Schwere Zeiten für Homöopathen und ihre vermeintliche medizinische Wunderwaffe, die Globuli. Die unrühmlichen Schlagzeilen jagen sich, die Skepsis gegenüber den ominösen Zuckerkügelchen, die keinen Wirkstoff enthalten, wächst.
Beginnen wir mit dem aktuellsten Fall aus den USA. Dabei geht es zwar nicht primär um die Frage, ob Globuli wirken, der Vorfall hat aber eine Grundsatzdiskussion ausgelöst.
Konkret: Die amerikanische Arzneisicherheits-Behörde FDA untersucht aktuell den mysteriösen Tod von zehn Kleinkindern, die durch Medikamente gestorben sind. Alle Indizien sprechen dafür, dass Globuli für den Tod verantwortlich sind.
Auf den ersten Blick ist dies ein Widerspruch in sich selbst. Wie sollen Kügelchen, die wegen der endlosen Verdünnung keinen Wirkstoff mehr enthalten, Kinder vergiften können?
Analysen der FDA haben folgendes Bild ergeben: Homöopathen verabreichten zahnenden Kleinkindern Globuli auf der Basis der hochgiftigen Schwarzen Tollkirsche, die das Gift Atropin enthält, das einen Atemstillstand bewirken kann. Diese Mittel sollen die Schmerzen lindern. Apotheken verkaufen die homöopathischen Mittel unter dem schönen Namen Belladonna.
Untersuchungen von Belladonna-Kügelchen haben gezeigt, dass manche das Gift enthalten, wenn auch in kleinen Mengen. Täglich verabreicht können sie aber offensichtlich eine tödliche Wirkung entfalten.
«Die Reaktion von Kindern unter zwei Jahren auf die Inhaltsstoffe der Schwarzen Tollkirsche sind unvorhersehbar und stellen ein unnötiges Risiko für Babys und Kleinkinder dar», sagte Janet Woodcock von der FDA. Aufhorchen lässt dann ihre Aussage, der Behörde sei kein gesundheitlicher Nutzen der Globuli bekannt.
Konkret: Ausreichend verdünnt entfalten homöopathische Mittel keine Heilwirkung, unsachgemäss hergestellt können sie aber tödlich wirken. Die FDA entdeckte neben den zehn Todesfällen 400 weitere Berichte von Ärzten und Spitälern, die ebenfalls gefährliche Nebenwirkungen wie Krämpfe, Fieber, Kurzatmigkeit und Lethargie dokumentierten.
Das Problem dabei: Jeder Quacksalber kann homöopathische Mittel herstellen, die Kontrolle ist ungenügend. Denn Globuli gelten in vielen Ländern nicht als Heilmittel, weil sie eben keine Wirksubstanz enthalten. Wird aber bei der Verdünnung gepfuscht, können die Zuckerkügelchen halt doch Schwarze Tollkirschen, Arsen, Blei, Kakerlaken, Walkot und vieles mehr enthalten.
Die Homöopathie steht aktuell auch im Gegenwind, weil sich die kritischen Stimmen mehren. Die Liste der Bücher, die die Methode entlarven, wächst laufend.
Vor allem wenden sich in jüngster Zeit einst glühende Verfechter von der umstrittenen Methode ab. Der bekannteste ist der emeritierte Professor für Alternativmedizin Edzard Ernst.
Für Aufruhr in der Szene sorgt auch die deutsche Homöopathin Natalie Grams mit ihrem Buch «Homöopathie neu gedacht – Was Patienten wirklich hilft». Nachdem sie grundsätzliche Zweifel beschlichen hatten, setzte sich die Autorin intensiv mit den Grundlagen der Homöopathie auseinander, gab ihre Praxis auf und schrieb das kritische Werk.
Zum «Erfinder» der Homöopathie Samuel Hahnemann sagte sie: «Er dachte, dass das Schütteln der Substanzen sie geistigartig werden lasse – das ist Quatsch.» Und: «Ich habe alles zu wenig hinterfragt – bei der Homöopathie lebt es sich wie in einer Seifenblase.» Seither wird Grams übel beschimpft und als Nestbeschmutzerin behandelt – auch von den Homöopathie-Verbänden.
Am härtesten trifft die Vertreter der Homöopathie aber die Kritik von Gesundheitsbehörden. So hat die australische Regierung die Wirksamkeit der Globuli grundsätzlich verneint. Die amerikanische Verbraucherschutzbehörde verlangt von den Herstellern homöopathischer Mittel Belege für ihre Gesundheitsversprechen oder einen Nachweis der Wirksamkeit.
Noch deutlicher wurden russische Behörden vor wenigen Tagen, die Homöopathie als Pseudowissenschaft einstuften. In der Schweiz hingegen steht die Methode unter «Artenschutz». So hat die Uni Zürich die Homöopathin Claudia Witt als Professorin für Komplementärmedizin engagiert. Und viele Homöopathen sind von den Krankenkassen anerkannt, ihre Patienten können die Behandlungen abrechnen.
Einmal mehr fehlt uns der Mut, genau hinzuschauen und allenfalls unpopuläre Massnahmen zu treffen.
Sollen die Esoteriker diesen Schwachsinn konsumieren und dafür die Prämien zahlen. Ich bin dafür diesen Schrott aus der KK-Leistungs-Liste zu streichen.