Wirtschaft
Schweiz

Prämien, Mieten, Strom und Essen: Was in der Schweiz alles teurer wird

Nicht mehr viel im Portemonnaie - so geht es vielen Städtern und Singles. (Archivbild)
In den Schweizer Portemonnaies wird es leerer.Bild: KEYSTONE

Massiver Anstieg der Kosten – was jetzt auf die Schweizer Bevölkerung zukommt

Krankenkassen, Mieten, Strom oder Lebensmittel. Alles wird teurer. Eine Übersicht.
06.06.2023, 11:2406.06.2023, 13:23
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Sechs bis zehn Prozent soll der Krankenkassen-Prämienanstieg für die Grundversicherung im Jahr 2024 betragen. Das prophezeien der Vergleichsdienst Comparis und die ETH-Konjunkturforschungsstelle am Montagabend.

Doch die Krankenkassen sind nicht der einzige grosse Posten, der merklich teurer wird in naher Zukunft. Bei einer durchschnittlichen Familie mit zwei Kindern könnten laut Berechnungen pro Jahr zusätzliche Kosten von über 2600 Franken anfallen – allein bei den Fixkosten.

Krankenkassen

Bereits im vergangenen Herbst sind die Krankenkassenprämien im Durchschnitt um 6 Prozent gestiegen. Nun prognostizieren Expertinnen und Experten einen weiteren Anstieg der Prämien in diesem Bereich.

Verantwortlich für diesen Kostenanstieg seien der höhere Bürokratieaufwand, nicht lieferbare günstige Medikamente, mehr Psychotherapien, die Umsetzung der Pflegeinitiative sowie mehr verunsicherte Personen, die sich mit diffusen Beschwerden untersuchen liessen.

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Immer mehr verunsicherte Personen lassen sich wegen diffuser Beschwerden untersuchen.Bild: shutterstock

Dazu komme der Reserveabbau bei den Krankenkassen, so der Krankenkassenexperte von Comparis, Felix Schneuwly:

«Ohne den politisch erzwungenen Reserveabbau wären die Prämien in den vergangenen Jahren lediglich um rund 2,5 Prozent pro Jahr und Person gestiegen und würden aktuell weiter in diesem Bereich steigen.»

Weil die Reserven vieler Krankenversicherer bis Ende Jahr auf einem Minimum sein werden, könnten einige Kassen ihre Prämien im bevorstehenden Herbst laut dem Online-Vergleichsdienst sogar um über 10 Prozent erhöhen müssen, heisst es bei Comparis.

Mieten

Am 1. Juni wurde der sogenannte Referenzzinssatz für Mieten durch das Bundesamt für Wohnungswesen um 0,25 Punkte auf 1,5 Prozent erhöht. Ein weiterer Anstieg des Referenzzinssatzes ist für den Winter oder 2024 prognostiziert.

Da jede Erhöhung des Referenzzinssatzes um einen Viertelprozentpunkt die Vermieter zu einer Erhöhung der Mieten um 3 Prozent berechtigt, könnten Mieten innert eines Jahres um etwa 6 Prozent teurer werden. Zumindest für diejenigen Mieterinnen und Mieter in der Schweiz, deren Mietvertrag sich nach dem tiefen Referenzzinssatz richtet – das sind etwa 1 Million Haushalte in der Schweiz.

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Für diejenigen Mieterinnen und Mieter in der Schweiz, deren Mietvertrag sich nach dem tiefen Referenzzinssatz richtet – das sind etwa 1 Million Haushalte in der Schweiz –, könnten Mieten innert eines Jahres um etwa 6 Prozent teurer werden.Bild: www.imago-images.de

Eine Wohnung für 2000 Franken im Monat dürfte sich gut und gern auf 2120 Franken verteuern. Das ergäbe jährliche Mehrausgaben von über 1400 Franken.

In der Deutschschweiz können Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer zudem 40 Prozent der Teuerung auf die Mieterinnen und Mieter überwälzen sowie höhere Unterhalts- und Betriebskosten.

Und wie ist es bei Wohneigentum? Mit dem Anstieg der Hypothekarzinsen sei die Nachfrage nach Wohneigentum zurückgegangen, schreiben CS-Ökonomen in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Entsprechend erwarte man bis Ende 2023 noch einen Preisanstieg für Eigentumswohnungen um 0,5 Prozent und für Einfamilienhäuser um 1,5 Prozent. Ab 2024 werden allerdings Preisrückgänge im tiefen einstelligen Prozentbereich erwartet.

Strom

Ende letzten Jahres zeigten Berechnungen der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom, dass Strompreise in der Grundversorgung für Haushalte zum Teil stark steigen werden für das laufende Jahr.

Für den Strom muss ein typischer Haushalt im Jahr 2023 mit einem Verbrauch von 4500 kWh und mit einer Stromrechnung von 1215 Franken rechnen. Das entspricht in der Grundversorgung zusätzlich 261 Franken im Vergleich zum vergangenen Jahr – wobei dies lokal stark schwanken kann.

Stromstecker stecken in einer Stromleiste unter einem Buerotisch im Medienzentrum des Bundeshauses, am Mittwoch, 24. August 2022 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Für den Strom im laufenden Jahr muss ein typischer Haushalt mit einem Verbrauch von 4500 kWh mit einer Stromrechnung von 1215 Franken rechnen. Bild: keystone

Lebensmittel

Wer sein Einkaufskörbli wie gewohnt füllt, der muss am Ende des Einkaufs eine höhere Summe begleichen als noch vor wenigen Monaten. Wer ein fixes Budget für Lebensmittel hat, dessen Körbli wird nicht mehr so voll wie noch vor Kurzem.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen ist die Inflation bei Lebensmitteln in den vergangenen Monaten gestiegen, wie der Konsumentenpreisindex von Comparis zeigt, der im März erschienen ist.

Voller Einkaufskorb, aufgenommen am 30. Dezember 1997 in einem Zuercher Lebensmittelgeschaeft. (KEYSTONE/MARTIN RUETSCHI)
Ein Einkaufskörbli in Zürich im Jahr 1997.Bild: KEYSTONE

Dann haben die Pandemie und der Krieg in der Ukraine dafür gesorgt, dass die Kosten für Rohstoffe, Dünger oder Futtermittel für Nutztiere gestiegen sind, Verpackungsmaterial knapp geworden ist oder die Transportkosten in die Höhe schossen.

Und zu guter Letzt schlagen auch die weltweiten extremen Wetterphänomene auf das Angebot und die Preise von Lebensmitteln. So ist etwa Zucker teurer geworden, wohl wegen der schlechten Zuckerrübenernte in der EU. Und auch wegen der seit Jahren anhaltenden Dürren in Spanien werden Lebensmittel teurer. Denn Spanien ist für die Schweiz der mit Abstand wichtigste Exporteur von Obst und Gemüse. Besonders hart ist das Olivenöl von einem Preisanstieg getroffen: «Beim Olivenöl mussten aufgrund der schlechten Ernte im letzten Jahr und der knappen Verfügbarkeit folglich die Preise angepasst werden», sagte die Migros im April gegenüber watson.

ÖV

Per 10. Dezember 2023 werden die Preise für den öffentlichen Verkehr steigen. Während sieben Jahren sind die Preise des öffentlichen Verkehrs auf nationaler Ebene unverändert geblieben – doch per 10. Dezember 2023 ist Schluss damit.

Einzelbilletts, Tages- und Mehrfahrtenkarten sowie Klassenwechsel werden durchschnittlich 4,3 Prozent mehr kosten. Als Beispiel: Die Strecke Bern–Zürich kostet heute ohne Vergünstigung 102 Franken, ab dem 10. Dezember werden es 106.50 Franken sein. Beim Halbtax für Erwachsene steigt der Preis von 185 auf 190 Franken und das GA für die zweite Klasse wird erstmals über 4000 Franken kosten. Sein Preis steigt nämlich von 3860 auf 4080 Franken.

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Nicht von der Preiserhöhung betroffen ist das Halbtax für Jugendliche.Bild: Shutterstock

Nicht von der Preiserhöhung betroffen sind das Halbtax für Jugendliche, die Spar-, Kinder- und Schultageskarte, die Junior-, Kinder- und Hunde-Mitfahrkarte sowie die Gepäck-Tarife.

SBB-Chef Vincent Ducrot hatte den Preisanstieg bereits im März angekündigt. Die Branche habe keine andere Wahl, als «einen moderaten Schritt» zu machen, sagte er. Denn seit 2016 hätten die Transportunternehmen ihr Angebot gesteigert und die Fahrzeuge modernisiert. Gleichzeitig hätten sich die Konsumentenpreise verteuert.

(mit Material der awp/sda)

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165 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ichsagstrotzdem
06.06.2023 11:50registriert Juni 2016
Ich habe genug vom Selbstbedienungsladen Gesundheitswesen.
Ich habe genug von Stromfirmen, die sich an der Öffentlichkeit bereichern.
Ich habe genug von Gesetzen, die Immobilien als Geldanlage begünstigen und damit Mieten verteuern.
Ich habe genug von Gesetzen für die Reichen und dass die Niedrigverdiener am Schluss die Zeche bezahlen.
Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Umverteilung von unten nach oben mal zu hinterfragen.
Ich werde im Herbst Personen wählen, welche sich ganz gezielt für die Niedrigverdiener und die untere Mittelschicht einsetzen und diesohne Eigennutzen.
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Christian Mueller (1)
06.06.2023 11:57registriert Januar 2016
Die Firmen schreiben dafür Rekordgewinne! Das ist doch auch toll. Da werden die Aktionäre sich freuen. Danke Mehrheit im Parlament.
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uicked
06.06.2023 11:47registriert Oktober 2017
Auch hier ist der Fall relativ simpel. Würde man fähige Leute ins Parlament wählen, wären die Probleme einiges kleiner. Den das Geld wäre hier, es liegt nur noch am falschen Ort. Jedoch wählt man lieber die selben Schwätzer wieder und wieder. Folglich kann man sich dann wieder vier Jahre darüber aufregen das sich nichts ändert oder besser wird um es dann wieder zu tun bei den nächsten Wahlen.
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