Der oberste Chef der Schweizer Reisebüros, Walter Kunz, wirft der Fluggesellschaft Swiss im Blick vor, ihre Preise nach oben anzupassen, wenn jemand mehrmals nach dem gleichen Flug sucht. Ihm jedenfalls sei das passiert. Diese Praxis wird möglich, wenn jemand den gleichen Computer zur Suche nutzt und damit verfolgbar wird. Kunz ortet bei Swiss einen Missbrauch von Kundendaten, wie er der Zeitung am Montag sagte.
Kunz' Vorwürfe haben einen Hintergrund: Seine Branche und die Swiss-Mutter Lufthansa liegen sich in den Haaren, weil die Airline ab September eine neue Buchungsgebühr von den Reisebüros verlangen will. Wer direkt auf der Swiss-Website bucht, bezahlt diese dagegen nicht und kommt so günstiger weg. Für Kunz ist das Motiv der Fluggesellschaft klar: Sie will an Kundendaten herankommen, um daraus Profit zu schlagen.
Eine Swiss-Sprecherin teilte der Zeitung mit, Kunz' Vorwürfe seien «weder nachvollziehbar noch korrekt». Preise würden über «Angebot und Nachfrage sowie Kundenbedürfnisse» gestaltet.
Wegen individualisierter Preise sorgte am Wochenende Coop für Schlagzeilen: Der Grossverteiler testet in einem Online-Shop personalisierte Rabatte. Das heisst, für ein bestimmtes Produkt bezahlt ein Kunde mehr, ein anderer weniger – je nach Einkaufsverhalten. Vor Preisdiskriminierungen warnte unlängst sogar die US-Regierung.
Wie auch immer bei der Swiss die Preise zustande kommen, der E-Commerce-Experte Thomas Lang rät im «Blick» jedenfalls, Flüge grundsätzlich nicht mit dem gleichen Computer zu buchen, mit dem man sie recherchiert hat. (trs)