Der Stromkonzern Alpiq ist im vergangenen Jahr wegen Bewertungsminderungen von über einer halben Milliarde Franken tief in die Verlustzone gefallen. Unter dem Strich wies der Konzern einen Reinverlust von 271 Millionen Franken aus.
Im Vorjahr hatte Alpiq mit 99 Millionen Franken Gewinn die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Nun schlugen Bewertungsreduktionen von finanziellen Absicherungsgeschäften mit 521 Millionen Franken zu Buche, wie das Energieunternehmen am Donnerstag bekannt gab.
Die hohen Preise an den Energiemärkten in den vergangenen Monaten hätten sich auch auf die Absicherungsgeschäfte ausgewirkt, welche die Produktion aus eigenen Kraftwerken und Energiebezugsverträge betreffen würden.
«Finanzielle Absicherungsgeschäfte müssen per Bilanzstichtag bewertet werden, jedoch dürfen die marktbedingten Werterhöhungen der abgesicherten Produktion und Energiebezugsverträge aufgrund der Rechnungslegungsbestimmungen nach IFRS nicht erfasst werden. Diese werden erst zum Realisationszeitpunkt verbucht und kompensieren die bereits erfassten Verluste auf den Absicherungen so über die Zeit. Dies kann aufgrund des langen Absicherungshorizonts der Alpiq mehrere, nachgelagerte Geschäftsjahre betreffen», schrieb der Stromkonzern.
Zudem belastete die ungeplante Verlängerung der Revision des Kernkraftwerks Leibstadt das Ergebnis auf Gruppenebene mit 62 Millionen Franken. Im Gegensatz dazu konnte die internationale Stromproduktion das Vorjahresergebnis übertreffen.
Das Betriebsergebnis vor Finanzierung, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wies ebenfalls einen Verlust von 77 Millionen Franken aus nach 282 Millionen Franken im Vorjahr. Ohne Sondereinflüsse hätte Alpiq einen Betriebsgewinn EBITDA von 302 Millionen Franken erzielt. Das wären 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz kletterte indes auf 7.2 Milliarden Franken nach 3.9 Milliarden im Jahr 2020.
Wegen der Explosion der Energiepreise war Alpiq in den letzten Monaten in Geldnot geraten. Der zweitgrösste Stromversorger der Schweiz hatte sogar beim Bund um Unterstützung gebeten, das Gesuch bei der Elcom dann aber wieder zurückgezogen.
Schliesslich hat sich Alpiq bei den Aktionären kurzfristig temporäre Liquidität beschafft, die sich Ende Januar 2022 auf 300 Millionen Franken belief. Zusätzlich hatte der Konzern zusätzliche Kredit- und Garantielinien mit Banken abgeschlossen und «weitreichende Massnahmen» im Energiegeschäft eingeleitet, wie er erklärte.
Zwar ermöglichen so hohe Preise Alpiq bessere Handelsmargen. Gleichzeitig muss das Unternehmen aber bei den Energiebörsen höhere Sicherheitsleistungen für die Stromproduktion aus Schweizer Kraftwerken hinterlegen.
Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise habe sich die Bilanz entsprechend verlängert, hiess es. Dadurch sank die Eigenkapitalquote im Verhältnis zur Bilanzsumme von 51,0 Prozent auf 26,2 Prozent. Das Eigenkapital belief sich per 31. Dezember 2021 weiterhin auf 3.6 Milliarden Franken. Das seien nur 203 Millionen weniger als Ende 2020.
Die kurz- und langfristigen Finanzverbindlichkeiten kletterten per 31. Dezember 2021 um 361 Millionen auf 1.6 Milliarden Franken. Der Anstieg sei in erster Linie auf die Aufnahme von kurzfristigen Darlehen zur Erhöhung der flüssigen Mittel angesichts des dynamischen Marktumfeldes zurückzuführen, schrieb Alpiq.
Dadurch erhöhte sich die Nettoverschuldung auf 675 Millionen Franken. Der Verschuldungsfaktor Nettoschulden im Verhältnis zum EBITDA vor Sondereinflüssen stieg auf 2,2. Per Ende 2021 verfüge Alpiq über eine Liquidität von rund 900 Millionen Franken. Ein Jahr zuvor waren es 1.0 Milliarden Franken.
Angesichts der Lage will Alpiq auf eine Dividende verzichten.
Für das laufende Geschäftsjahr 2022 erwartet Alpiq aus heutiger Sicht ein positives Reinergebnis (IFRS). «Die Ergebnisverschiebungen des Geschäftsjahres 2021 mit negativen buchhalterischen Effekten werden sich entsprechend in den Folgejahren zeitversetzt positiv auswirken», hiess es. (aeg/sda/awp)