Rieter brechen die Aufträge weg und der Spinnereimaschinenhersteller greift zum Sparhammer. Bereits im Juli hatte Rieter einen umfangreichen Stellenabbau angekündigt. Nun sollen, wie damals ebenfalls in Aussicht gestellt, noch mehr Arbeitsplätze verloren gehen.
Aufgrund der aktuellen Marktsituation seien weitere markt- und volumenbedingte Anpassungen nötig, teilte Rieter am Freitag mit. Somit dürften primär in der Produktion 400 bis 600 Stellen verloren gehen. Wie hoch der tatsächliche Abbau ausfalle, hänge von der weiteren Entwicklung bei den Bestellungen ab.
Beim Winterthurer Konzern werden somit insgesamt bis zu 900 Stellen gestrichen. Im Juli wurde der Abbau von rund 300 Stellen vor allem in verwaltenden Overhead-Funktionen in Winterthur und Ingolstadt mit dem Verweis kommuniziert, dass 400 bis 600 weitere abgebaut werden könnten. Mitte Jahr beschäftigte Rieter weltweit 5555 Mitarbeitende.
Mit dem im Juli lancierten Performance-Programm «Next Level» sei man auf Kurs, schrieb Rieter weiter. Die Konsultation mit den Arbeitnehmervertretungen in Winterthur und Ingolstadt seien abgeschlossen und ein Grossteil des dortigen Stellenabbaus werde bis Ende Jahr durchgeführt. Das Ziel des Programms sei es, den Konzern für die Zukunft profitabel aufzustellen.
Und das ist bitter nötig, denn die Auftragslage von Rieter bleibt äusserst schwach: In den ersten neun Monaten nahm der Umsatz zwar um 11 Prozent auf 1,09 Milliarden Franken zu, der Auftragseingang brach hingegen um 59 Prozent auf 452,2 Millionen Franken ein. Analysten hatten mit einem weniger deutlichen Rückgang gerechnet.
Vor allem die Nachfrage nach neuen Maschinen sei bis auf China weltweit eingebrochen, während sich das Geschäft mit Komponenten und Ersatzteilen aufgrund der nachlassenden Auslastungen in Spinnereien ebenfalls abgeschwächt habe, hiess es weiter. Eine zusätzliche Belastung seien die steigenden Zinsen und hohen Energie- und Rohmaterialkosten.
Im dritten Quartal allein gingen die Bestellungen um 44 Prozent auf 127,2 Millionen Franken zurück. Rieter geht davon aus, dass die Talsohle noch in diesem Jahr erreicht werden dürfte und im nächsten Jahr eine Markterholung einsetzt.
An den für das Gesamtjahr gesetzten Zielen hält Rieter jedoch fest: Da will der Konzern einen Umsatz auf Vorjahresniveau im Bereich von 1,5 Milliarden Franken erzielen. Rieter lebt davon, früher an Land gezogene Aufträge abzuarbeiten. Ende September stand der Auftragsbestand bei rund 900 Millionen Franken, nachdem er ein Jahr zuvor 2 Milliarden betragen hatte.
Zudem wird weiterhin eine Betriebsgewinn-Marge (EBIT) im Bereich von 5 bis 7 Prozent angepeilt. Rieter geht dabei weiter davon aus, dass für die eingeleiteten Massnahmen einmalige Restrukturierungskosten von rund 45 bis 50 Millionen Franken anfallen und das Ergebnis 2023 belasten werden.
Einen finanzielle Zustupf bringt der im September vollzogene Verkauf eines Grundstücks an der Klosterstrasse in Winterthur an die Immobilienfirma Allreal für 96,0 Millionen Franken. Daraus erwartet Rieter einen positiven EBIT-Beitrag in Höhe von 70 bis 75 Millionen Franken, wie es hiess. (rbu/sda/awp)