In den USA hat sich eine zweite Krankenschwester mit dem tödlichen Ebola angesteckt. Die Nachricht ging um die Welt, nachdem ihr Landsmann Barack Obama die Welt dazu aufgerufen hatte, mehr gegen die Ausbreitung des tödlichen Virus zu tun.
Spätestens seit der Ansteckung einer Krankenschwester in einem spanischen Spital ist auch Europa alarmiert. Sie soll sich in der Zwischenzeit auf dem Weg der Besserung befinden. Erst gestern starb in Leipzig ein aus Afrika nach Deutschland evakuierter UNO-Mitarbeiter an Ebola.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte ihrerseits vor wöchentlich bis zu 10'000 neuen Ebola-Fällen in Westafrika.
Heute Donnerstag wollen die EU-Gesundheitsminister über schärfere Kontrollen an den EU-Grenzen beraten. Auf Europas grösstem Flughafen, London Heathrow, werden seit Wochenbeginn Reisende aus den betroffenen westafrikanischen Ländern auf ihre Gesundheit getestet.
Bis Ende Woche sollen auch Passagiere auf dem Flughafen Gatwick und auf den Bahnhöfen für die Eurostar-Züge kontrolliert werden. Grossbritannien ist das einzige EU-Mitgliedsland, das derartige Kontrollen vornimmt. Frankreich will Reisende aus Guinea strenger überprüfen.
Auch in der Schweiz ist man sensibilisiert und bereitet sich auf Ebola-Fälle vor: Im Basler Universitätsspital wurden der Öffentlichkeit gestern zwei Isolationszimmer präsentiert, in denen Ebola-Patienten behandelt werden können.
Mit ihrem Gang an die Öffentlichkeit wollen die Ärzte vor allem eines tun: beruhigen. Das tun sie und die Gesundheitsbehörden des Landes auf allen Kanälen.
Etwa mit dem Hinweis, dass Grippe oder Masern für die Bevölkerung eine grössere Gefahr darstellen als Ebola. Der Bundesrat überlegt sich seinerseits, einem Aufruf der UNO zu entsprechen und Schweizer Soldaten und Armeehelikopter nach Afrika zu schicken.
Der WHO bereitet vor allem die weitere geografische Ausbreitung des Virus in Westafrika Sorgen. Die UNO-Organisation hofft, bis Dezember eine Trendumkehr bei den Neuansteckungen zu erreichen.
Die Behörden wirken nervös, die Bilder aus Afrika und Schreckensnachrichten dazu rufen bei uns Bilder von Horrorszenarien aus Katastrophenfilmen hervor.
Trotzdem kein Grund zur Panik, wie die nachfolgenden Antworten auf die drängenden Fragen zeigen:
Nein. Viren sind zwar hoch entwickelte Organismen, von welchen so manch einer die Menschheit überleben wird. Möglicherweise auch Ebola. Als Urträger wird eine Flughunde-Art vermutet. Andere Träger, wie etwa Affen, rafft das Virus wie den Menschen dahin. Je nach Virenstamm – fünf davon sind bekannt – besteht für Menschen eine Mortalität von bis zu 90 Prozent. Das Virus stirbt also mit seinem Wirt aus.
Bisher gibt es keine Toten zu beklagen, die sich in Europa angesteckt haben. Die bisherigen Ebola-Toten in Europa waren aus Afrika evakuierte Missionare und ein UNO-Mitarbeiter. Zu den Ansteckungen in den USA und in Spanien kam es aus mangelnder Vorsicht. Fehler sind schnell passiert und lassen sich kaum verhindern, wenn medizinisches Personal nicht die nötige Sorgfalt walten lässt. Denn das Virus ist hoch infektiös. Was den Behörden aber grössere Sorgen bereitet, ist die weitere Ausdehnung des Virus in Westafrika. Helfer hinken mit der Einrichtung fundamental wichtiger Isolierstationen dem Virus hinterher.
Sie hat vor allem kulturelle Gründe, liegt aber auch an verbreitetem Misstrauen: Häufig infizieren sich Menschen bei Begräbnissen von verstorbenen Ebola-Patienten, weil es bei solchen nicht selten zu Körperkontakt zwischen den Trauernden und den hochansteckenden Toten kommt. In Westafrika war Ebola vor der jetzigen Epidemie kaum bekannt. Manche Menschen trauen den Ärzten nicht und melden Verdachtsfälle und Tote zu spät oder gar nicht. Kommt hinzu, dass es in den kriegszerrütteten Staaten Liberia und Sierra Leone sowie dem armen Guinea an nötiger Infrastruktur und Mitteln fehlt. Damit steigt letztlich die Gefahr, dass Reisende das Virus in weitere Länder oder auf andere Kontinente schleppen. Prognosen gehen davon aus, dass die derzeitige Epidemie noch Monate dauern wird. Ein Ebola-Ausbruch wird gemäss Ärzte ohne Grenzen erst für beendet erklärt, wenn 42 Tage lang kein neuer Fall registriert wird.
Objektiv gesehen: nein. Was uns gehörigen Schrecken einjagt, ist der grausame Tod, der Ebola-Patienten ereilt. Doch auch die Vorstellung isoliert zu werden, im Wissen, kaum zu überleben, ist erschreckend. Die spanische Krankenschwester, die isoliert werden musste, erfuhr gemäss eigenen Angaben erst aus den Medien davon, dass sie an Ebola erkrankt war. Man stelle sich diesen Moment vor: Man ist allein und erfährt aus einem Fernsehbericht von seiner tödlichen Krankheit. Aus menschlicher Sicht verständlich deshalb, wenn sich manche an Ebola erkrankte Menschen in Afrika wehren, isoliert zu werden. Ausserhalb der betroffenen Gebiete müssen Privatpersonen keine besonderen Schutzmassnahmen treffen.
Waren Sie drei Wochen vor Beginn der Symptome nicht in einem der westafrikanischen Länder, in welchen Ebola von Mensch zu Mensch übertragen wird, und hatten Sie keinen Kontakt zu einem an Ebola erkrankten Menschen, so verhalten Sie sich gleich, wie Sie es bei einer Grippe tun. Solange Sie keinen Verdacht hegen, dass Sie sich in einem der betroffenen Länder oder bei einem lebenden oder verstorbenen an Ebola erkrankten Menschen angesteckt haben könnten, ist ein Arztbesuch unnötig. Vermutet ein Arzt einen Ebola-Fall, dann weiss er, was zu tun ist. Das Virus kann etwa mittels Speichel- oder Bluttest nachgewiesen werden.