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Migros räumt weiter auf: Depot und Gries Deco werden verkauft

Migros räumt weiter auf: Depot und Gries Deco werden verkauft

13.12.2019, 09:0113.12.2019, 10:21
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Die Migros hat einen Käufer für ihr Dekorations- und Einrichtungsgeschäft gefunden. Geschäftsführer Christian Gries aus der Gründerfamilie übernimmt die Gries Deco Holding mit ihrer Marke Depot als Alleineigentümer. Der Deal reisst ein Riesenloch in die Migros-Kasse.

Über den Kaufpreis und die Modalitäten des Verkaufs der Gruppe mit 500 Läden sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Migros-Sprecher Marcel Schlatter am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die 38 Filialen in der Schweiz und die 342 Mitarbeitenden seien im Deal eingeschlossen, sagte eine Sprecherin der deutschen Gries Deco Gruppe. Für sie gebe es keine Veränderungen.

Fabrice Zumbrunnen, Praesident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes spricht an einer Medienkonferenz anlaesslich dem geplanten Verkauf der vier Tochterunternehmen (Globus, Gries Deco ...
Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen stösst Tochter-Unternehmen ab. Bild: KEYSTONE

«Die Filialen in der Schweiz sind sehr gut aufgestellt», sagte die Sprecherin. Es gebe keine Pläne für einen Abbau. «Jetzt liegt der Fokus erstmal auf dem Weihnachtsgeschäft.»

Der Gesamtarbeitsvertrag GAV, der bis Ende 2021 laufe, werde von den neuen Eigentümern übernommen, sagte Migros-Sprecher Schlatter. Sonstige Auflagen habe man nicht gemacht. «Wir wollten den neuen Besitzern die nötige Flexibilität ermöglichen.»

Riesenloch in der Migros-Kasse

Der Verkauf reisst ein Riesenloch von rund 400 Millionen Franken in die Migros-Kasse. Damit die Gries Deco Gruppe zuversichtlich in die Zukunft gehen kann, werde die Migros weitgehend auf eine Rückforderung der seit 2009 an die Gruppe gewährten Darlehen verzichten.

«Es ist uns wichtig, die Gries Deco Gruppe und ihre Mitarbeitenden mit einem guten Fundament in die Zukunft zu entlassen, auch wenn wir als Migros dadurch kurzfristig eine finanzielle Belastung in Kauf nehmen müssen», erklärte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen im Communiqué.

Damit sieht es für das Migros-Ergebnis 2019 düster aus. Im vergangenen Jahr hatte die Migros nur noch einen Gewinn von 475 Millionen Franken geschafft. Das war das schlechteste Ergebnis seit 15 Jahren. Die Warenhausgruppe Globus und der Börsencrash gegen Ende 2018 hatten einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Reihe von Töchtern sollen verkauft werden

Angesichts der schlecht laufenden Geschäfte hat die Migros Ende Juni zum Paukenschlag ausgeholt und eine Reihe von Tochterunternehmen zum Verkauf gestellt. Neben der Gries Deco Gruppe wollte sich der «orange Riese» von der verlustreichen Warenhausgruppe Globus, vom Möbelhaus Interio und der E-Bike-Tochter M-Way trennen.

Als Grund für den Verkauf von Gries Deco und Depot nannte die Migros, dass die Synergien des Dekorations- und Einrichtungsgeschäfts mit dem Kerngeschäft der Migros zu klein seien. Die Gries Deco Gruppe sei vor allem in Deutschland und Österreich tätig. Von den 500 Filialen sind 402 in Deutschland und 60 in Österreich. Lediglich 38 Läden stehen in der Schweiz.

Die Einrichtungsgruppe mit ihren 8'450 Mitarbeitern erzielte im Jahr 2018 einen Umsatz von 481 Millionen Euro. Angaben zum Ertrag konnte die Sprecherin auf Anfrage nicht machen.

Wieder zurück in der Gründerfamilie

Die Migros war 2009 bei der Gries Deco Gruppe mit einem Anteil von 49 Prozent eingestiegen und hat nach eigenen Angaben «viel in das Wachstum der Gruppe investiert». Seither hat die Zahl der Filialen von Gries Deco von 109 auf 500 zugenommen, der Umsatz kletterte von 83 Millionen auf 481 Millionen Euro.

2012 hatte die Migros dann die Mehrheit an dem deutschen Unternehmen übernommen. Nun kauft Christian Gries, der Enkel des Gründers, den 90 Prozent-Anteil der Migros zurück. 10 Prozent an der Gries Deco Gruppe hat er bisher schon besessen.

Es habe aber auch andere Kaufwillige gegeben, schrieb die Migros: «Im Rahmen des Verkaufsprozesses haben verschiedene Investoren konkretes Interesse am Unternehmen angemeldet. Mit Christian Gries konnte unter den Interessenten ein neuer Alleineigentümer gefunden werden, der für Kontinuität bürgt und gleichzeitig das Unternehmen weiterentwickeln will.»

Neu aufstellen

Christian Gries, der die Firma seit dem Jahr 2000 als Geschäftsführer leitet, erklärte: «Ich freue mich sehr, dass die Gries Deco Gruppe vollständig in den Besitz der Gründungsfamilie zurückgeht.» Er wolle die Gruppe weiterentwickeln und in einem international anspruchsvollen Markt neu aufstellen.

«Wir sind auf einem guten Weg. Allerdings müssen wir noch schneller und effizienter werden als bisher, um wettbewerbsfähig zu bleiben», äusserte sich Christian Gries. Nach dem Fokus auf dem Onlinegeschäft in den vergangenen Jahren «werden wir wieder verstärkt einen Schwerpunkt auf unsere Filialen legen, damit unsere Kunden auch hier ein tolles Einkaufserlebnis haben».

Die Migros zeigt sich froh über den neuen Besitzer. «Christian Gries ist als langjähriger Geschäftsführer mit der Gries Deco Gruppe bestens vertraut», erklärte Migros-Chef Zumbrunnen. Er verfüge über grosse Erfahrung und einen fundierten Leistungsausweis im Geschäft mit Dekorationsartikeln und Einrichtungsgegenständen.

Globus-Verkaufsprozess läuft noch

Von den zum Verkauf gestellten Töchtern hat die Migros neben Gries Deco mittlerweile auch sechs Interio-Läden an den österreichischen Möbelkonzern XXXLutz verkauft. M-Way wurde an die Swiss E-Mobility Group veräussert.

Bleibt noch Globus: «Der Verkaufsprozess für die Globus-Gruppe ist wie geplant im Gang und wird wie bereits kommuniziert längere Zeit in Anspruch nehmen», schrieb die Migros. Mit einem Verkaufsabschluss rechnet der Detailhandelsriese in der ersten Jahreshälfte 2020. (awp/sda)

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