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McDonald's Deutschland lanciert den ersten Bio-Burger – darum kommt das Produkt nicht in die Schweiz
«Wir haben uns im Erfolg gesonnt und sind nachlässig geworden. Scheinbar dachten einige, dass es von alleine immer weiter bergauf geht. Dadurch haben wir Trends verpasst», so fasst Holger Beeck die Probleme von McDonald's Deutschland in einem Interview mit der Welt zusammen.
Wenn er von verpassten Trends spricht, dann meint er vor allem den Hang zu Bio-Produkten, der sich in der Gesellschaft immer weiter durchsetzt. Um in diesem Bereich endlich mithalten zu können, will die deutsche Tochter-Gesellschaft eine «Weltneuheit» auf den Markt bringen – so nennt zumindest Beeck die beiden Burger, die ab Oktober in den deutschen Filialen des Fast-Food-Riesens verkauft werden.
Nicht komplett bio und auch nicht völlig neu
In Sachen PR handelt es sich dabei mit Sicherheit um einen gelungenen Coup – zahlreiche Medien titeln sogleich «McDonald's Deutschland bringt den ersten Bio-Burger auf den Markt». Um einen echten «Bio-Burger» handelt es sich aber gar nicht, denn lediglich das Fleisch des «McB» und des «Long McB» stammt aus Bio-Beständen. Bei den restlichen Bestandteilen handelt es sich um «normale» Produkte.
Und ganz so neu ist die Idee auch nicht: «Mit dem McGrischun hatten wir Ende 2013 in der Schweiz bereits ein ähnliches Angebot», erklärt Aglaë Strachwitz, Pressesprecherin von McDonald's Schweiz im Gespräch mit watson. Dieser Burger war mit Bio-Bergkäse und Gütesiegel-Bündnerfleisch belegt.
Trotzdem: Der Bio-Burger, wie er jetzt in Deutschland zu kaufen sein wird, wird vorderhand in der Schweiz nicht ins Sortiment aufgenommen. «Bio-Produkte sind in der Schweiz zwar beliebt, doch nicht alle wollen bio. Wir bedienen täglich rund 290'000 Gäste und orientieren uns an dieser grossen Gruppe», sagt Strachwitz.
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Tierschutz wichtiger als Bio?
Erfahrungsgemäss sei es vor allem die Schweizer Herkunft und der Tierschutz, die den Schweizer Konsumenten am Herz liegen würden. Deshalb setze McDonald's Schweiz seit dem Jahr 2010 auf Kühe, die nach dem Programm ‹Regelmässiger Auslauf ins Freie› aufgezogen werden. Strachwitz erklärt: «Dieser so genannte RAUS-Standard liegt über dem Schweizerischen Tierschutzgesetz und wir bezahlen dafür pro Kuh eine Prämie von 40 Franken – zusätzlich zum Marktpreis.»
Der Anteil dieser «RAUS-Rinder» liegt heute bei 59 Prozent. Doch warum entspricht nicht das gesamte verarbeitete Schweizer Rindfleisch diesem Standard? «Weil das der Markt im Moment nicht hergibt. Die Firma Bell kauft und verarbeitet für uns die verfügbare Menge», so Strachwitz.
Auch in Deutschland ist der Markt zu klein
Dass McDonald's Schweiz in naher Zukunft einen Burger mit Bio-Fleisch ins Sortiment aufnimmt, wagt Strachwitz also zu bezweifeln: «Es wäre fraglich, ob der Markt genügend Bio-Fleisch hergibt. Das Schweizer Rindfleisch ist so schon knapp.» Mit einem ähnlichen Problem sieht man sich offenbar auch in Deutschland konfrontiert: Das Bio-Rindfleisch für den «McB» und den «Long McB» bezieht die deutsche Tochtergesellschaft darum nicht nur aus dem eigenen Land – sondern auch aus Österreich.
«Für die Bauern ist das jetzt auch eine grosse Herausforderung. Denn eine Nachfrage von Bio-Fleisch in dieser Grössenordnung hat es in Deutschland noch nie gegeben», erklärt Beeck im Gespräch mit der «Welt». Das sei auch der Grund, warum die beiden Burger erstmal nur für einen begrenzten Zeitraum von acht Wochen angeboten werden könnten.