Kostet ein Produkt im Laden plötzlich ein paar Rappen mehr, bemerken die meisten Konsumenten in der Schweiz dies wohl kaum. Denn weder ist der Preisanstieg auf dem Preisschild ausgewiesen, noch sind Detailhändler wie Coop oder Migros transparent bei ihrer Preisgestaltung – auch auf Nachfrage verraten sie nicht, wie viel teurer ihre Produkte im Vergleich zu früher sind.
Doch spätestens Zuhause, wenn man die Einkäufe auspackt, fällt auf, wie mickrig die Ausbeute ist und wie viel Geld man trotzdem dafür ausgegeben hat.
Zu Beginn des Jahres publizierte der Tagesanzeiger eine Liste mit Lebensmittelpreisen aus dem Jahr 2021 vom Detailhändler Coop, die anhand von Daten einer Warenkorbanalyse über die Coop-Supercard rekonstruiert werden konnte. Anhand dieser Liste war watson einkaufen und zeigt dir, wie viel teurer einzelne Produkte wirklich geworden sind.
Im Februar 2021 hättest du für dieses Frühstück noch 13.85 Franken bezahlt. Heute bezahlst du 15.40 Franken für exakt die gleichen Produkte.
Auch beim Apéro musst du tiefer in die Tasche greifen. Im 2021 hättest du noch 22.80 Franken ausgegeben, in diesem Jahr aber musst du mit 24.75 Franken rechnen.
17.95 Franken (inkl. neuem Olivenöl) hast du 2021 für simple Spaghetti mit Tomatensauce und etwas Käse bezahlt. Im März 2023 musst du rund 24.05 Franken (inkl. Olivenöl) dafür einberechnen.
Für den ganzen Einkauf haben wir 64.20 Franken ausgegeben. Vor zwei Jahren hätten wir noch 54.60 Franken bezahlt – also 9.60 Franken weniger.
Von den 14 Produkten, die wir gekauft haben, sind 13 teurer geworden. Nur beim Orangensaft bleibt der Preis unverändert.
Auffallend teuer ist das Olivenöl Don Felipe Olivenöl extra vergine. Für einen Liter hätten wir vor zwei Jahren noch 9.95 Franken bezahlt. Heute bezahlen wir 13.70 Franken – 3.75 Franken mehr.
Die Gründe für die Teuerung sind vielfältig: etwa knappes Verpackungsmaterial und gestiegene Transportkosten aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Eine hohe Bedeutung haben auch höhere Energiekosten und Rohstoffpreise. Letztere sind besonders für Getreide, Kakaobutter und Zucker gestiegen.
Aufgrund des Krieges in der Ukraine waren Dünge- und Futtermittel knapp, denn die Ukraine sowie Russland sind grosse Produzenten. Auch benötigt die Düngemittelproduktion viel Energie, besonders Gas, das sich extrem verteuert hat. Teurere Futtermittel und Energie sind massgeblich für die Preissteigerungen bei Milchprodukten verantwortlich.
Der Zuckerpreis ist wohl wegen der schlechten Zuckerrübenernte in der EU gestiegen. Ernteausfälle gab es auch bei Olivenölproduzenten in Italien und Spanien, die unter massiver Hitze und Trockenheit litten.
Dass Konsumentenprodukte teurer werden, bestätigt auch der Konsumentenpreisindex von Comparis, welcher am Dienstag publiziert wurde. Er zeigt: Die gefühlte Inflation ist im März erneut gestiegen. Massiv teurer wurden Grundnahrungsmittel.
Der Landesindex der Konsumentenpreise des Bundesamtes für Statistik misst die Preisentwicklung, der für die privaten Haushalte bedeutsamen Waren und Dienstleistungen. Comparis hingegen misst nicht die Teuerung, sondern nur jene der Güter, die Konsumentinnen und Konsumenten regelmässig einkaufen. Comparis bezeichnet dies als gefühlte Inflation. Die gefühlte Inflation ist oft auch höher als die offiziell gemessene. Das liegt daran, dass der Mensch Preisänderungen bewusster wahrnimmt bei Produkten, die er regelmässig kauft.
Die Studie zeigt, dass vor allem Grundnahrungsmittel teurer geworden sind. Für Margarine, Speisefette und -öle mussten im März etwa 19.9 Prozent mehr bezahlt werden, für Zucker 17 Prozent, für Butter 12.2 Prozent und für Milch, Käse und Eier 8.5 Prozent. Nahrungsmittel wie Butter, Reis, frisches Gemüse, Eier, Milch, Joghurt, Brot und frische Früchte kosten heute 8 bis 25 Prozent mehr.
Alles wird teurer. Nur der Lohn bleibt gleich. Das macht vielen Konsumentinnen und Konsumenten Sorgen.
Auf Anfrage von watson, ob die Lebensmittelpreise weiterhin steigen werden, schreibt die Medienstelle von Coop:
Auch spüre der Detailhändler eine erhöhte Nachfrage nach den Prix-Garantie-Produkten im Tiefpreissegment. Aber auch ihre Bio-Eigenmarke wächst. «Biologische und allgemein nachhaltige Produkte entwickeln sich gut.»
Die Nachfrage nach günstigen und qualitativ hochwertigen Lebensmittel wird immer grösser. Das beobachtet auch der Detailhändler Aldi. Seit einigen Monaten dürfen sie vermehrt Neukundinnen und Neukunden begrüssen, schreibt die Medienstelle auf Anfrage von watson. Weiter heisst es: «Wir spüren vor allem bei unseren Eigenmarken eine starke Nachfrage, beispielsweise bei Produkten unserer Bio-Eigenmarke.»
In der Schweiz ist die Inflation im März 2.9 Prozent und somit deutlich über dem von der Nationalbank angestrebten Ziel von 0 bis 2 Prozent. In der USA hingegen ist die Inflation auf 5 Prozent und in den Eurozonen waren es 6.9 Prozent.
Siehe dazu etwa die UBS:
https://www.ubs.com/global/en/wealth-management/insights/chief-investment-office/market-insights/paul-donovan/2022/what-profit-driven-inflation-might-mean.html
Und die NYT:
https://www.nytimes.com/2023/03/31/business/company-profit-inflation-europe.html
Aufgrund meiner wirtschaftlichen Situation habe ich vor kurzem angefangen, überteuerte Lebensmittel (bspw. Butter) zu stehlen 🤷🏻♀️
Runter aber nimmer.
Auch wenn es möglich wäre.
So läuft das.
Ich bücke mich aber immer mehr beim Einkaufen.
Die günstigen Produkte sind immer zu unterst im Regal, und auch eher am Ende der Einkaufsstrasse. Weiss man ja.
Was mich stört, sind die 100 Gramm oder Kg Preise in 1 mm Schrift. (Denner)
Liegt aber am Gesetzgeber.
Die Arbeitgeber bezahlen keinen annähernd korrekten Teuerungsausgleich…
Die Löhne gehören wieder jährlich automatisch an die Teuerung angepasst, wie das früher schon so war!