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Erstmals Eiswolken ausserhalb des Sonnensystems entdeckt

Könnte Wolken aus Wasser besitzen: WISE J085510.83-071442.5.
Könnte Wolken aus Wasser besitzen: WISE J085510.83-071442.5.Bild: www.psu.edu
Eiskalter Brauner Zwerg

Erstmals Eiswolken ausserhalb des Sonnensystems entdeckt

27.08.2014, 20:1228.08.2014, 11:56

Der Himmelskörper mit dem komplizierten Namen WISE J085510.83-071442.5 ist ein sogenannter Brauner Zwerg (siehe Box), und er ist nur gerade 7,2 Lichtjahre von uns entfernt. Das ist für menschliche Verhältnisse zwar unendlich fern, in kosmischen Massstäben aber weniger als ein Katzensprung: Der Braune Zwerg ist das viertnächste Sternsystem in unserer Nachbarschaft. 

Brauner Zwerg
Braune Zwerge sind «gescheiterte» Sterne: Sie sind eine Zwischenstufe zwischen grossen selbstleuchtenden Sternen und Gasplaneten, deren Masse nicht gross genug ist, damit sich in ihrem Inneren das Feuer der Kernfusion entzündet und auf Dauer erhalten bleibt. Braune Zwerge sind daher nur an ihrer schwachen Infrarotstrahlung zu erkennen, denn sie leuchten im sichtbaren Licht nicht selbst. 

Der erst in diesem Frühjahr entdeckte Stern zeichnet sich dadurch aus, dass auf ihm äusserst unwirtliche Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt herrschen: Das Quecksilber bewegt sich nur zwischen minus 48 und maximal minus 13 Grad. Das ist kälter als auf allen bisher entdeckten Braunen Zwergen. 

Wolken aus Wassereis und Sulfid

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Diese garstigen Verhältnisse bieten eigentlich optimale Voraussetzungen für die Entstehung von Eiswolken, wie das Online-Wissensmagazin Scinexx.de berichtet. Genau dies scheint tatsächlich der Fall zu sein, wie Indizien nahelegen, die Forscher von der Carnegie Institution for Science in Washington gefunden haben. 

Das Team von Astronomen um Jacqueline Flaherty wertete 151 Nahinfrarot-Aufnahmen des Magellan-Teleskops in Chile aus. Diese Daten kombinierten die Forscher dann mit chemischen Modellen möglicher Atmosphären. Das Resultat: Die ermittelten Infrarotwerte sprechen mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine Atmosphäre, die von Wolken aus Wassereis und Sulfid durchsetzt ist. 

Damit ist der Braune Zwerg mit dem sperrigen Namen der erste Kandidat ausserhalb unseres Sonnensystems, der Wolken aus Wasser besitzen könnte. Auf Himmelskörpern ausserhalb des Sonnensystems wurde bisher lediglich Wasserdampf nachgewiesen. Solche Wasser- oder Wassereiswolken wurden bisher – abgesehen von der Erde – nur in der Mars-Atmosphäre beobachtet; möglicherweise gibt es sie auch unter den Ammoniakwolken des Jupiter und Saturn. 

Allerdings können nur Spektralanalysen den neuen Fund eindeutig bestätigen. Dazu ist aber das Licht von WISE J085510.83-071442.5 für die derzeit existierenden Teleskope zu schwach – erst das James-Webb-Weltraumteleskop der NASA, das Ende des Jahrzehnts ins All geschossen werden soll, wird dies schaffen. (dhr)

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