2016 ist das Jahr, in dem alle Frauen endlich erfahren, wie ihre Klitoris wirklich aussieht. Dankt Odile Fillod. Sie hat die erste dreidimensionale Klitoris geschaffen.
Die französische Wissenschaftlerin will ihr originalgetreues Modell an die Schulen des Landes verteilen, um den Sexualkundeunterricht zu verbessern, ihn von all den Mythen um das weibliche Geschlechtsorgan befreien, die noch immer in den Aufklärungs- und Wörterbüchern dieser Welt weiterleben.
Die Klitoris ist nämlich nicht nur eine kleines Böhnchen von eins bis zwei Zentimetern. Sie beschränkt sich nicht nur auf diesen winzigen, sichtbaren und sensiblen Teil, wie es der Duden schreibt.
Die sogenannte Eichel, die der Duden beschreibt – ist nur die Spitze des Eisbergs und macht gerade mal einen Zehntel des Gesamtvolumens der Klitoris aus. Die zwei dazugehörigen sechs bis neun Zentimeter langen Schenkel reichen tief ins Innere der Frau.
So als Eselbrücke könnte dieses Bild von Nessi dienen: Man sieht nur das Köpfchen, doch was unter der Wasseroberfläche steckt, können wir nur erahnen ...
Die Klitoris ist also mehr als das, was wir sehen. Und weil sie die Vagina sozusagen umringt, kann jede Frau durch Penetration, also durch vaginale Stimulation, potentiell zum Orgasmus kommen.
Mit dem dreidimensionalen Modell vor Augen, kann nun auch ganz einfach der noch immer umhergeisternde Mythos des vaginalen Orgasmus zerstört werden: Denn ein von der Klitoris unabhängiger Orgasmus ist rein anatomisch gar nicht möglich. Die Vagina selbst besitzt kaum Nerven. Die Lustgefühle werden also auch bei der Penetration durch die Nervenenden der Klitoris ausgelöst, die in den Vaginalwänden sitzen.
Darum merkt euch: Nicht die Vagina ist das weibliche Pendant zum Penis. Es ist die Klitoris.
Odile Fillod sieht in ihrem 3D-Klitoris-Modell die Chance, das weibliche Geschlechtsorgan endlich dem Penis ebenbürtig darzustellen. Die Klitoris habe zwar denselben embryologischen Ursprung wie der Penis und funktioniere sogar auf die gleiche Weise (die Schwellkörper füllen sich mit Blut), das heisse aber nicht, dass sie im Sexualkundeunterricht gleich behandelt werden, sagt die Wissenschaftlerin gegenüber Vice.
Eine französische Studie vom Haut Conseil à l'Égalité hat die Qualität der Sexualkunde in Frankreich ausgewertet und kam zum Schluss:
Dazu kommt, dass der grosse Teil der Klitoris sein Dasein im Verborgenen fristet, was dazu führt, dass sogar der Duden und der Oxford Dictionary ihn einfach übergehen.
Freuen wir uns also auf eine Zukunft, in der die sexuelle Lust beider Geschlechter thematisiert wird. Eine Welt, in der wir unseren Kindern eine treffende Antwort liefern können, wenn sie sich fragen, warum Mami kein «Pfiffeli» hat: Die Klitoris ist wie ein innerer Penis. Während der Penis wie eine äussere Klitoris ist.
*Einige Studien belegen, dass der weibliche Orgasmus die Chancen auf eine Befruchtung erhöht. Darüber herrscht aber keine Einigkeit.
(rof via The Guardian, Vice)