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Inflation Schweiz: So viel teurer sind diese Lebensmittel 2023 geworden

Lebensmittel in der Schweiz werden immer teurer.
Lebensmittel in der Schweiz werden immer teurer.bild: watson/ chiara hess

So viel teurer sind die Lebensmittel in der Schweiz geworden – ein Testeinkauf

Die Preise in der Schweiz steigen weiter. Besonders betroffen: die Grundnahrungsmittel. watson war einkaufen und zeigt, wie viel teurer Zmorge, Apéro und Znacht geworden sind.
20.04.2023, 11:5520.04.2023, 13:54
Lea Oetiker
Lea Oetiker
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Kostet ein Produkt im Laden plötzlich ein paar Rappen mehr, bemerken die meisten Konsumenten in der Schweiz dies wohl kaum. Denn weder ist der Preisanstieg auf dem Preisschild ausgewiesen, noch sind Detailhändler wie Coop oder Migros transparent bei ihrer Preisgestaltung – auch auf Nachfrage verraten sie nicht, wie viel teurer ihre Produkte im Vergleich zu früher sind.

Doch spätestens Zuhause, wenn man die Einkäufe auspackt, fällt auf, wie mickrig die Ausbeute ist und wie viel Geld man trotzdem dafür ausgegeben hat.

Zu Beginn des Jahres publizierte der Tagesanzeiger eine Liste mit Lebensmittelpreisen aus dem Jahr 2021 vom Detailhändler Coop, die anhand von Daten einer Warenkorbanalyse über die Coop-Supercard rekonstruiert werden konnte. Anhand dieser Liste war watson einkaufen und zeigt dir, wie viel teurer einzelne Produkte wirklich geworden sind.

Frühstück

Avocado, Butter, Eier, Wasa Knäckebrot, Orangensaft. Die Lebensmittel in der Schweiz wurden um einiges teurer.
Frühstück: 15.40 Franken.bild: watson/ chiara hess
  • Die Butter Mödeli 250g
    Februar 2021: 3.45 Franken
    März 2023: 3.95 Franken
  • Wasa Knäckebrot Original 205g
    Februar 2021: 1.70 Franken
    März 2023: 2.30 Franken
  • Bio Eier Schweiz 53g 4 Stk.
    Februar 2021: 3.30 Franken
    März 2023: 3.55 Franken
  • Bio Avocado Stück
    Februar 2021: 1.90 Franken
    März 2023: 2.10 Franken
  • Naturaplan Bio Orangensaft 75cl
    Februar 2021: 3.50 Franken
    März 2023: 3.50 Franken

Im Februar 2021 hättest du für dieses Frühstück noch 13.85 Franken bezahlt. Heute bezahlst du 15.40 Franken für exakt die gleichen Produkte.

Apéro

Apéro: 25.25 Franken.
Apéro: 25.25 Franken.bild: watson/ chiara hess
  • Karma Hummus Zitrone Petersilie 175g
    Februar 2021: 3.70 Franken
    März 2023: 4.25 Franken
  • Bio Prosecco Dal Bo 75cl
    Februar 2021: 13.95 Franken
    März 2023: 14.95 Franken
  • Bio Kalamata Oliven 160g
    Februar 2021: 3.20 Franken
    März 2023: 3.45 Franken
  • Weinländerbrot 250g
    Februar 2021: 1.95 Franken
    März 2023: 2.10 Franken

Auch beim Apéro musst du tiefer in die Tasche greifen. Im 2021 hättest du noch 22.80 Franken ausgegeben, in diesem Jahr aber musst du mit 24.75 Franken rechnen.

Abendessen

Abendessen: 24.05 Franken.
Abendessen: 24.05 Franken.bild: watson/ chiara hess
  • Barilla Spaghetti Nr. 3 500g
    Februar 2021: 2.20 Franken
    März 2023: 2.60 Franken
  • Zwiebeln Bund
    Februar 2021: 1.20 Franken
    März 2023: 2.20 Franken
  • Coop Grana Padano Reibkäse 80g
    Februar 2021: 2.10 Franken
    März 2023: 2.25 Franken
  • Mutti Salsa Pronta di datterini 400g
    Februar 2021: 2.50 Franken
    März 2023: 3.30 Franken
  • Don Felipe Olivenöl extra vergine 1l
    Februar 2021: 9.95 Franken
    März 2023: 13.70 Franken

17.95 Franken (inkl. neuem Olivenöl) hast du 2021 für simple Spaghetti mit Tomatensauce und etwas Käse bezahlt. Im März 2023 musst du rund 24.05 Franken (inkl. Olivenöl) dafür einberechnen.

Das Ergebnis

Für den ganzen Einkauf haben wir 64.20 Franken ausgegeben. Vor zwei Jahren hätten wir noch 54.60 Franken bezahlt – also 9.60 Franken weniger.

Von den 14 Produkten, die wir gekauft haben, sind 13 teurer geworden. Nur beim Orangensaft bleibt der Preis unverändert.

Auffallend teuer ist das Olivenöl Don Felipe Olivenöl extra vergine. Für einen Liter hätten wir vor zwei Jahren noch 9.95 Franken bezahlt. Heute bezahlen wir 13.70 Franken – 3.75 Franken mehr.

Warum kosten Nahrungsmittel so viel mehr?

Die Gründe für die Teuerung sind vielfältig: etwa knappes Verpackungsmaterial und gestiegene Transportkosten aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Eine hohe Bedeutung haben auch höhere Energiekosten und Rohstoffpreise. Letztere sind besonders für Getreide, Kakaobutter und Zucker gestiegen.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine waren Dünge- und Futtermittel knapp, denn die Ukraine sowie Russland sind grosse Produzenten. Auch benötigt die Düngemittelproduktion viel Energie, besonders Gas, das sich extrem verteuert hat. Teurere Futtermittel und Energie sind massgeblich für die Preissteigerungen bei Milchprodukten verantwortlich.

Der Zuckerpreis ist wohl wegen der schlechten Zuckerrübenernte in der EU gestiegen. Ernteausfälle gab es auch bei Olivenölproduzenten in Italien und Spanien, die unter massiver Hitze und Trockenheit litten.

A customer has her wallet ready in her hands at a branch of supermarket chain Aldi Suisse in Ilanz in the canton of Grisons, Switzerland, pictured on March 13, 2009. (KEYSTONE/Gaetan Bally)

Eine Kund ...
Die Gründe für die Teuerung sind vielfältig.Bild: KEYSTONE

Der Konsumentenpreisindex

Dass Konsumentenprodukte teurer werden, bestätigt auch der Konsumentenpreisindex von Comparis, welcher am Dienstag publiziert wurde. Er zeigt: Die gefühlte Inflation ist im März erneut gestiegen. Massiv teurer wurden Grundnahrungsmittel.

Was ist eine gefühlte Inflation?

Der Landesindex der Konsumentenpreise des Bundesamtes für Statistik misst die Preisentwicklung, der für die privaten Haushalte bedeutsamen Waren und Dienstleistungen. Comparis hingegen misst nicht die Teuerung, sondern nur jene der Güter, die Konsumentinnen und Konsumenten regelmässig einkaufen. Comparis bezeichnet dies als gefühlte Inflation. Die gefühlte Inflation ist oft auch höher als die offiziell gemessene. Das liegt daran, dass der Mensch Preisänderungen bewusster wahrnimmt bei Produkten, die er regelmässig kauft.

Wo sind die Preise besonders stark gestiegen?

Die Studie zeigt, dass vor allem Grundnahrungsmittel teurer geworden sind. Für Margarine, Speisefette und -öle mussten im März etwa 19.9 Prozent mehr bezahlt werden, für Zucker 17 Prozent, für Butter 12.2 Prozent und für Milch, Käse und Eier 8.5 Prozent. Nahrungsmittel wie Butter, Reis, frisches Gemüse, Eier, Milch, Joghurt, Brot und frische Früchte kosten heute 8 bis 25 Prozent mehr.

Wie geht es weiter?

Alles wird teurer. Nur der Lohn bleibt gleich. Das macht vielen Konsumentinnen und Konsumenten Sorgen.

Auf Anfrage von watson, ob die Lebensmittelpreise weiterhin steigen werden, schreibt die Medienstelle von Coop:

«Wir erwarten bis Mitte Jahr eine Entwicklung im Rahmen des vergangenen Jahres. Anschliessend dürften sich die Preise stabilisieren.»

Auch spüre der Detailhändler eine erhöhte Nachfrage nach den Prix-Garantie-Produkten im Tiefpreissegment. Aber auch ihre Bio-Eigenmarke wächst. «Biologische und allgemein nachhaltige Produkte entwickeln sich gut.»

Die Nachfrage nach günstigen und qualitativ hochwertigen Lebensmittel wird immer grösser. Das beobachtet auch der Detailhändler Aldi. Seit einigen Monaten dürfen sie vermehrt Neukundinnen und Neukunden begrüssen, schreibt die Medienstelle auf Anfrage von watson. Weiter heisst es: «Wir spüren vor allem bei unseren Eigenmarken eine starke Nachfrage, beispielsweise bei Produkten unserer Bio-Eigenmarke.»

Ein Mann und eine Frau stehen am 20. Januar 2005 vor einer Auslage mit frischem Obst und Gemuese in einer COOP Filiale in Zuerich. Im Hintergrund ist eine Tafel mit der Coop-Aktion "Prix Garantie ...
Die Nachfrage nach Prix-Garantie und Bio wird grösser.Bild: KEYSTONE

Die Inflation im Ausland

In der Schweiz ist die Inflation im März 2.9 Prozent und somit deutlich über dem von der Nationalbank angestrebten Ziel von 0 bis 2 Prozent. In der USA hingegen ist die Inflation auf 5 Prozent und in den Eurozonen waren es 6.9 Prozent.

Warum dich die Inflation betrifft & was der Leitzins damit zu tun hat – kurz erklärt

Video: watson/Helene Obrist, Emily Engkent
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Spaghetti alla carbonara – und zwar richtig
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Als Aller-Allererstes nimmt man die Eier und den Pecorino (oder Parmesan) aus dem Kühlschrank. Niemand will die heisse Pasta mit eiskalten Eiern und Käse auf lauwarm-langweilig runterkühlen.
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183 Kommentare
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mille_plateaux
20.04.2023 11:46registriert Juni 2017
Den wichtigsten Grund für die aktuelle Inflation habt ihr nicht genannt: Die Profitschraube. Konzerne drehen Preise hoch, weil sie können. Nicht, weil sie müssen. Und wir bezahlen.

Siehe dazu etwa die UBS:
https://www.ubs.com/global/en/wealth-management/insights/chief-investment-office/market-insights/paul-donovan/2022/what-profit-driven-inflation-might-mean.html

Und die NYT:
https://www.nytimes.com/2023/03/31/business/company-profit-inflation-europe.html

Aufgrund meiner wirtschaftlichen Situation habe ich vor kurzem angefangen, überteuerte Lebensmittel (bspw. Butter) zu stehlen 🤷🏻‍♀️
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Bassman
20.04.2023 11:56registriert November 2020
Rauf gehts immer .
Runter aber nimmer.
Auch wenn es möglich wäre.
So läuft das.

Ich bücke mich aber immer mehr beim Einkaufen.
Die günstigen Produkte sind immer zu unterst im Regal, und auch eher am Ende der Einkaufsstrasse. Weiss man ja.

Was mich stört, sind die 100 Gramm oder Kg Preise in 1 mm Schrift. (Denner)
Liegt aber am Gesetzgeber.
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Rethinking
20.04.2023 11:55registriert Oktober 2018
Ein weiterer Grund einen Arbeitnehmerverband / Gewerkschaft beizutreten…

Die Arbeitgeber bezahlen keinen annähernd korrekten Teuerungsausgleich…

Die Löhne gehören wieder jährlich automatisch an die Teuerung angepasst, wie das früher schon so war!
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