Am Weltwirtschaftsforum in Davos wurde diese Woche nicht nur über die Europäische Zentralbank und die globale Terrorgefahr diskutiert. Auch die Digitalisierung der Wirtschaft war ein Hauptthema. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel mahnte, Europa dürfe in dem gewaltigen Strukturwandel den Anschluss nicht verpassen, es gehe um die Arbeitsplätze von morgen. Und Google-Chef Eric Schmidt sieht die grosse Revolution erst noch kommen: «Das Internet wird verschwinden», prognostizierte er und meinte damit, dass wir das Internet gar nicht mehr wahrnehmen würden, weil es überall sei: Jedes Gerät, jeder Kühlschrank, jedes Auto werde online sein.
Unter den WEF-Teilnehmern war auch Marc Walder, Chef des Medienhauses Ringier, das in 15 Ländern tätig ist und schon mehr als die Hälfte seines Gewinns in digitalen Geschäften erwirtschaftet. Er führte Gespräche unter anderem mit Economiesuisse-Präsident Heinz Karrer, Swiss-Chef Harry Hohmeister und UBS-Chef Sergio Ermotti.
Es war mehr als nur Small Talk: Marc Walder wirbelte für seine Initiative «Digital Zurich 2025». Diese soll die Grossregion Zürich zu einem digitalen Cluster von europäischer Bedeutung machen – zu einem kleinen Silicon Valley im Herzen Europas.
Alles begann mit einem Brief von Marc Walder 2013 an Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch, der zuerst unbeantwortet blieb. Dann aber liess sich Mauch für die Idee gewinnen.
Nach dem holprigen Start kam es in den letzten zwei Monaten zum Durchbruch: Ein hochkarätiges Komitee konstituiert sich, das «Digital Zurich 2025» vorantreiben will. Ihm gehören nicht nur Karrer, Hohmeister, Ermotti und Walder selbst an, sondern auch folgende Konzernchefs:
Aus der Politik sitzt nebst Stadtpräsidentin Mauch (SP) auch der Zürcher Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Ernst Stocker (SVP) im Gremium. Marc Walder sagt: «Die Initiative hat nun Fahrt aufgenommen. Alle Firmenchefs stehen vor der immensen Herausforderung der Digitalisierung.» Die Initiative werde allen Unternehmen offenstehen.
In den Gesprächen sei er zum Schluss gekommen, dass es nicht nur um den Medienstandort Zürich gehe, sondern um ein branchenübergreifendes Cluster: «Das ist eine riesige Chance für diesen Standort und für die ganze Schweiz. Denn alle Industrien stehen wegen der Digitalisierung vor gewaltigen Herausforderungen, insbesondere auch der Finanzplatz.»
Zürich könne als Cluster die besten Leute anziehen, und dann gebe es einen Dominoeffekt: «Das Silicon Valley ist nicht das einzige Beispiel dafür, sehr erfolgreich ist auch Tel Aviv.» Und nicht zuletzt New York, wo Walder auf die Idee für seine Initiative kam: Vor drei Jahren wurde er vom damaligen Bürgermeister Michael Bloomberg eingeladen, der die Initiative «Media NYC 2020» startete. Dank dieser zog New York neue Medienunternehmen an wie beispielsweise Buzzfeed.
Die Ausgangslage von Zürich ist in der Tat gut, nicht zuletzt, weil der grösste Internetkonzern der Welt, Google, hier seinen wichtigsten Europa-Ableger hat. Aber die Standortkonkurrenz ist gross: Berlin und London haben viele digitale Start-ups hervorgebracht.
«Digital Zurich 2025» hat sich Folgendes vorgenommen:
Das sind ehrgeizige Ziele. Wie sie erreicht werden sollen, darüber will das Komitee im Frühling an einer Kick-off-Veranstaltung informieren.