendliche E-Zigis rauchen, die mit herkömmlichen nicht begonnen hätten. So werden sie zur Einstiegsdroge.» Und auch wenn das Krebsrisiko klein sei: «Es bedeutet eine neue Generation von Nikotin-Abhängigen.»
Gemäss dem Blauen Kreuz ist letztes Jahr die Zahl jener Jugendlichen, die mindestens einmal pro Monat eine E-Zigi rauchen, auf sechs Prozent angestiegen. Der Hype kommt nicht bei allen gut an. Vor allem Eltern sind besorgt. Wir beantworten die brennendsten Fragen rund um das Vapen.
Der Begriff leitet sich vom Englischen Wort «vaping» ab und heisst so viel wie verdampfen. Das, weil bei sogenannten Vapes oder E-Zigaretten durch elektronisches Erhitzen einer Flüssigkeit, Dampf und kein Rauch entsteht.
Eine E-Zigarette besteht aus zwei Grundbausteinen. Einem Akkuträger, der die Leistung mit Hilfe eines Akkus liefert sowie einem Verdampfer, der die Flüssigkeit in Dampf verwandelt. Bei den Geräten selbst wird zwischen drei groben Kategorien unterschieden: Pod-Systeme, bei denen sich die Flüssigkeit in einer auswechselbaren Patrone befindet, Systeme zum Selber-Befüllen und sogenannte Einweg-E-Zigaretten, die weggeworfen werden, sobald die Flüssigkeit leer ist.
Das Herz der Vape ist die Flüssigkeit, auch Liquid genannt. Diese enthält Aromastoffe, Lösungsmittel und oft auch Nikotin. Laut Angaben der Hersteller wird Nikotinsalz verwendet. Dem Salz wird Benzoesäure hinzugefügt, damit es auch bei niedrigen Temperaturen in Dampf verwandelt wird.
Genauso wie gewöhnliche Zigaretten machen Vapes süchtig. Das Nikotin in den Geräten regt das Belohnungszentrum im Gehirn an und löst angenehme Gefühle aus - ein Zustand, den die Vaperin oder der Vaper immer wieder erreichen möchte. Und wo das Kratzen im Hals oder der Husten nach der ersten Zigarette abschreckend wirken könnten, wirken Vapes harmlos: Das Kribbeln im Hals ist weicher oder bleibt ganz weg.
Reto Auer, Leiter Substanzkonsum am Berner Institut für Hausarztmedizin, sagt: «Nikotin stimuliert die Nerven normalerweise wie Pfeffer.» Beim Vapen jedoch nicht: Grund dafür sind die verwendeten Nikotinsalze. So kann in kürzester Zeit eine hohe Nikotinmenge aufgenommen werden.
Eine Elfbar zum Beispiel, eine Einweg-E-Zigarette, welche bei Jugendlichen besonders beliebt ist, enthält 20 Milligramm Nikotin pro Milliliter Flüssigkeit. Das ist die Höchstmenge, die eine E-Zigarette nach Bestimmungen der EU enthalten darf.
Reto Auer sagt: «Bereits bei 20 Milligramm natürlichem Nikotin müssen die meisten husten. Bei Nikotinsalzen merken sie hingegen nichts.» Wolfgang Kweitel, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, ergänzt: «Die nikotinhaltigen E-Zigaretten haben das Potenzial, die Suchtwirkung einer Zigarette zu übertreffen.»
Auch könnten E-Zigaretten das Risiko erhöhen, später gewöhnliche Zigaretten zu rauchen, wie Reto Auer sagt. Er ergänzt: «Es gibt jedoch bestimmt auch Jugendliche, die sonst geraucht hätten und jetzt nur dampfen.»
Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen schreibt auf seiner Website: «Die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen sind noch weitgehend unbekannt.» Obwohl die Lösungsmittel auch in Lebensmitteln und Kosmetikartikeln verwendet werden, sind die gesundheitlichen Folgen beim Verdampfen der Stoffe noch grösstenteils unerforscht. Weiter ist zu lesen: «Der Dampf gewisser E-Zigaretten enthält zudem krebserzeugende Stoffe.»
Die Weltgesundheitsorganisation macht auf Studien aufmerksam, die zeigen, dass Vapen das Risiko für Herz- und Lungenerkrankungen erhöhen kann. Und schreibt auf ihrer Website: «Der Nikotinkonsum von Kindern und Jugendlichen hat schädliche Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirns, was langfristige Folgen für die Gehirnentwicklung hat und zu Lern- und Angststörungen führen kann.»
Berichte aus den USA über eine Häufung von Lungenschäden in Verbindung mit Vaping führten zu Besorgnis. Laut den Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention der USA wurden bis Februar 2020 insgesamt 2807 Fälle bestätigt.
Es wird vermutet, dass ein Vitamin-E-Acetat, ein Streckmittel in illegalen Vapes, die Cannabis enthalten, der Grund für die Lungenverletzungen ist. Die Anzahl Fälle ist seither stark zurückgegangen und wird nicht mehr genau gezählt. In der EU hingegen dürfen nikotinhaltigen Vapes kein Vitamin-E-Acetat zugesetzt werden.
Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Geräte werden häufig als gesündere Alternative zu herkömmlichen Zigaretten beworben. Das Deutsche Krebsforschungszentrum zum Beispiel kam zum Schluss, dass ein vollständiger Umstieg von Tabak- auf E-Zigaretten kurzfristige Gesundheitsschäden verringert. Reto Auer sagt: «Rauchen wird nie gesund sein, aber E-Zigaretten sind sicher weniger schädlich als gewöhnliche Zigaretten.» Dies, weil sie keinen Teer und keinen Tabak enthalten.
Eine definitive Antwort zum Vergleich hat auch die Weltgesundheitsorganisation nicht. Die Höhe des Risikos hänge bei beiden Produkten unter anderem von der Häufigkeit des Konsums und der Person ab, die das Produkt verwendet.
Vapes können an beinahe jeder Ecke gekauft werden. Vor allem die Einweg-Version ist in Kiosken, in Supermärkten und zum Teil auch in Coiffeursalons zu finden. Diese kostet zwischen sechs und zwanzig Franken, je nach Marke und Anzahl Züge. Beliebt ist neben der Elfbar auch die sogenannte Puff Bar. Eine gewöhnliche Elfbar kostet knapp zehn Franken und hält 600 Züge. Laut Herstellerangaben hält sie ungefähr so lange wie eine Schachtel Zigaretten. Eine Puff-Bar hält etwa 300 Züge.
Nein, in der Schweiz unterliegen die Geräte keiner Altersbeschränkung, es gibt aber kantonale Abgabeverbote. Fachgeschäfte geben an, den Verkauf an Minderjährige zu verweigern. Doch online oder bei anderen Verkaufsstellen wie Kiosken und Garagen-Shops ist das Alter kein grosses Hindernis.
Das soll mit dem neuen Tabakproduktegesetz 2024 geändert werden. Wo E-Zigaretten zurzeit noch als Gebrauchsgegenstände gelten, werden sie künftig mit Tabakprodukten gleichgesetzt und dürfen nicht mehr an Minderjährige verkauft werden.
Nein. Der typische Geruch beim Zigaretten-Rauchen kommt vom Tabak, der verbrannt wird und Partikel freisetzt. Der Geruch der Vapes ist schwach und verfliegt so schnell wie der Dampf selbst. Und selbst wenn etwas vom Geruch hängen bleibt, ist er schwierig zu identifizieren, weil es viele Geschmacksrichtungen gibt. Ausserdem sehen sie unauffällig aus: Wie Leuchtstifte eben, die in der Schule nicht mal im Etui gross auffallen. (aargauerzeitung.ch/cpf)
Ich sage nicht, dass Vapes komplett ungefährlich sind. Aber trotzdem um einiges gesünder als normale Zigaretten. Und im Allgemeinen geht es mir sehr viel besser.
I like it.