Der Zuger Stromzählerproduzent Landis+Gyr leidet unter der Frankenstärke und plant daher die Verlagerung von 50 Stellen von Zug nach Korinth. Ausserdem soll nach den Vorstellungen des Unternehmens die wöchentliche Arbeitszeit befristet von 40 auf 43 Stunden erhöht werden.
Landis+Gyr will mit den Massnahmen den im internationalen Vergleich hohen Kosten am Standort Zug und dem weltweit verschärften Wettbewerbs- und Preisdruck begegnen, wie der Konzern, der 2011 von japanischen Toshiba-Konzern übernommen worden war, am Donnerstag mitteilte.
Landis+Gyr fertigt seit bald 120 Jahren in Zug Elektrizitätszähler. Im vergangenen Jahr wurden rund 280'000 Messgeräte hergestellt, die zu rund 98 Prozent ins Ausland exportiert wurden. Der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt war dabei nach Unternehmensangaben der Euro-Raum.
In den vergangenen Jahren habe das Unternehmen auch am Standort Zug kontinuierlich in die Optimierung von Prozessen und Abläufen investiert, schreibt Landis+Gyr. Die starke Aufwertung des Frankens aber belaste die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich und schränke die Planungssicherheit ein.
Daher ziehe man eine Verlagerung der Zählermontage nach Griechenland in Betracht. Von der Verlagerung wären rund 50 der insgesamt 400 Beschäftigten in Zug betroffen.
Wie es auf Anfrage hiess, ist inzwischen ein Konsultationsverfahren eingeleitet worden. Es wird damit gerechnet, dass dieses rund drei Wochen dauern wird und die Geschäftsleitung dann Mitte Mai einen definitiven Entscheid fällt. Die Verlagerung würde dann vermutlich in der zweiten Jahreshälfte durchgeführt.
Im griechischen Korinth hat Landis+Gyr seit 1973 eine Zählerfertigung. Aktuell sind dort rund 480 Beschäftigte angestellt. Mit der Verschiebung der Zählermontage von Zug nach Korinth will Landis+Gyr von den dort signifikant tieferen Kosten profitieren.
Um die Kostenstruktur weiter zu verbessern, strebt das Unternehmen zudem eine Betriebsvereinbarung mit der Arbeitnehmervertretung am Standort Zug an. Ziel ist es, die wöchentliche Arbeitszeit befristet von 40 auf 43 Stunden zu erhöhen. Sollte eine solche Vereinbarung zustande kommen, würde die Arbeitszeit vermutlich per Juni/Juli erhöht, hiess es auf Anfrage.
Darüber hinaus sollen die Mitglieder des Managements auf fünf Kompensationstage für Überstunden, die Mitglieder des oberen Managements und der Geschäftsleitung zusätzlich auf durchschnittlich fünf Prozent ihres Jahreszielgehalts verzichten.
Die Gewerkschaft Syna zeigte sich in einer Mitteilung vom Donnerstag besorgt darüber, dass ein weiteres Schweizer Traditionsunternehmen, das durch den Verkauf an Toshiba seine Eigenständigkeit verloren habe, Arbeitsplätze ins Ausland verlagere. Einmal mehr sei fast die Hälfte der Betroffenen zwischen 51 und 60 Jahre alt. Syna appellierte an die soziale Verantwortung der Geschäftsleitung.
Es mache den Anschein, dass Landis+Gyr die aktuelle Euro-Turbulenz, genau wie zahlreiche andere Firmen, dazu benutze, den Standort Zug auf Kosten der Angestellten für die Aktionäre zu optimieren, kritisierte Syna. (whr/sda)